Essen. . Friederike Kempter ist die kleine, süße Blonde im Hintergrund: Seit acht Jahren assistiert sie ihrem Chef Axel Prahl im „Münster“-Tatort. Dabei kann die Schauspielerin viel mehr, wie sie im „DerWesten“-Interview verrät.

Sie ist noch nie befördert worden, seit acht Jahren nicht. Dennoch hadert Friederike Kempter nicht mit ihrem Schicksal. Im Gegenteil: Als ewige Jung-Polizistin Nadeshda Krusenstern ist die 32-jährige Blondine mit den blauen Kulleraugen unverzichtbar im Tatort“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) in Münster. Mehr noch: Gemeinsam mit dem Team ist sie sogar für einen Grimme-Preis nominiert.

In der ersten deutschen Eigenproduktion von Turner

Wir erreichen die gebürtige Stuttgarterin in ihrer Wahlheimat Berlin. Gerade hat sie für die erste deutsche Eigenproduktion des Bezahlsenders Turner vor der Kamera gestanden. Kempter zeigt, wie bei „Ladykracher“ und „Wochenschau“, ihr komisches Talent. „Add A Friend“ heißt die SitCom. Der Titel spielt mit einem Begriff aus den sozialen Netzwerken im Internet: „Füge einen Freund hinzu“. Kempter: „Es geht darum, dass die Hauptfigur Felix, gespielt von Ken Duken, einen Autounfall hatte und für längere Zeit nicht aus dem Bett kommt. Von seinem besten Freund bekommt er einen Laptop, und er fängt an, zu seinen Eltern und zu alten Freunden Kontakt zu halten.“ Über ihre eigene Rolle sagt Kempter: „Ich spiele eine Frau namens Julia, die Felix seit seinem Abitur nicht mehr gesehen hat. Sie waren in ihrer Schulzeit befreundet, Felix war sogar in sie verliebt.“

Sie ist – im besten Sinne – eine Netzwerkerin

Kurzum: Die Serie zeigt Kempter – im besten Sinne – als Netzwerkerin. Genau das ist ihr Job in der 21. Folge des „Tatortes“ in Münster. Diesmal spielen Regisseur Manfred Stelzer und sein Drehbuch-Duo Stefan Cants und Jan Hinter mit dem russischen Hintergrund von Axel Prahls charmanter Assistentin. Sie treibt die Nebenhandlung: Eine russische Polizei-Delegation besucht die Kollegen im Westfälischen, und Nadeshda vermittelt als Dolmetscherin zwischen Gästen und Gastgebern.

Kommissar Thiel (Axel Prahl) bleibt innerhalb seiner gewohnten Rolle: Der bräsige Bulle aus dem Norden klinkt sich aus dem offiziellen Ringelpietz aus. Ein Mordfall kommt ihm gerade recht. Eine ehemalige Kollegin, bei der sich Lebenslust und Alko-Frust unheilvoll trafen, wird nackt und tot gefunden.

Welche Rolle spielen „Hinkebein“ – und Boerne?

War’s der Zuhälter „Hinkebein“, der buchstäblich mit Gewalt seine Unschuld beweisen will? Welche seltsame Rolle spielt Boerne (Jan Josef Liefers) dabei? Und was weiß die hochbegabte Tochter (Michelle Barthel) der abgestürzten Frau?

Die eigentliche Krimi-Handlung fängt stark an. Allerdings lassen Erzähltempo und Spannung bald nach. Die Auflösung des Falls zieht sich. Immerhin gibt’s zum Schluss eine Überraschung.

Komik trifft Tragik

Dafür haben Regisseur Stelzer und seine Autoren tarieren Komik und Tragik fein austariert. Dabei bewegen sich ihre Figuren in den vertrauten Bahnen eines Markenartikels. Die „Tatort“-Episode verdient keinen Preis. Aber sie enttäuscht auch niemanden.

Eines sei schon jetzt verraten: Am Ende bleibt Nadeshda, was sie ist: Sie hält sich als Assistentin ihres Chefs hübsch im Hintergrund. „Das lässt nur einen Schluss zu“, kalauert Kempter, „Nadeshda ist eine ganz schlechte Polizistin.“ Sie ergänzt schelmisch: „Ich mache mit Axel immer Witze und sage, wenn ich befördert werde, dann gleich zur Polizei-Präsidentin. Wann das kommen mag, weiß ich aber noch nicht.“