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„Schlag den Raab“ – der Titel war am Samstagabend Programm. Denn Stefan Raab hatte seinem Gegner nichts entgegenzusetzen. Der 33-jährige Sportstudent entschied das Duell vorzeitig und ist jetzt 500.000 Euro reicher.

„Manchmal läuft’s halt nicht.“ Im Stile eines Profifußballers, der direkt nach Abpfiff genötigt wird, eine Niederlage zu kommentieren, flüchtete sich Stefan Raab in Allgemeinplätze. In der ersten Ausgabe von „Schlag den Raab“ im neuen Jahr gab es für Stefan Raab aber auch wirklich nichts zu beschönigen. Schon nach zwölf von fünfzehn möglichen Spielen stand seine Niederlage gegen den Sportstudenten Deaon fest. Nur 17 Punkte hatte Raab zu diesem Zeitpunkt auf seinem Konto, der Gegner beendete das ungleiche Duell mit 61 Punkten.

Für Raab war es die zweite Niederlage in Folge. Im Dezember unterlag er im Linkshand-Duell – Raab hatte sich beim Skifahren das rechte Handgelenk gebrochen – dem Baseballspieler Heiko. Dieses Mal lief es für den ehrgeizigen Raab nicht besser. Dabei hatte er zum Auftakt der Show noch geprahlt hatte, er habe bloß einen Tag gebraucht, um die Niederlage gegen Heiko zu verwinden.

Inspiriert von Felix Magath

Gleich im ersten Spiel wurden dem Altmeister seine Grenzen gezeigt. Wer schafft es länger, einen sieben Kilogramm schweren Medizinball zwischen den Füßen zu halten? „Bei der Übung hat uns Felix Magath inspiriert“, erklärte Moderator Matthias Opdenhövel, der gewohnt unterhaltsam durch die knapp vierstündige Sendung führte. Nach einer halben Minute sahen die Zuschauer bei Raab schon die Muskeln zittern und die Kräfte schwinden, sein Kontrahent wirkte da noch ganz entspannt. Nach gut einer Minute ließ Raab den Ball fallen - der erste Punkt ging an Deaon.

Insgesamt nur drei Spiele konnte Raab für sich entscheiden. Als es darum ging, Prominente anhand ihrer Augen zu erkennen, ordnete er zwar die Augen von Papst Benedikt Fußballoldie Wolfgang Overath zu, doch als Kandidat Deaon kurz darauf ein Augenpaar dem Fußballmanager Rainer Calmund zuordnete, strich Raab die Punkte für das Spiel ein. Denn die Auflösung zeigte: Es handelte sich um Herbert Grönemeyers Augen.

Raab hat den besseren Geschmack

Außerdem bewies Raab Geschmacksnerven. Vier Lebensmittel gleichzeitig wurden den Kandidaten verabreicht – zum Beispiel Traube, Thunfisch, Meerrettich und Marzipan. Raab tat sich schwer, die Geschmäcker auseinanderzuhalten, erwies sich aber als der bessere. Denn sein Gegner gab entnervt auf: „Eines ist Meerrettich. Den Rest erkenne ich nicht. Das ist irgendwie… Kaupaste.“

Doch dann steigerte sich der Sportstudent aus Hanau und entschied sechs Spiele in Folge für sich. Dabei bewies er nicht nur gutes Timing, als es beim Zeitfahren darum ging, eine 100 Meter lange Strecke mit dem Auto in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren, sondern hatte auch schlicht Glück. Denn beim Würfeln spielte der Zufall eine größere Rolle als das Können. Stefan Raab vermutete schon eine „statistische Sensation“, als die Sechs, die es für die Kandidaten unbedingt zu vermeiden galt, auch nach vielen Würfen noch nicht fiel. Sie fiel dann doch – als Raab am Zug war.

War Raabs Verletzung ein Handicap?

Stefan Raabs größter Erfolg in 2010: Lena Meyer-Landruts Sieg beim Eurovision Song Contest in Oslo. (Bild: DerWesten)
Stefan Raabs größter Erfolg in 2010: Lena Meyer-Landruts Sieg beim Eurovision Song Contest in Oslo. (Bild: DerWesten)

Raabs Verletzung war sicherlich ein Grund für seine nicht überzeugende Leistung. Als er beim Fußball-Tennis stürzte und sich auf der bandagierten Hand abstützte, verzog er schmerzerfüllt das Gesicht. Doch auch als es nicht um sportliche Belange, sondern um Allgemeinbildung ging, versagte er. Bei „Blamieren oder Kassieren“ – traditionell moderiert von Quizmaster Elton – wusste Raab keine Antwort auf die Frage, welche Band mit dem Hit „The Time“ die deutschen Single Charts anführt (Antwort: Black Eyed Peas). Überraschend für den Mann, der Lena Meyer-Landruth demnächst zum zweiten Erfolg beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf führen will.

Erst beim Curling, als das Duell schon so gut wie entschieden war, gelang es Raab noch einmal zu punkten. Dabei zeigte Raab allerdings auch einmal mehr seine aggressive Seite. In einer kniffligen Situation entschied der Schiedsrichter gegen Raab, womit dieser gar nicht einverstanden war und sich lauthals beschwerte. Unschön, denn der Schiedsrichter, ein Curlingspieler, war mit der Situation sichtlich überfordert und von einem Profi wie Stefan Raab kann man etwas mehr Gelassenheit erwarten.

Acht Werbepausen in vier Stunden

Schließlich sind es nicht seine 500.000 Euro, die Kandidat Deaon an diesem Abend gewann. Und Deaon, dem Opdenhövel ein „Hollywood-Lächeln wie Kai Pflaume“ attestierte, war ein durchaus sympathischer Gegner. Generell ruhig und zurückhaltend, ließ er sich nur gelegentlich zu einer Spitze gegen Raab hinreißen. Als dieser nach mehreren missglückten Aufschlägen beim Fußballtennis den Ball außerhalb des Spiels mustergültig zu Deaon zurückspielt, grinste der Kandidat und sagte: „Siehste, so musst du es machen.“ Die 500.000 Euro will Deaon nutzen, um seine Familie abzusichern. Der 33-Jährige ist Vater eines kleinen Sohnes.

Die Sendung dürfte sich derweil auch für Raab gelohnt haben. Jedenfalls ist es Pro7 gelungen, in die knapp vierstündige Fernsehsendung nicht weniger als acht Werbeblöcke einzubauen. Nicht seltener wurde auch das Gewinnspiel zur Sendung beworben, bei dem es für die Teilnehmer ein Smartphone und einen Mittelklassewagen eines deutschen Automobilherstellers zu gewinnen gab. Dass die Autos, in denen Raab und sein Kontrahent das Zeitfahren absolvierten, vom gleichen Hersteller stammen, bedarf kaum der Erwähnung. Opdenhövel erwähnte es trotzdem.

Bruno Mars und Max Mutzke waren auch da

Die 27. Ausgabe von „Schlag den Raab“ war dennoch durchaus gelungen. Anders als bei „Wetten dass…?“, wo die Wetten häufiger im allgemeinen Showgeplänkel untergehen, standen die Spiele klar im Fokus. Die musikalischen Darbietungen von Bruno Mars und Max Mutzke blieben das, was sie in einer solchen Show sein sollen: Randaspekte.

Wer sich schon auf die nächste Sendung freut, muss sich bis zum 2. April gedulden, erst dann geht „Schlag den Raab“ in die nächste Runde. Zwischendurch gibt es auf Pro 7 erstmal die Wok-WM am 12. März.