Dortmund. . Jetzt ist das Dortmunder „Tatort“-Team komplett. Stefan Konarske ergänzt die Mannschaft um Jörg Hartmann, Anna Schudt und Aylin Tezel. Der WDR verspricht, den Strukturwandel zu zeigen. Dabei soll es auch knistern.
Sonja Goslicki hat ihren pelzigen Begleiter sofort liebgewonnen. Der Dortmunder Polizeichef Norbert Wesseler hat der Kölner TV-Produzentin einen Teddy-Bär in Uniform geschenkt. Das Knuddeltier besitzt Symbolwert: Fernsehen und Polizei arbeiten beim „Tatort“ in Dortmund eng zusammen. Der neue „Tatort“ soll Fahndung realistisch darstellen. Die Polizei arbeitet im Team. Am Montagmittag wird es vorgestellt.
Der Chef hat Heimvorteil. Jörg Hartmann stammt aus Herdecke. Bei der Pressekonferenz, ganz oben im Harenberg-Haus in der City, wechselt der „Weissensee“-Star vom „Tagesschau“-Sprech schnell ins Ruhr-Deutsch seiner Kindheit. Der 42-Jährige fühlt sich sichtlich wohl dabei: „Ich will den Ton der Leute treffen. Das hilft mir bei den Ermittlungen.“ Hartmann gibt Chef-Ermittler Peter Faber: „politisch unkorrekt, eigenbrödlerisch, porös, bauchig und nicht gerade teamfähig.“
Reine Männerwirtschaft war gestern
Hartmanns Kollegen sind Zugereiste, und reine Männerwirtschaft bei der Polizei war gestern. Die Münchnerin Anna Schudt (37) steht Faber als Organisationswunder Martina Bönisch zur Seite, Ostwestfälin Aylin Tezel (29) und Stefan Konarske (32) sind als Nora Dalay und Daniel Kossik die Jungen im Team.
Lust und Leid in Folge 1
Nach Münster und Köln wird Dortmund der aktuell dritte NRW-Schauplatz für den ARD-Tatort. Früher wurde schon in Essen und Duisburg ermittelt.
Die erste Folge („Alter ego“) mit dem Team um Hauptkommissar Peter Faber wird im Herbst 2012 gezeigt. Die ersten beiden Filme werden in den nächsten Wochen abgedreht. Der Nachbau der Räume des Dortmunder Polizeipräsidiums steht in Köln. Die meisten Außenaufnahmen werden in Dortmund abgedreht.
In Folge 1 wird es um „Lust und Leid“ gehen, so Regisseur Thomas Jauch. Vieles deutet auf eine Beziehungstat hin.
Den Dortmunder „Tatort“-Auftakt hat Jauch schon genau im Kopf. Es beginnt alles in einer Wohnung. „Dortmund kommt dann bei Minute 1,10 ins Bild.“
Für die Besetzung des vierten Manns haben sich der WDR und die Produktionsfirma Colonia Media viel Zeit gelassen. Dazu Regisseur Thomas Jauch, der die ersten beiden Dortmunder Fälle dreht: „Die Chemie musste stimmen.“ Denn bei den beiden Jung-Polizisten vermischen sich Arbeit und Liebe; Konflikte sind programmiert.
Dortmund ist der fünfte Hauptdarsteller
Neben den Ermittlern gibt es einen fünften Hauptdarsteller: Dortmund. Am Morgen hat der WDR einen Bus gechartert, um für den neuen Krimi zu werben. Die Tour gerät unfreiwillig zur Stadtrundfahrt. Wichtig sind allein drei symbolträchtige Drehorte. Der Phoenixsee verbindet Naherholung und Nobel-Wohnen an einem Ort, an dem einst Stahl gekocht worden ist. Die Kokerei Hansa steht für Bergbau-Nostalgie. Und das „U“ in der Stadtmitte verbindet Tradition und Moderne. Als der Bus dort ankommt, hocken gerade Adolf Winkelmanns digitale Tauben auf der Stange. Zukunft trifft Historie.
