Essen. Seit kurzem ist er 52. Sein schönstes Geburtstaggeschenk erhielt Ulrich Tukur aber erst jetzt: Der Charakter-Schauspieler, tiefverehrt, hochdekoriert, wird „Tatort”-Kommissar in Wiesbaden. Damit taucht die hessische Landeshauptstadt erstmalig auf der Landkarte deutschsprachiger Tatorte auf.
Tukur ist kein Blender. Aber seine Rollen verkörpert der gebürtige Badener blendend. Schon mit seinem Filmdebüt erregte der kluge Kopf Aufsehen – und das obwohl er damals, 1982, sein Theater-Studium noch gar nicht beendet hatte. Tukur brillierte als antifaschistischer Student in Michael Verhoevens Widerstandsrama „Die weiße Rose”.
Seither stand der Mime mit dem leisen Humor immer wieder für Filme mit zeitgeschichtlichem Bezug vor der Kamera. „Stammheim” von Reinhard Hauff gehört dazu, „Wehner – Die unerzählte Geschichte” von Heinrich Breloer und, natürlich, Florian Henckel von Donnersmarcks Meisterwerk „Das Leben der Anderen”. In dem Oscar-prämierten Film spielte Tukur einen Oberstleutnant der Stasi.
Premiere ist 2011
Jetzt wechselt Tukur in den Polizeidienst, wie Tobias Häuser vom Hessischen Rundfunk (HR) in Frankfurt mitteilte. Tukur firmiert in der Krimi-Reihe des Ersten als Felix Murot. Als Fahnder deckt er nicht nur die Geheimnisse Krimineller auf. Er birgt auch selbst eins. In Murots Kopf sitzt ein verkapselter Tumor, den er „Lili” nennt. Kein Wunder, dass der Arbeitstitel von Murots erstem Fall „Wie einst Lili” heißt. Er führt den Neuling an den Edersee. Murot deckt alte Seilschaften aus der RAF-Zeit auf. Die Dreharbeiten beginnen bereits in sechs Wochen. Im Fernsehen feiert Tukur indes erst 2011 Premiere.
Derzeit ist der HR nur mit einem „Tatort” vertreten. Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf ermitteln in Frankfurt – aber nicht mehr lange. Das Duo gibt seine Dienstmarke im Herbst ab. Am 6. September sieht das Publikum den bereits fertigen Fall Episode „Die Architektur des Todes”. Im November stehen die beiden TV-Kommissare letztmalig gemeinsam in Mainhattan vor der Kamera. Die Folge „Am Ende des Tages” soll 2010 gezeigt werden. Wer die beiden beerbt, ließ der HR offen.
Zu hoffen bleibt, dass dem kleinen ARD-Sender ein ähnlicher Coup wie mit Tukur gelingt. Es täte der Reihe gut. Bereits seit 1970 zeichnet der „Tatort” im Ersten Bilder vom Leben und Sterben in Deutschland – ebenso bedeutsam wie erfolgreich. Erstaunlicherweise erleben die Krimis keinen Verschleiß. Dazu trugen clevere Personalien bei. Allein 2008 nahm drei neue Teams ihre Arbeit: Richy Müller und Felix Klare in Stuttgart, Mehmet Kurtulus und Peter Jordan in Hamburg oder Simone Thomalla und Martin Wuttke in Leipzig. Sie alle machen ihren Job so gut, dass sie sonntags konkurrenzlos sind.