Essen/London. . In England bahnt sich mit der Traumhochzeit von Kate Middleton und Prinz William schon der royale Hauptevent für den Rückblick 2011 an. Dabei hatte Europas Hochadel bereits 2010 zahlreiche Gelegenheit zum gemeinsamen Defilee. Ein Rückblick.

Die märchenhafte Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria und die spektakuläre Verlobung von Prinz William und Kate Middleton sind die Highlights an den Höfen im Jahr 2010. Der Glanz kann indessen nicht verbergen, dass die Strahlkraft der Monarchie verblasst: Angesichts der Wirtschaftskrise werden die Millionengelder der Steuerzahler für den Hochadel hinterfragt - und dies umso mehr, als ein ganz und gar unstandesgemäßes Benehmen eines Königs ans Tageslicht kommt.

Schweden erlebt in diesem Jahr ein Auf und Ab wie bei einer Achterbahnfahrt: Zwei Monate vor Victorias Hochzeit trennt sich ihre Schwester, Prinzessin Madeleine, nach achtjähriger Beziehung von ihrem offenbar untreuen Verlobten Jonas Bergström. Eine norwegische Handballspielerin hat enthüllt, sie habe mit dem Anwalt eine Affäre gehabt. Madeleine entflieht dem Wirbel mit einer Reise in die USA und taucht zur Hochzeit ihrer Schwester wieder auf.

Bei der Traumhochzeit am 19. Juni fließen viele Tränen der Rührung: Am 34. Hochzeitstag ihrer Eltern tritt Victoria mit ihrem ehemaligen Fitnesstrainer Daniel Westling vor den Traualtar. Nach einer romantischen Bootsfahrt wendet sich die Kronprinzessin vom Balkon des Stadtschlosses aus an ihre begeisterten Landsleute und dankt ihnen: „Ihr habt mir einen Prinzen geschenkt!“ Westlings Eltern sind einfache Beamte aus der Kleinstadt Ockelbo. Während Madeleines Kurzzeitverlobter Jonas Bergström mit seiner Herkunft aus einer angesehenen Familie und erstklassiger Ausbildung als problemlos integrierbar in die Königsfamilie galt, stieß Daniel Westling auf langanhaltende Vorbehalte. Den stärksten Widerstand gegen ihn soll König Carl Gustaf geleistet haben.

Dianas Ring für Kate

Die Empörung war umso größer, als im November ein Skandalbuch behauptete, der König trage eine Maske der Doppelmoral. Die Veröffentlichung ist ein Tabubruch. Erstmals werden private Vergnügungen des Königs beschrieben: ausschweifende Feste, Besuche in zwielichtigen Nachtklubs sowie eine Affäre mit einer Popsängerin, von dieser freimütig bestätigt. Dagegen äußert sich Carl Gustaf nur nebulös: Die beschriebenen Vorgänge lägen lange zurück, seine Familie und er hätten „das Kapitel abgeschlossen“.

