Mainz. . Der neue ZDF-Intendant Thomas Bellut kündigt an, mehr jüngere Menschen vor den Bildschirm locken zu wollen. Zurzeit liegt der Altersdurchschnitt der ZDF-Zuschauer bei 61 Jahren. Doch zuerst muss er Sparmaßnahmen durchsetzen. Bellut verspricht: Der Personalabbau soll nicht nur Jüngere treffen.

Blauer Himmel, laues Lüftchen, alle Vögel sind schon da: Selten wurde der Lerchenberg seinem Namen mehr gerecht als am Freitag. Frühling in Mainz. Dem Publikum des ZDF verspricht Intendant Thomas Bellut einen zweiten Frühling. Bei seinem Amtsantritt kündigte der Senderchef eine Verjüngung des Hauptprogramms an. Derzeit liegt der Altersschnitt des Publikums bei 61. In drei Jahren soll er niedriger liegen.

Bellut löst Markus Schächter ab

Obwohl Bellut und seinen Vorgänger Markus Schächter nur fünf Lebensjahre trennen, scheint eine Generation zwischen beiden Medienmännern zu liegen: Der 62-jährige Pfälzer taktierte ruhig, seine Kritiker nannten es ängstlich. Der 57-jährige Osnabrücker setzt auf Veränderungen, Schnitte, Tempo und zwar gleich bei seinem ersten Auftritt in neuer Funktion.

Dem fürs Programm zuständigen Fernsehrat erklärte Bellut sein Konzept in exakt sechs Minuten. Die anschließende Pressekonferenz dauerte nur 24 Minuten. So kennen ihn seine Mitarbeiter: immer zügig. Bellut kommt schnell auf den Punkt.

Sparmaßnahmen sollen nicht nur die Jungen treffen

Die Rednerpulte von Bellut und Fernsehratschef Ruprecht Polenz standen nahe beieinander. Ein Bild mit Symbolwert: Der Erste beim Zweiten wirbt bei den anstehenden Entscheidungen um die Unterstützung der Gremien. Bellut braucht sie. Er muss auch Grausamkeiten durchsetzen. Die für die Finanzen der Öffentlich-Rechtlichen zuständige Kommission KEF verlangt vom ZDF Personalabbau. Bellut will die Vorgaben „in einem vertretbaren Maß“ umsetzen und „über eine längere Strecke“. Zudem sollen die Sparmaßnahmen nicht nur junge Mitarbeiter treffen.

Sparen will Bellut auch durch weitestgehenden Verzicht auf Doppel-Übertragungen von ARD und ZDF. Das Silvesterkonzert, schlägt er dem Ersten vor, solle abwechselnd übertragen werden. Blaues Blut sorgt künftig nicht mehr für böses Blut; royale Doppelpacks der Öffentlich-Rechtlichen entfallen.

Erste und Zweite sind Hauptkonkurrenten

Dennoch bleibt das Erste erklärtermaßen Hauptkonkurrenz des Zweiten: „Mit seiner zentralen Organisation und der damit verbundenen großen Flexibilität hat das ZDF als der nationale Sender den Anspruch, im Qualitätswettbewerb die Nummer eins im deutschen Fernsehen zu sein.“

Nebenbotschaft: Marktführer RTL hält Bellut für uneinholbar. Hauptkampfplatz um die Gunst des Publikums bleibt für ihn der Hauptabend ab 20 Uhr. Im Vorjahr und auch im ersten Quartal dieses Jahres sei das ZDF die Nummer eins zur besten Sendezeit, und dabei will es Bellut, bitte schön, belassen.

Joko & Klaas ziehenbei den jungen Leuten

Von den drei Digitalkanälen ZDFneo, ZDFinfo und ZDFkultur will Bellut nicht ablassen. Im Gegenteil: Den Nischensendern gibt er vor, jährlich zehn Prozent mehr junges Publikum zu locken. Was er nicht sagt: Wer die Jungen erfolgreich bei den Kleinsendern lockt, lässt auch das Hauptprogramm nicht alt aussehen.

Einer hat’s schon vorgemacht: ZDFneo-Chef Norbert Himmler, Jahrgang 1971, punktete mit der US-Kultserie „Mad Men“ und gab Spaß-Moderatoren wie Joko & Klaas eine Chance. Am Freitagnachmittag rückte der Mainzer auf: Der fürs Personal zuständige Verwaltungsrat wählte Himmler zum Programmchef. Sein Vorgänger war Thomas Bellut.