Essen. . Weihnachten wird das Wohnzimmer zum Kino. Mit mehr als 400 Spielfilmen füttern die Sender ihre Programme rund um die Uhr. Von Dr. Schiwago bis Shrek, von besinnlich bis actionreich, von Leonardo DiCaprio bis Nicole Kidman: ein Überblick über die Filmhöhepunkte an den Feiertagen.

Heiligabend

Es gibt Filme, die gehören zu Weihnachten wie der Tannenbaum. Vor allem der, in dem ein Engel einen verzweifelten James Stewart vor dem Selbstmord bewahrt. Wer auf Frank Capras unkaputtbare und wunderbare Moralschnulze „Ist das Leben nicht schön“ nicht verzichten möchte, muss sich allerdings bis 0.35 Uhr gedulden (ZDF). „Doktor Schiwago“ irrt gar erst um 1.45 Uhr durch den Schnee zu seiner Lara (MDR). Für beide Filme gilt: Erhöhter Taschentuchverbrauch sicher.


1. Weihnachtstag

Den Filmhöhepunkt der Feiertage wünschte man sich ohne insgesamt 26-minütige Werbeunterbrechung. „Zeiten des Aufruhrs“ von Sam Mendes ist die Wiedervereinigung des „Titanic“-Traumpaars Leonardo DiCaprio und Kate Winslet. Diesmal geht kein Schiff unter, sondern eine amerikanische Musterehe in den 50er Jahren, die in den Mühlen des Alltags langsam zerrieben wird. Brillant inszeniert, brillant gespielt. (Pro7, 20.15 Uhr).

Ähnlich (an)sehenswert ist ein anderes Paar: Cate Blanchett als britische Königin und Clive Owen als fescher Freibeuter des Hauses sozusagen im Historiendrama „Elizabeth – das goldene Königreich“. (3Sat, 22.05 Uhr)

Wer familiäre Harmonie mit Humor gewürzt zum Fest bevorzugt, wird mit „Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los“ bedient. Die hübsch animierte Komödie ist nicht mehr so spritzig wie ihre beiden Vorgänger, aber für 90 launige Minuten langt es immer noch (RTL, 20.15 Uhr). Zur gleichen Zeit tanzt Kevin Costner nochmal mit dem Wolf (RTL 2), Bruce Willis stirbt jetzt erst recht langsam (Sat.1), und Tom Hulce gibt abermals den erstaunlichsten Wolfgang „Amadeus“ Mozart seit Mozart (Arte).

Natürlich ist auch für die mittlerweile ebenso traditionelle Bleiorgie gesorgt: Liam Neeson kann nicht nur „Schindlers Liste“ schreiben (RTL 2, 26.12., 20.15 Uhr), sondern auch so rot sehen, dass Charles Bronson dagegen wie Hamlet wirkt: in „96 Hours“ (RTL, 22 Uhr).

2. Weihnachtstag

Alain Corneaus packendes Psychoduell „Liebe und Intrigen“ über den Machtkampf in einem Büro mit Kristin Scott Thomas dürfte bei den Quoten untergehen, ist aber das stärkste Stück des Abends, wenn man auf der Flucht vor dem Popcorn-Kino ist (BR, 21.30 Uhr).

Der „Shrek“ fährt uns zum dritten Mal in die Glieder (Pro7, 20.15 Uhr), und der etwas wirre dritte Teil der temporeichen Seeräuber-Pistole „Piraten der Karibik“ (Sat.1, 20.15 Uhr) wird offenbar in immer kürzeren Abständen wiederholt. Laurel und Hardy mischen mit ihrem legendären Saloontänzchen den Wilden Westen noch einmal auf (Arte, 20.15 Uhr).

Apropos Wiederholung: Mit der Kraft der zwei Herzen können sich Frühaufsteher die „Sissi“-Überdosis gönnen: Sat.1 zeigt ab 7.30 Uhr alle drei Teile des Schmachtfetzens direkt hintereinander.

Im Duell mit dem Tatort könnte „Australia“ mit Nicole Kidman und Hugh Jackman den Sieg davontragen. Schöne Landschaften, schöne Menschen, schöne Hüte und ein Pfund Outback-Romantik (RTL, 20.15 Uhr). Bei Fernsehern mit Bildschirmdiagonalen unter anderthalb Metern muss man dann aber doch selbst nach Australien fahren.

Muss ja nicht Montag sein.

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