Essen. . Bei der RTL-Kuppel-Show bewirbt sich jetzt ein schwuler Landwirt. Auch wenn die Sendung “Bauer sucht Frau“ heißt, sucht er einen Mann. Philipp ist homosexuell und steht dazu.

Jetzt haben wir den Salat, jetzt stimmt er nicht mehr, der Titel der RTL-Kuppel-Show „Bauer sucht Frau“. Weil Philipp, dieser „fleißige Pferdewirt“ vom Rande des Ruhrgebietes zwar Bauer ist aber keine Frau sucht, sondern einen Mann. Weil er ja schwul ist und auch dazu steht. Ob er weiß, auf was er sich da eingelassen hat?

Eigentlich sind Homosexuelle im Jahr 2011 ja nichts Ungewöhnliches mehr im deutschen Fernsehen. Im Gegenteil: Kaum eine Casting-Show, in der nicht ein Kandidat wenigstens bisexuelle Neigungen hat. Und überhaupt sind diversen Umfragen zu Folge die Deutschen mittlerweile so tolerant wie nie gegenüber Lesben und Schwulen. Aktuell hat angeblich nur noch ein Viertel der Deutschen etwas dagegen, dass Homosexuelle heiraten dürfen. Ein Großteil dieses Viertels aber sitzt wahrscheinlich in der Provinz – da wo auch die Bauern herkommen, die RTL seit sechs Jahren verkuppelt.

Vielleicht hat es deshalb so lange gedauert, bis der Sender einen schwulen Landwirt gefunden hat, der bereit ist, vor die Kamera zu treten. Obwohl Moderatorin Inka Bause sich das ja so gewünscht hat. Jetzt haben sie einen. Und was für einen. Philipp ist 27, braun gebrannt, mit guter Figur und freundlichem Lächeln. „Sahneschnittchen“ nennen sie ihn auf Schwulenportalen schon, seit er sich Pfingstmontag zusammen mit 13 heterosexuellen Landwirten bei RTL vorgestellt und um Bewerbungen gebeten hat. Wobei nicht jeder Interessent willkommen ist.

„Er darf nicht zu jung sein, so zwischen 25 und 35 Jahren.“ Und: „Es ist mir lieber, wenn er forsch ist und nicht zurückhaltend.“ Noch wichtiger allerdings ist Philipp, dass sich sein Partner in spe „gut mit der Familie versteht“, in der vier Generationen unter einem Dach leben und die ihm „das große Glück, das bleibt“ wünscht. Im Gegenzug gibt es einen „Bauern mit Leidenschaft“, der auf einem 84 Hektar großen Hof eine Pferdepension und einen Milchviehbetrieb besitzt, einen, mit dem man „gut reden“ kann und der nicht nur eine Dogge, sondern auch ein Hausschwein spazieren führt.

Mit 14, lässt RTL verlauten, habe Philipp festgestellt, dass er Männer bevorzuge, habe seine Neigung aber nie verbergen müssen. „Familie, Freunde und Nachbarn schätzen und lieben ihn so wie er ist.“ Der Sender wahrscheinlich auch. Zwar ist es eher unwahrscheinlich, dass potenzielle Bewerber hier – wie sonst in der Sendung üblich – während der Hofwoche genannten Kennenlernphase in 70er-Jahre Bettwäsche schlafen müssen oder eine gut sortierte Wurstplatte zum Frühstück serviert bekommen. Aber ein schwuler Bauer dürfte die ohnehin hervorragenden Einschaltquoten der Show weiter in die Höhe treiben und Philipp zur Hauptperson der im Herbst beginnenden siebten Staffel machen.

Lacher am Stammtisch

Wie gut der 27-Jährige damit umgehen kann, muss sich zeigen. Denn auch wenn RTL das stets abstreitet, führt der Sender seine Bauern gerne vor. Manchmal nur, indem er sie reden lässt, wie ihnen der Mund gewachsen ist. Nun scheint Philipp zwar nicht zu den schlichtesten seines Berufsstandes zu gehören, gegen eine trickreiche Redaktion aber steht auch er auf verlorenem Posten. „Mein Traum ist, dass ich einen Mann finde, der mich so nimmt, wie ich bin“, hat Philipp in der Bewerbungssendung gesagt. Und RTL hat das mal so stehen lassen. Da hört man sie förmlich lachen. Unten in der Dorfkneipe. Am Stammtisch.