Berlin. ZDF-Chef Thomas Bellut setzt den Gottschalk-Nachfolger Markus Lanz unter Druck. “Wetten, dass..?“ soll weiter ein Zugpferd des Senders bleiben. Deshalb liegt die Messlatte zum Start der Show im Oktober bei mindestens acht Millionen Zuschauer.

Thomas Bellut kann kurz, knapp, klar. Der seit März amtierende ZDF-Intendant benannte in Berlin die Baustellen des öffentlich-rechtlichen Senders. Es gibt gleich drei: Ein Jahresmarktanteil von zuletzt nur 12,1 Prozent ist mau. Die Mainzelmänner senden vorwiegend für die Generation Silberhaar. Und obendrein muss der Sender sparen. Was tun? Als härteste Konkurrenz sieht der Chef des Zweiten das Erste - "in allen Genres". Marktführer RTL kann er nicht einholen und will es auch nicht. Er peilt Publikumserfolge an - aber nicht um jeden Preis.

Bellut fordert acht Millionen Zuschauer Minimum für "Wetten, dass..?"

Einer jedoch steht unter starkem Erfolgsdruck: Markus Lanz. Bellut machte dem Nachfolger von Thomas Gottschalk als Moderator von "Wetten, dass..?" die Vorgabe, mit dem Neustart der Show im Oktober mindestens acht Millionen Zuschauer zu holen.

Bellut räumte ein, dass dem ZDF zukunftsträchtige Familienserien fehlen. Derzeit setzt der Sender auf Traditionsformate wie "Forsthaus Falkenau". Anders läuft aus - etwa "Unser Charly". Neues soll es auch bei Krimis geben. Dabei denkt Bellut an hochwertige Formate wie die hochgelobte Serie "KDD - Kriminaldauerdienst". Neue Formate sollen sich nach Belluts Vorstellungen bei der Darstellung von Gewalt zurückhalten. Das ermögliche eine Altersfreigabe ab zwölf Jahre - und damit einen Sendeplatz vor 22 Uhr.

Joko und Klaas als Faustpfand des ZDF

Handlungsbedarf sieht Bellut auch bei den Shows. Er setzt auf frische Köpfe wie Oliver Welke und das Team der "heute-show" sowie Joko und Klaas, die sich bei ZDFneo einen Namen gemacht haben. Andere neue Formate seien noch nicht so erfolgreich wie erwartet, sagte Bellut, ohne Jörg Pilawa zu nennen. Pilawa hatte beim Ersten überdurchschnittlichen Erfolg. Das ZDF-Publikum jedoch fremdelt mit Formaten wie "Rette die Million!".

Schwer tut sich das ZDF auch bei der Information, eine der klassischen Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Veränderungen sind laut Bellut bei "heute" um 19 Uhr notwendig. Allerdings sprach er sich dagegen aus, die Nachrichtensendung der eher bunten Tageszusammenfassung von "RTL aktuell" anzugleichen. Mehr Zuschauererfolg bei den Dokus verspricht sich Bellut von Sendungen wie dem knallhart recherchierten Karstadt-Report mit Nachrichtenwert. Künftig soll es einmal im Monat ein derartiges Format geben.

Fußball statt Spielfim-Pakete

Erwartungsgemäß rechtfertigte Bellut den Erwerb der TV-Rechte für die Champions League. Die Fußball-Spiele der Königsklasse kostet das ZDF pro Saison mehr als 50 Millionen Euro. Durchschnittlich eine Million mehr Zuschauer als bei Sat.1 erwartet Bellut bei den Übertragungen, die nach der Sommerpause im Zweiten laufen. Das ZDF werde stärker als die Nr. 4 des TV-Marktes als Sportsender wahrgenommen. Fußball finanziert der Sender laut Bellut durch einen Verzicht auf Spielfilm-Pakete. Diese Preise dafür liegen ihm zufolge in vergleichbaren Größenordnungen.

Wie sich das mit den Sparzwängen verträgt, die sich aus den Vorgaben der Finanzkommission KEF und den mittelfristig erwarteten Gebühren-Einnahmen verträgt, blieb ungeklärt. Bellut erwartet mittelfristig keinen Anstieg der Gebühren-Einnahmen. Für den Fall kurzfristiger Mehreinnahmen sprach er sich für eine Senkung der Rundfunkgebühren aus. Werbung indes will Bellut weiter senden.

300 Stellen sollen beim ZDF wegfallen

Dazu kommt der Spardruck der KEF. Die Kommission mahnte einen Stellenabbau an. 300 von insgesamt 6000 Vollzeitstellen sollen bis 2016 wegfallen, davon 100 über Frühverrentung. Betriebsbedingte Kündigungen gibt es nicht. Bellut liegt daran, junge, kreative Mitarbeiter zu halten.
Sie geben dem Sender Impulse für die angepeilte Verjüngung des ZDF-Publikums. Derzeit liegt es bei 61 Jahren. Es soll binnen drei Jahren von 60 sinken.

Allerdings arbeiten junge Freie oft bei den medienpolitisch umstrittenen Digitalkanälen ZDFneo, ZDFinfo und ZDFkultur. Bellut stellt die Sender auf den Prüfstand. Im Herbst soll entschieden werden, welcher Sender bleibt. Dabei machte Bellut klar, dass es selbst bei dem öffentlich unbemerkten Sender ZDFkultur Formate mit Potenzial gebe. Namentlich nannte er den Talk von Jan Böhmermann und Charlotte Roche.