Essen/Köln. . Die Castingshow “Deutschland sucht den Superstar“ geht mittlerweile in die neunte Runde. Doch in diesem Jahr ist die Konkurrenz so stark wie noch nie. Kritiker bescheinigen „The Voice of Germany“ und „Unser Star für Baku“ „mehr Niveau“. Jetzt lästert DSDS-Chef-Juror Dieter Bohlen gegen die Mitbewerber und giftet: “Alles Gequake!“

Jetzt suchen sie wieder bei RTL. Aber eigentlich suchen sie ja immer. Frauen für Bauern oder Supertalente für Bohlen. Am Samstag nun wieder nach dem Superstar. Wird auch Zeit. Vorjahresgewinner Pietro Lombardi gewinnt nämlich gerade an Tempo auf seinem Weg in die Vergessenheit. Damit der Show ein ähnliches Schicksal erspart bleibt, hat der Sender 500 000 Euro Preisgeld für den Sieger 2012 ausgelobt und die Jury um Dieter Bohlen ausgetauscht. Marco Schreyl ist geblieben. Doch nicht nur deshalb ist unsicher, ob „Deutschland sucht den Superstar“ (RTL, Sa. 20.15 Uhr) an bisherige Erfolge anknüpfen kann.

Denn RTL sucht ja nicht alleine. Bei SAT.1 haben gerade die Live-Shows von „The Voice of Germany“ begonnen, und Pro7 und ARD wollen ab kommender Woche wissen, wer „Unser Star für Baku“ wird. Beiden Shows bescheinigen Kritiker „mehr Niveau“. Eine Kritik, die an Bohlens Haussender bisher abprallte. Seit „The Voice“ allerdings trotz dieses hohen Niveaus gute Quoten einfährt, scheint man in Köln nervös zu werden, auch wenn nach außen Gelassenheit gewahrt wird.

Jedenfalls hat der Sender bereits am Freitag den hauseigenen „Pop-Titan“ von der Leine gelassen. Und was der sagt, klingt so ein wenig wie pfeifen im dunklen Wald. „Alles Gequake“, durfte Bohlen in der „Bild“ über die Konkurrenz lästern. Namen nennt er dabei nicht, dennoch ist klar, wen er meint, wenn er sagt: „Die Stimme allein machte vielleicht zu Zeiten des Grammofons und von Jopie Heesters einen Star, aber heute nur noch echt selten.”

36 000 Kandidaten

Nicht zuletzt aus diesem Grund ist wahrscheinlich auch Bruce Darnell in die Jury gekommen: „Denn Auftreten und Aussehen“, weiß Bohlen, „werden immer wichtiger.“ Deshalb will der Bruce auch vorwiegend „Styling-Tipps geben“. Und zwischendurch natürlich mal weinen. Wenn etwas besonders „schön“ oder „emotional“ war.

Aber auch bei den Kandidaten werden wohl wieder Tränen fließen, wenn Bohlen seine verbale Keule auspackt. „Menschenverachtenden Gestus“ hat Thomas D., neuer Chef der Jury, die den deutschen Teilnehmer für den Eurovisions-Contest in Baku sucht, dem Erfolgsproduzenten deshalb vorgeworfen. Für Bohlen ist dieser Vorwurf nichts anderes als „blinde Hilflosigkeit“. „Ich sage nur die Wahrheit.“ Manchen Leuten müsse man diese Wahrheit halt „bildlich verdeuten, damit sie es besser verstehen“. „Wenn jemand das nicht verträgt, dann ist DSDS das falsche Format, dann soll er in andere Castingshows gehen.“

36 000 Menschen haben das nicht getan und sich bei Bohlen & Co beworben. Viele hätten es besser nicht getan. „Große Talente“ hat Bohlen dabei gesehen, aber auch „absolute Blindgänger“. Letztere wird RTL in den jeweils einstündigen Vorcastings, die in den nächsten Wochen mittwochs und samstags laufen, wieder ausführlich der Lächerlichkeit preisgeben. Weil das ja gerne gesehen wird von großen Teilen des Publikums. Bisher jedenfalls.

Entscheidend aber für den Erfolg der neuen Staffel wird sein, wer es in die Live-Shows schafft. 2010 trieben die Eskapaden des Ex-Knackis Menowin die Einschaltquoten nach oben, letztes Jahr war es die Romanze zwischen den Finalkandidaten Pietro und Sarah. Das ist eigentlich nur noch durch einen gut aussehenden Kleinkriminellen mit abgesessener Haftstrafe und einem – wenn auch entfernten – schwerkranken Angehörigen zu toppen, für dessen Genesung er singt. Eine Neigung zu ausgefallenen Klamotten oder zu exzessiven Partys sind willkommen, aber kein Muss. Gute Stimme kann nicht schaden, nutzt alleine aber offenbar überhaupt nichts. „Ginge es nur nach Stimme“, sagt Bohlen, „würde es auch kein Tokio Hotel geben.“

Was aber – ehrlich gesagt – auch kein Verlust wäre.