Essen.. “Keine Polizei“ heißt der Tatort, der am Sonntagabend in der ARD läuft. Der Krimi erzählt eine spannende Geschichte, die leider zu früh aufgelöst wird. Dem Fernseh-Junkie ist schnell klar: Mit einer kleinen Nebenrolle gibt sich Katharina Wackernagel nicht ab.
Sie gehen mal wieder ins Veedel. Diesmal in den Norden, in den Klingelpützpark. Da, wo Jugendliche große, athletische Sprünge hinlegen. Immer schön synchron. Wo die Erwachsenen schon lange nicht mehr hüpfen. Wo sie sich maximal zum kollektiven Bier treffen, ausgemergelte Gestalten, die vom Leben nicht mehr viel erwarten. Auch keinen Toten zu ihren Füßen.
Doch dann liegt er da, dieser Rentner, der scheinbar keine sozialen Kontakte pflegte. Ein Mann, der sich sein Altersgeld bei gelegentlichen Nachtschichten im benachbarten Fordwerk ein wenig aufbessern muss.
Kein leichter Job für Max Ballauf (Klaus J. Berendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Denn schnell stellen sie fest: Der Tote im Park war nicht einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, er gehört in einen größeren Zusammenhang. Daniel (Janusz Kocaj), der Sohn des Bauunternehmers Markus Wächter (Thomas Heinze), wurde gekidnappt.
Mehr Mut zu Namenlosen wäre spannender
„Keine Polizei“ (ARD, 20.15 Uhr) fordern die Entführer. Und eine Million. Da die Entführung Parallelen zu einem früheren Fall aufweist, rollen Schenk und Ballauf den noch einmal auf, besuchen das frühere Opfer Elmar Schmitz-Thom (Oliver Bröcker) und dessen Frau Heike (Katharina Wackernagel).
Drehbuchautor Norbert Ehry hat versucht, einen spannenden, wendungsreichen Krimi abzuliefern. Das ist ihm – trotz einiger Längen und Behäbigkeiten bei der Umsetzung – größtenteils auch gelungen. Allerdings haben sich die Besetzungs-Verantwortlichen ein Eigentor geschossen.
Katharina Wackernagel spielt keine Nebenrolle
Die wunderbare Katharina Wackernagel, die in diesen Tagen inflationär häufig – Donnerstag in „Schuld der Erben“ und „Ken Folletts Eisfieber“, Sonntag im „Tatort“, demnächst in „Stralsund“ – auf dem Bildschirm auftaucht, spielt eigentlich keine kleine Nebenrolle. Sich nur beherzt um den traumatisierten Ehemann und das bisschen Büro zu kümmern, das nimmt man der Frau nicht ab. Das reicht einer Wackernagel nicht, weiß man als Fernseh-Junkie. Dem Betrachter wird schnell klar: Diese Geschichte dreht sich noch einmal.
Das ist die Crux mit den vielbeschäftigten Schauspielerinnen: Sie werden berechenbar, können die beste Geschichte alleine durch ihre Präsenz auflösen. Mut zu Namenlosen wäre da spannender.