Essen. . Die gebürtige Essenerin Julia Melchior hat eine Dokumentation über Carl Gustav und die Schweden gedreht.

Ob Dominique Strauss-Kahn, Arnold Schwarzenegger oder Schwedens König Carl Gustaf: Das Wort Staatsaffäre hat in den vergangenen Monaten eine ganz neue Bedeutung erhalten. Nutzen Mächtige ihre Position beim Sex aus?

Eine Frage, die von gesellschaftlicher Bedeutung ist, eine Frage aber auch, die bei bunten Blättern derart fantasieanregend ist, dass Dichtung und Wahrheit, Fakten und Fiktion kaum noch unterscheidbar sind. Anders liegen die Dinge bei der Royal-Expertin Julia Melchior, Jahrgang 1975. Sie weiß, wovon sie redet – oft aus persönlicher Anschauung. Und genau deshalb will die gebürtige Essenerin die Frage nicht marktschreierisch bejahen. Vielmehr liegt der ZDF-Gegenspielerin zum ARD-Blaublut-Experten Rolf Seelmann-Eggebert in ihrer Doku „Königliche Affären – Carl Gustaf und die Schweden“ (Dienstag, 20.15 Uhr, ZDF) an einer abwägenden Darstellung.

Öffentliche Debatte

Die Affäre mit der Sängerin Camilla Henemark mag die Dokumentarfilmerin nicht unter Machtmissbrauch abheften. In der schwedischen Bevölkerung herrsche die Meinung vor, „dass diese Indiskretion die Öffentlichkeit nichts angeht“ – wohl aber Carl Gustafs Besuche von Etablissements, die in Schweden verboten sind. „Das“, befindet Melchior, „rechtfertigt die öffentliche Debatte.“ Die öffentliche Diskussion privater Fehltritte des Herrschers zeige, „dass das Leben als Royal nicht nur privilegiert ist“.

Gleichwohl kommt es dem Publikum oft so vor – vor allem wenn Hochzeiten in Königshäusern mit gerade märchenhaftem Pomp inszeniert werden. Die Trauung von Kate und William in London war jüngst ein Beispiel dafür, und das bevorstehende Ja-Wort von Monacos Fürst Albert II. und Charlene Wittstock wird bald ein weiteres Exempel dafür sein. Melchior: „Königshochzeiten sind die perfekte Inszenierung von Pracht und Tradition.“

Zugleich verweist die Filmemacherin darauf, „dass eine royale Hochzeit keine Privatparty ist“. Sie sei „auch von nationalem Interesse“. So sieht Melchior in Prinz William das künftige britische Staatsoberhaupt, eine Aufgabe, die Prinz Albert von Monaco bereits ausfülle.

Piraten-Dynastie

Alberts Familie Grimaldi gelang nebenher ein PR-Kunststück erster Güte. Alberts Vater Rainier befreite das Fürstentum Monaco vom Jahrhunderte währenden Ruch, kaum mehr als eine Piraten-Dynastie zu sein. Deshalb, so sieht es Melchior, werden Hochadel und A-Promis das Brautpaar feiern: „An Glamour wird es der Fürstenhochzeit nicht mangeln.“