Berlin. Bundespräsident Christian Wulff hat offenbar keine Lust oder Zeit, im Fernsehen Fragen von Jugendlichen und jungen Menschen zu beantworten. Mehrfach soll er eine Aufzeichnung für ProSieben abgesagt haben, bei dem ihn junge Menschen befragen dürfen. Jetzt sagte er erneut ab.

Für Verwirrung sorgte die Absage einer TV-Aufzeichnung durch Christian Wulff für den 16. Februar. In der Sendung "Galileo Spezial" sollte er bei ProSieben mit Jugendlichen diskutieren. Die Ausstrahlung war für den 19. Februar geplant. Aus dem Bundespräsidialamt hieß es, der Termin sei lediglich verschoben worden - offenbar auf "unbestimmte Zeit", wie der Medien-Branchendienst "Werben und Verkaufen" am Montag berichtete. Es gebe weiterhin Planungen für eine solche Sendung. Dem Sender zufolge war die Aufzeichnung bereits mehrfach verschoben worden.

In der geplanten "Galileo"-Sendung sollten junge Menschen zwischen 14 und 35 Jahren die Chance erhalten, den Bundespräsidenten kritische Fragen zu stellen. Moderieren sollte den Talk der Generationen unter anderem Ex-"Germany's Next Topmodel" Sara Nuru.

Bei FDP-Politikern reißt der Geduldsfaden

In Union und FDP gibt es indes neue Kritik an Wulff. Nach Ansicht des Vorsitzenden der FDP-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki, mindert die Affäre die Chancen von CDU und FDP bei der Wahl im Mai. "Wenn das so weitergeht, dann kann das CDU und FDP den Sieg bei der Landtagswahl kosten", sagte er einem Medienbericht zufolge. "Egal, wo wir mit den Bürgern diskutieren, es geht um Sitte, Anstand und Moral." Wulff müsse endlich alle Fragen umfassend beantworten, forderte Kubicki. "Mein Geduldsfaden reißt allmählich." In Schleswig-Holstein regiert derzeit eine schwarz-gelbe Regierung.

Der schleswig-holsteinische CDU-Bundestagsabgeordnete Rolf Koschorrek nannte die Kommunikationspolitik des Bundespräsidenten "desaströs". "Wir warten auf einen Befreiungsschlag", sagte er der Zeitung.

Die Staatsanwaltschaft Hannover bekräftigte, sie habe bislang keinen Anfangsverdacht gegen Christian Wulff festgestellt, der Ermittlungen begründen würde. Auch bei ihr liegen Vorwürfe gegen Wulff zu Kreditgewährungen und Urlaubsreisen vor. Die zuletzt bekanntgewordenen Vorgänge zum Aufenthalt beim Oktoberfest 2008 würden derzeit noch geprüft. (mit Material von rtr)