Essen. Mit Günther Maria Halmer zu reden, ist – nun ja, verführerisch. Fast hätte man gesagt: „Tach, Herr Anwalt”. Ist schnell passiert, am Telefon. Wer Halmer hört, denkt Anwalt Abel.

Hallo?

„Hier Halmer.”

Ein Telefongespräch ist die absolut abgespeckte Variante einer Begegnung. Hier ist die Stimme der Körper. Und wenn diese schweigt, ist Leere.

„Herr Halmer?”

Man müsste jetzt Fragen abwerfen, Fragen mit Hund, denn der Mann spielt jetzt in einem Film mit Hund („Mein Nachbar, sein Dackel & ich”, Freitag, 20.15 Uhr, ARD).

Günther Maria Halmer in
Günther Maria Halmer in "Die Nonne und der Kommissar". © SWR/Johannes Krieg © SWR/Johannes Krieg swr

Lieben Sie Hunde, ekeln Sie sich vor Tretminen im Park? Hatten Sie selbst mal ein Tier? Hat er Ihnen die Füße geleckt, die Zeitung gebracht?

Aber kann man einfach so mit einer Dackelhündin um die Ecke kommen?

„Herr Halmer?”

„Ja?”

Dieses Timbre. Auf einmal kann man sie verstehen, diese Damen beim Frisör, beim Sonntagsbraten, die gar nicht immer nur Siebzigjährigen, die bei Halmer in mädchenhaftes Schwärmen geraten. Weil sie ihn mögen. Auch wenn sie nicht alles kennen, was er gespielt hat. Er war das Schlitzohr „Tscharlie” in den „Münchner G'schichten” (Regie: Helmut Dietl). Aber er war längst nicht nur der seichte Unterhaltungshansel. Er spielte an der Seite von Therese Giehse. Er war der deutsch-jüdische Freund des Titelhelden in Richard Attenboroughs Oscar-gekröntem Film „Gandhi”.

Doch im Herzen der Zuschauer ist er der Anwalt Abel. „Wenn das so ist, freut mich das.” (Es gibt Schauspieler, die werden bei solchen Vergleichen mindestens unhöflich.)

Fast wäre man versucht, jetzt den Hund hinterm Ofen hervor zu holen. Aber es geht gerade nicht, denn wir sind irgendwie bei Jean Gabin gelandet. Dann bei Lino Ventura. Lauter kauzige Typen, seine Vorbilder. Ist er selbst ein Kauz? „Leider ja.” Man sieht den Dackelblick förmlich vor sich.

Ohne seine Frau (er hat sie vor über 30 Jahren in Oberhausen auf der Bühne kennengelernt) sei er gar nicht gesellschaftsfähig. Sie richtet ihn zurecht, wenn das Jackett mal wieder nicht zum Hemd passt oder man seinen Haaren anmerkt, dass er gerade aus dem Bett gestiegen ist.

Ein Kauz, der bockig sein kann. Weshalb dann eben auch nicht alles in seinem Leben geklappt habe. Zum Beispiel, als er versucht hatte, im Hotelfach ein Bein an die Erde zu bekommen. „Bin da angeeckt. Wenn man nur mal genauso unfreundlich ist wie der Gast, hat man gleich eine Unmenge von Problemen.”

Apropos Probleme. Zeit, um endlich auf den Hund zu kommen: Paula, der Dackel! Der Fernsehfilm. Eine Komödie, etwas Leichtes.

„Mögen Sie Hunde?”

„Ja, sehr.”

Halmer war selbst mal Herrchen; der einer Pudel-Dackel-Hündin. 13 Jahre lang. Erinnerungen können weh tun. Aber ein neuer Hund auch. „Ich habe Angst vor einem neuen Abschiedsschmerz.”

Hunde seien sind gute Therapeuten, sagt er. „Ein Hund hilft so einem wie mir in der Öffentlichkeit, Kontakt zu Menschen zu bekommen.” Irgendwie sagt er noch, dass einen „mit Hund schöne Frauen ansprechen”, dann rauscht es in der Leitung. Herr Halmer?