Essen. Nach sieben Jahren stellt RTL “Die Super Nanny“ ein. Man sei “in einer Reifephase angekommen“, teilte der Sender am Samstag mit. Einem Bericht zufolge ging die Trennung aber von Pädagogin Katharina Saalfrank aus. Ihre erzieherischen Inhalte seien zuletzt “massiv in den Hintergrund“ gedrängt worden.
Abschied von der "Super Nanny": Die Sendung am 16. November ist die letzte gewesen - Fortsetzung ausgeschlossen. RTL teilte am Samstag mit, dass das Coaching-Format nach sieben Jahren, zehn Staffeln und 145 Episoden einstellt wird.
Offiziell ist es eine Trennung in Freundschaft: In keinem Land sei die "Super Nanny" länger gelaufen als in Deutschland, erklärte der Programmverantwortliche Markus Küttner. Die Quoten seien auch noch "respektabel" - das Coaching-Format aber "unübersehbar in einer Reifephase angekommen". Deshalb, so heißt es weiter, habe der Sender gemeinsam mit Pädagogin Katharina Saalfrank entschlossen, keine neuen Folgen mehr zu produzieren.
Beendet Saalfrank die Zusammenarbeit?
„Ich habe diese Arbeit für und mit RTL sehr gerne gemacht und bedanke mich beim gesamten Team sehr für die gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit und dafür dass ich so lange im Rahmen dieses Formates Familien unterstützen durfte", wird die 40-jährige Pädagogin in der RTL-Erklärung zitiert. Authentizität und Nachhaltigkeit seien ihr in ihrer Arbeit wichtig und sie sei "dankbar, dass wir mit 'Die Super Nanny' über Jahre hinweg ein erfolgreiches nicht gescriptetes Reality Format etabliert haben, das mit meinen Idealen im Einklang war".
Inoffiziell heißt es indes, Saalfrank habe die Zusammenarbeit beendet, weil sie mit der zunehmenden Einflussnahme auf ihre pädagogische Arbeit nicht mehr zufrieden war. "Spiegel online" zitiert aus einer internen Mail an RTL-Verantwortliche. Darin beklagt Saalfrank, dass ihre erzieherischen Inhalte zuletzt "massiv in den Hintergrund" gedrängt worden seien. "In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem...und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen", heißt es in dem Bericht weiter. Grund sei der Trend zu "gescripteter", manipulierter Realität.
RTL weist die Vorwürfe dem "Spiegel"-Bericht zufolge zurück: Man habe weder pädagogische Inhalte in den Hintergrund gedrängt noch extrem in die Arbeit Saalfranks eingegriffen, heißt es.
Kritik von Jugendschützern
Die "Super Nanny" wurde nach RTL-Angaben erstmals am 19. September 2004 ausgetrahlt. Es sei damit das am längsten laufende Coaching-Format im deutschen Fernsehen. Die erste Staffel habe durchschnittlich 24,1 Prozent Marktanteil beim Publikum von 14 bis 49 Jahren erreicht. Der Marktanteil in der letzten Staffel habe im Durchschnitt bei 17,2 Prozent gelegen.
An der Sendung, in der die Pädagogin Familien in Erziehungsfragen berät und schult, hatte es wiederholt Kritik gegeben: Kinder- und Jugendschützer warfen RTL wiederholt vor, bei der "Super Nanny" Kinder vorzuführen und deren Notlagen für eine gute Quote auszunutzen. Noch Anfang Oktober hatte der Deutsche Kinderschutzbund in einem offenen Brief verlangt, die Sendung abzusetzen. (shu)