Essen. . „Deutschland sucht den Superstar“ wird immer jünger. Bei „DSDS Kids“ dürfen sich jetzt auch Kinder mit Gesangstalent von Dieter Bohlen beurteilen lassen. Der ist dabei aber deutlich netter. Süße Jungs sind aber auch in der Kinderausgabe im Vorteil. Und 8-jährige Mädchen, die singen wie internationale Superstars.
Die DSDS-Bühne ist noch warm vom Finale am vergangenen Samstag, als Luca Hänni zu Deutschlands neuem Superstar gekürt wurde, da geht Dieter Bohlen mit seiner Talente-Auslese schon in die nächste Runde. Bei „DSDS Kids“ sind die Kandidaten allerdings deutlich jünger und Dieter deutlich netter. Außerdem müssen die Mädchen keine mörderisch hohen High-Heels tragen. Und es wird ganz viel geknuddelt. Das war es aber auch schon mit den Unterschieden, denn gewinnen wollen sie alle.
Eine Talentshow für Kinder – da schwirren einem unwillkürlich Bilder von Michael Jackson, Macaulay Culkin und Britney Spears durch den Kopf – jeweils als niedlicher Kinderstar und als tragisches Drogen-/Medikamentenopfer. Dementsprechend laut war die Kritik an der Serie im Vorfeld, wird doch auch das „große“ DSDS schon seit der ersten Staffel immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, es sei menschenverachtend und die Teilnehmer würden nur vorgeführt. Daher bemühten sich die Macher und die Jury in der ersten „DSDS Kids“-Show wohl auch um besonders viele nette Worte, Komplimente und eine knallbunte Mini-Playback-Show-Atmosphäre. Moderator Daniel Aßmann versprach: „Vor unserer Jury braucht niemand Angst haben.“ Schwer zu glauben, wenn man die Sprüche kennt, die Dieter Bohlen seinen Kandidaten ansonsten um die Ohren haut.
Mit Dana Schweiger die Mutter eines Kinderstars in der DSDS-Kids-Jury
Flankiert wurde der fiese Bohlen dieses Mal von zwei Kolleginnen: Michelle Hunziker und Dana Schweiger, beide medienerfahrene Mütter. Die Tochter von Dana und Til Schweiger, Emma, ist selbst schon eine kleine Berühmtheit, weil sie öfter an der Seite ihre Vaters spielte, etwa in „Keinohrhasen“ oder „Kokowääh“. Drei Eltern, eine davon die Mutter eines Kinderstars, sollten den Zuschauern wohl das Gefühl geben: Die kennen sich aus mit Kindern, wird schon nicht so knallhart werden.
Und so kam es dann auch. Dana Schweiger und Michelle Hunziker waren nach den Auftritten abwechselnd zu Tränen gerührt, gänsehautüberzogen oder einfach sprachlos, in jedem Fall aber total begeistert. Dieter Bohlen hielt sich ebenfalls mit seiner Kritik zurück oder formulierte sie ganz sanft. Etwa bei Usher-Verschnitt Timmy, der den Einstieg verpasste: „Das war sehr professionell, wie du über den Hänger hinweggekommen bist.“ Meistens war aber auch der Oberjuror nur vollkommen begeistert, zum Beispiel von der quirligen Skyla (9): „Du bist so süß und so niedlich!“ Nach jedem Lied durften die Kandidaten die Jurymitglieder ausgiebig herzen und drücken. Auch das hat es so bei DSDS noch nicht gegeben.
Dieter Bohlen castet Kinder
Wenn sich achtjährige Mädchen Sorgen um ihre Zukunft machen
Inwiefern es nur um den Spaß am Auftritt ging oder echtes Konkurrenzdenken, das war von Kandidat zu Kandidat unterschiedlich. Der blonden Skyla oder dem 13-jährigen Julius schien es nicht viel auszumachen, dass sie von den Anrufern nicht für das Finale ausgewählt wurden. Julius, der in seiner eigenen Band spielt, hatte sich das Lied „Lazy Song“ von Bruno Mars ausgesucht und genoss seinen Auftritt vor einem riesigen Publikum sichtlich. „Für dich ist das hier eine große Party, du hattest richtig Spaß“, stellte dann auch Michelle Hunziker fest. Andere Teilnehmer, wie etwa die zehnjährige Erisa, weinten bitterlich in Mamas Armen, als ihr Name bei der Entscheidung nicht genannt wurde.
Schließlich gibt es bei „DSDS Kids“ einen richtigen Preis zu gewinnen. Zwar keinen Plattenvertrag, sondern ein etwas bodenständigeres Ausbildungsstipendium, aber immerhin. Sogar die niedliche Alysha, acht Jahre alt und im Finale, weiß: „Das ist auch eine große Chance für mich, da mitzumachen.“ Entweder wurde ihr dieser Satz von der Regie in den Mund gelegt oder es ist einfach nur schade, dass sich achtjährige Mädchen schon Sorgen um ihre Zukunft machen.
Wuschelkopf Alysha (sie hatte „Tik Tok“ von Kesha gesungen) darf in der Finalshow noch einmal auftreten, ebenso wie der elfjährige Timmy und der zwölfjährige Besnik, der wohl der beste Sänger an diesem Abend war. Ältere Mädchen wie Pina (13) oder Selina (11) waren trotz toller Leistungen chancenlos. Sie trafen offenbar weder den Geschmack zehnjähriger Mädels mit eigenem Handy, noch konnten sie mit einem niedlichen Kindergesicht überzeugen. Ihnen bleibt wohl nichts anderes übrig, als sich in ein paar Jahren für das richtige, harte DSDS-Casting anzumelden, bei dem dann auch der Dieter Bohlen gar nicht mehr so nett ist.