Essen. . Ein kleiner Film über große Menschen, das ist Hesses „Die Heimkehr“, am Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten. Zu sehen sind stilsichere Bilder vor historischer Kulisse und am Ende singt Udo Lindenberg dem Dichter ein Lied. Es ist eine schöne Erinnerung an Hesse, der vor 50 Jahren gestorben ist.

Wie erinnert man an den 50. Todestag eines Literaturnobelpreisträgers? Die ARD geht im Falle Hermann Hesses einen ungewöhnlichen Weg. Denn Jo Baiers subtile Kleinstadtstudie stößt eine Tür auf, weitab der Popularität von „Steppenwolf“ und „Siddharta“. Hermann Hesse kommt die Verfilmung einer wenig bekannten Erzählung gleichwohl nah. Dass alles, wovon er erzählt, erfahren ist, daran hat man wenig Zweifel.

Der Würgegriff schwäbischen Biedersinns

Es ist August Zirner, der uns nach der kurzen Fahrt in einer schnaufenden Lokomotive als August Staudenmeyer mit in sein Heimatstädchen nimmt. Einst ergriff August die Flucht, dem Würgegriff schwäbischen Biedersinns zu entfliehen. Nun kehrt er reich aus Amerika und Russland zurück. Der einstige Quertreiber ist ein gemachter Mann; kein Wunder, dass ihn niemand mehr erkennt.

Die Zeit, die sich Jo Baier für Hermanns Hesses ganz eigene und sehr kritische Sicht auf das alte Motiv vom verlorenen Sohn nimmt, sie ist die große Qualität dieser Verfilmung. So stilsicher seine Bilder vor historischer Kulisse sind: Es ist beileibe kein Ausstattungsschinken. Die Ruhe der Erzählung gibt den Figuren Raum. Den Honoratioren, die sich an den einst Verachteten anwanzen, dem verzweifelten Außenseiter und Maler (Oliver Stokowski), dem August wieder Mut macht. Und der Frau, die alle heimlich begehren und zugleich in traditionsreicher Doppelbödigkeit an den Rand der Gemeinschaft gedrängt haben: Heike Makatsch spielt Katharina Entriß mit klugem Gespür für die Heucheleien trauter Heimat...

Plötzlich singt Lindenberg

„Die Heimkehr“ (2. Mai, 20.15 Uhr, ARD) ist eine schöne Erinnerung an Hesse, ein kleiner Film über große Menschen. Selbst wenn es am Ende anachronistisch wird, bleibt man bei ihnen: Da singt plötzlich Udo Lindenberg dem Dichter ein Lied: The River. Solche Liebeserklärung presst man in kein historisches Kostüm.

Im Anschluss folgt um 21.45 Uhr die ARD-Dokumentation „Hermann Hesse Superstar“.