„Hier fallen viele Themen an, die später auch andere Städte treffen“, sagt WDR-Intendantin Monika Piel. Fernsehspiel-Chef Gebhard Henke, zugleich „Tatort“-Koordinator der ARD, findet die greifbaren Veränderungen in Deutschlands achtgrößter Stadt spannend: Leben und Arbeiten, Lebensgefühl und Dialekt. Gute Voraussetzungen für einen Mordsspaß.
Krimi ein Glücksfall
Für Oberbürgermeister Ullrich Sierau ist der „Tatort“ ein Glücksfall. Die Krimi-Reihe ist im deutschen Fernsehen konkurrenzlos – seit über 40 Jahren. Kein Wunder, dass Sieraus blaue Augen strahlen, als habe er beim Goldregen rechtzeitig einen Eimer hingestellt.
Dortmunds Tatort-Team
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Vor einem Jahr hat Piel in der WAZ einen neuen, dritten „Tatort“ angekündigt. Klar ist, dass TV-Fahnder endlich wieder im Revier ermitteln. Unklar ist, wo. Duisburg und Essen scheiden aus. Beide Städte haben mit Schimanski und Haferkamp bereits „Tatort“-Geschichte geschrieben. Aber das Revier ist groß, und die Lust von Rathaus-Chefs, ihre Stadt zum Krimi-Schauplatz zu machen, noch größer. Auf Piels Schreibtisch stapeln sich Bewerbungen. Sierau treuherzig: „Ich habe keinen Brief geschrieben.“ Dennoch erhält der OB den Zuschlag.
„Tatort“ und Werbe-Optik sind natürliche Feinde
Dabei weiß er, dass „Tatort“ und Werbe-Optik natürliche Feinde sind. Er weiß, dass der erste Fall eine Beziehungstat ist, und er weiß, dass der zweite Fall im Problemviertel Nordstadt spielt. Gesendet wird im Herbst. „Wir werden es nicht bedauern, dass wir dabei sind“, glaubt Sierau.
Die erste Klappe fällt nächsten Montag, 8 Uhr – ausgerechnet in Köln. Ist der „Tatort“ aus Dortmund eine Mogel-Packung? Keineswegs. Laut „Tatort“-Koordinator Henke ist die Infrastruktur für Filme am Hauptstandort des WDR schnell verfügbar – und damit billig. Die Außendrehs jedoch finden in Dortmund statt. Regisseur Jauch: „Wir drehen beide Fälle parallel. Ich rechne mit etwa zehn Drehtagen in Dortmund.“
Er liebt seine Kollegin – und Borussia
Die auswärtigen Darsteller wollen zwischenzeitlich mit der Stadt warm werden. Fußball kann ein Mittel sein. „Wie wär’s denn mit ‘ner Dauerkarte für den BVB?“, fragt „Tatort“-Küken Aylin Tezel keck, um gleich nachzuschieben: „Am besten mit vier.“ Ihrem Kollegen Konarske täte es gut: „Ich durfte als Kind nie Fußball spielen – dabei hat meine Mutter eine Frauenmannschaft trainiert.“ Drehbuch-Autor Jürgen Werner hilft ihm dabei, sein Trauma aufzuarbeiten. Konarske liebt im „Tatort“ seine Kollegin – und den BVB.
09 Fehler, die der Dortmunder Tatort nicht machen sollte
Schuftende Kumpel und rauchende Schlote zeigen - es sei denn, die Folge spielt 1972.
Mit billigen Fußballfan-Klischees spielen - Fans werden schnell sauer.
Die Drehorte nur in der Nordstadt suchen - Hörde hat schließlich auch schmutzige Ecken.
Einen Tod durch Bungeesprung vom Florian thematisieren - die Folge hätte Überlänge.
Wasserleichen mit Brandblasen an den Fingern im Phoenix-See zeigen - schließlich gilt striktes Bade- und Grillverbot!
Flughafenmitarbeiter bei der Nachtschicht zeigen - viel zu unrealistisch.
Politiker in der Nordstadt Anhalterinnen mitnehmen lassen - Wiedererkennungsgefahr!
Eine Trinkhalle als Haupt-Nebenschauplatz einführen - das gab's in Dortmund schon.
Ein Team aus 04 Ermittlern bilden - upps, schon geschehen!
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