Berlin. .

Ab Mittwoch ist Katharina Saalfrank wieder „Die Super Nanny“: Zwölf Folgen lang wird die Pädagogin und vierfache Mutter in der RTL-Sendung Familien beraten, die um Hilfe bei ihren Problemen gebeten haben.

Die vierfache Mutter und Erziehungsexpertin Katharina Saalfrank ist nach rund einjähriger Pause ab Mittwoch (31. August, 20.15 Uhr) wieder in der RTL-Sendung „Die Super Nanny“ zu sehen. In zwölf Folgen ist sie dann wieder in Familien unterwegs, die sie um Hilfe bei ihren Problemen gebeten haben. Im Interview spricht Saalfrank über die Herausforderungen und die prägendsten Momente der „Super Nanny“.

Was motiviert Sie nach all den Jahren noch, weiterhin als „Super Nanny“ unterwegs zu sein?

Katharina Saalfrank: Es ist für mich etwas ganz besonderes, im Rahmen von „Die Super Nanny“ mit Familien zu arbeiten und sie zu beraten. Ich komme durch die intensive Kurzzeitberatung ganz dicht und nah an die Familien heran. Sonst kommen die Familien zu mir, in meinen Beratungsraum und erzählen mir von ihren Problemen. Die Familien zu Hause zu besuchen und im Rahmen von „Die Super Nanny“ über sechs bis zehn Tage alles erst selber zu sehen, dann zu besprechen und noch vor Ort selber aktiv zu werden, ist für mich eine große Chance, eine intensive Beziehungsarbeit leisten zu können. Wenn die Familien dann in dieser Zeit beginnen, sich zu verändern und alles ins Rollen kommt, dann ist es besonders schön. Außerdem können durch das Medium Fernsehen auch Tabuthemen transportiert und so enttabuisiert werden.

Welche Momente, Vorfälle oder Familienverhältnisse haben in Ihrer jahrelangen Erfahrung Sie besonders schockiert?

Saalfrank: Ich leide mit den Kindern und fühle mich vor allem in ihre Situation ein. Da gab es schon so viele Momente, die mich erschreckt haben. Es müssen nicht immer die großen Vorfälle sein, wenn zum Beispiel eine Mutter sagt, ich kann gerade nicht gut für meine Kinder sorgen und sie dann zeitweise aus der Familie gibt. Das habe ich mehrfach begleitet und diese Mütter für den Mut bewundert, und doch ist es eine dramatische Situation für Kinder und Eltern. Oft sind es jedoch die kleinen Momente, die mich berühren, wenn Kindern zum Beispiel etwas besonders wichtig ist und Eltern mit Strafen reagieren.

Gelingt es Ihnen, nach der Arbeit komplett abzuschalten oder begleiten Sie bestimmte Erfahrungen auch privat?

Saalfrank: Ich kann meine Arbeit nur machen, wenn ich Teil der Beziehung zwischen den jeweiligen Personen bin. Das ist Voraussetzung. Beziehungen prägen uns, und deshalb bin ich auch immer persönlich sehr beeindruckt von allem. Ich kann mich als Mensch nicht herausnehmen. Dennoch ist es eine professionelle Beziehung und keine persönliche, die ich eingehe. Somit kann ich nach der Arbeit auch gut abschalten und in private Beziehungen eintauchen.

Ist Ihnen die Einschaltquote wichtig? Die letzten Quoten der „Super Nanny“ waren nicht gerade gut - ab wann wäre für Sie Schluss?

Saalfrank: Die Einschaltquote ist ein Gradmesser dafür, wie viele Leute eingeschaltet haben. Für mich ist es natürlich gut, wenn viele Menschen geschaut haben, weil mir die Themen wichtig sind und ich mit den Sendungen möglichst viele erreichen möchte. Wenn es nach mir geht, würde ich gerne noch viele Familien in diesem Rahmen weiterhin unterstützen.

Glauben Sie, dass sich die Familienlage in Deutschland durch die Sendung „Super Nanny“ verbessert hat oder verbessern kann?

Saalfrank: Ich denke, dass viele Themen viel präsenter geworden sind und viel diskutiert worden ist: Wie wachsen Kinder in Deutschland auf? Wie können wir als Gesellschaft Eltern effektiv unterstützen? Was brauchen Familien in bestimmten Lebensphasen? Auch ist es so, wie ich aus dem Kontakt mit dem Bundesfamilienministerium weiß, dass die Schwelle für Familien, Beratung zu suchen, insgesamt gesunken ist - sogar nach den Sendungen hat es direkten Einfluss auf Familien.

Was könnte die Regierung oder das Sozialsystem in Deutschland zur Verbesserung der Familien- oder Bildungsverhältnisse tun?

Saalfrank: Ich würde das Schulsystem in Frage stellen und viel mehr Gelder in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern stecken. Das Ansehen dieser Berufe in der Gesellschaft ist nicht hoch und dabei betreuen diese Berufsgruppen unser höchstes Gut, nämlich die Kinder. Auch die Jugendämter sind überlastet und das gesamte System bräuchte aus meiner Sicht eine Veränderung. Die Systeme sind schwerfällig und oft werden in dem bestehenden System dann Reformen durchgeführt, was dann wieder zu neuer Überforderung aller Beteiligten führt. Zum Beispiel die Grundschulreform, die unter anderem eingeführt hat, dass jetzt Kinder mit fünf Jahren eingeschult werden müssen. Da fehlt die Vorbereitung und Einstellung des gesamten Systems auf die neuen Kleinen.

Wie managen Sie selbst Beruf, Kinder und Haushalt?

Saalfrank: Das ist vor allem Übungssache und Teamwork. Wir sind ja zu zweit, und mein Mann und ich haben alles immer gut aufgeteilt. Es ist wichtig, gute und verlässliche Absprachen zu treffen und auch langfristiger zu planen, ohne die Spontaneität zu verlieren. Denn mit Kindern kann immer etwas passieren, auf das man nicht vorbereitet ist. Dann muss man flexibel reagieren können. Beruf, Kinder und Haushalt unter einen Hut zu bekommen, heißt für mich, vor allem Prioritäten zu setzen und Familie genauso wichtig zu nehmen wie berufliche Termine.