Essen. . Die sieben Todsünden sollten um eine achte erweitert werden: nämlich um die, das Fernsehpublikum zu Tode zu langweilen. „Die Nonne und der Kommissar“ mit Ann-Kathrin Kramer und Günther Maria Halmer, zu sehen am Mittwochaben um 20.15 Uhr in der ARD, kämen demnach umgehend ins Fegefeuer.
Zum dritten Mal werden „die Nonne und der Kommissar“ aufeinander und die Zuschauer losgelassen. Seit Heinz Rühmann als Pater Brown vor über 50 Jahren Mordfälle an der dusseligen Polizei vorbei aufklärte, geistern humoristisch ermittelnde Gottesmänner und -frauen durch die deutsche TV-Landschaft. Zum dritten Mal nach 2006 und 2009 schickt die ARD um 20.15 Uhr Nonne Camilla aus, Kommissar Josef Baumert ungefragt die Mord-Arbeit abzunehmen. Der Titel des 90-Minüters eignet sich als Fazit: verflucht.
Seltsam weltlich
Ann-Kathrin Kramer spielt wieder die Hauptrolle: eine seltsam weltlich erscheinende Nonne, geschminkt, mit keck unter der Haube hervorquellenden gefärbten Haaren, Turnschuhen und rotem Rucksack. Bei der Beichte müsste sie erzählen von Lügen, Lauschen, Heimlichkeit und Einbruch als ihren ständigen Begleitern. Ihr Gegenspieler ist Charakterkopf Günther Maria Halmer als grantelnder Kommissar, ein bekennender Atheist, der seinen Hund nach dem Philosophen ruft, der Gott für tot erklärt hatte: Nietzsche. Der Ärmste wird vom Drehbuch gezwungen, sich ständig den Nacken zu verrenken, wenn Camilla naht.
Das Winzerpaar scheint verflucht
Und so kreuzen sich ihre Wege: Das Winzerpaar scheint verflucht, Leben und Wein wird ihm vergällt. Erst geht alles kaputt und war wohl auch nicht versichert, denn es droht die Pleite und der Verkauf des Familienschlosses an einen Golfplatzbauer. Dann stirbt der Winzerknecht an einer Überdosis Gier, er endet am Wegkreuz im Weinberg, wo Schwester Camilla sich des gleichzeitig Erschlagenen wie Erstochenen bemächtigt.
Das tut auch alles nichts zur Sache und könnte ganz lustig sein. Aber die Regiearbeit erschöpft sich auf das beständige Einstreuen von Flüchen und Hallelujas, stets gefolgt von eifrigem Bekreuzigen. Possenreißerisch muss sich Nonne Kramer auch mal auf einen quiekenden Teddybären setzen, wofür ihr komödiantisches Talent ausreicht. Kommissar Halmer könnte besser, darf aber nicht. Zur Seite gestellt sind ihm zwei Typen.
Wäre da noch die singende Nonnenschar unter Leitung von Frau Oberin (harte Schale, weicher Kern), die den ein oder anderen traumatisierten Zuschauer hinterlassen dürften. Und der gegelte Lokalreporter, sowie der schleimige Sparkassenfuzzi, der mit Winzers habgieriger Schwester ins Bett geht. Einem von beiden ist nicht zu trauen. Unterm Wegkreuz endet alles, jetzt wissen wir, warum der gekreuzigte Jesus so traurig wirkt.