Kate Middletons Fotoalbum

Knapp zwei Monate vor der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton hat die künftige Prinzgemahlin Einblicke in ihr privates Familien-Fotoalbum gewährt. Hier  klettert die dreijährige Kate beim Familienurlaub in Lake District in Nordengland einen Hügel hoch
Knapp zwei Monate vor der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton hat die künftige Prinzgemahlin Einblicke in ihr privates Familien-Fotoalbum gewährt. Hier klettert die dreijährige Kate beim Familienurlaub in Lake District in Nordengland einen Hügel hoch © AFP
Kate als Fünfjährige mit schelmischem Lächeln.
Kate als Fünfjährige mit schelmischem Lächeln. © AFP
Kate als kleines Kind mit ihrem Vater Michael und ihrer jüngeren Schwester Pippa vor den Ruinen im jordanischen Jerasch. Die Familie war 1984 in die jordanische Hauptstadt Amman gezogen, wo der Vater für zweieinhalb Jahre arbeitete. Kate ging dort in den Kindergarten.
Kate als kleines Kind mit ihrem Vater Michael und ihrer jüngeren Schwester Pippa vor den Ruinen im jordanischen Jerasch. Die Familie war 1984 in die jordanische Hauptstadt Amman gezogen, wo der Vater für zweieinhalb Jahre arbeitete. Kate ging dort in den Kindergarten. © AFP
Dieses Foto zeigt Kate im Jahr 2005 als frischgebackene Absolventin der schottischen Universität St. Andrews.
Dieses Foto zeigt Kate im Jahr 2005 als frischgebackene Absolventin der schottischen Universität St. Andrews. © Reuters
Kate lächelnd im Arm von William, am Tag der Diplomübergabe. Beide hatten in St. Andrews studiert und sich dort kennengelernt.
Kate lächelnd im Arm von William, am Tag der Diplomübergabe. Beide hatten in St. Andrews studiert und sich dort kennengelernt. © AFP
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Bei der Hochzeitsfeier im Juni ist von dem dräuenden Skandal noch nichts zu spüren, aber die Finanzkrise dämpft die Feierfreude des Volks und erinnert die Bürger daran, dass sie die Zeche mitbezahlen: die Hälfte der umgerechnet 2,5 Millionen Euro für die Hochzeitsfeierlichkeiten. Das Königshaus verweist darauf, dass diese über den Tourismus und den Souvenirverkauf viel Geld einbringen werde.

Sparsamkeit ist indessen nicht der Grund, warum Prinz William seiner Langzeitfreundin Kate Middleton zum Heiratsantrag ausgerechnet den Ring schenkt, den sein Vater, Prinz Charles, 1981 der 19-jährigen Lady Diana Spencer zur Verlobung verehrte. Wie man heute weiß, war die Brautwahl des Erstgeborenen der Queen mehr der Pflicht geschuldet als reiner Liebe.Die Zeiten haben sich geändert. So lautete Charles“ Kommentar zur Verlobung seines ältesten Sohns: „Sie haben lange genug geübt.“ Eine Anspielung auf ihre schon neun Jahre dauernde Beziehung. Prinz William erklärte die Wahl des Rings mit dem blauen, von Diamanten umrandeten Saphir, bei der Bekanntgabe seiner Verlobung am 16. November, er wolle sichergehen, dass seine Mutter „heute und bei der Aufregung nicht zu kurz kommt“.

Spaniens Königshaus muss sparen

Die Vermählung ist für den 29. April 2011 in der Londoner Westminister Abbey geplant und wird zweifellos die Hochzeit des Jahres. Und wieder wird ein Märchen wahr: Ein einfaches Mädchen aus dem Volk wird Anwärterin auf den Titel der Königin. Kate (eigentlich Catherine) Middleton ist Tochter eines früheren Piloten und einer ehemaligen Stewardess, die mit einem Versand für Kinderparty-Artikel zu Millionären geworden sind. Die Hoffnungsträger des Königshauses beflügeln Wunschträume, man möge mit der Tradition brechen und William statt Charles zum nächsten König krönen.

Die Gegner der Monarchie jedenfalls bleiben eine Minderheit, auch wenn die Königsfamilie die Steuerzahler viel Geld kostet: 2009 rund 38 Millionen Pfund (46 Millionen Euro), etwa drei Millionen Pfund weniger als 2008. Die Königin erhielt davon umgerechnet 9,6 Millionen Euro, zusätzlich machte sie 7,9 Millionen Euro aus Reserven locker.

Sparen ist auch im spanischen Königshaus angesagt: Der Etat 2010 wird auf knapp 9 Millionen Euro eingefroren und der Haushalt 2011 gekürzt. Die Staatsbediensteten müssen Gehaltskürzungen um 15 Prozent hinnehmen. König Juan Carlos hat Glück im Unglück: Dem 72-jährigen starken Raucher wird im Mai in Barcelona eine Wucherung aus der Lunge entfernt, die sich als gutartig erweist.

Hochzeit an der Côte d“Azur

Mit einer besonderen Art der Geldbeschaffung macht die geschiedene Frau des britischen Prinzen Andrew Schlagzeilen: Sarah Ferguson bot dem als Geschäftsmann getarnten Journalisten Mazher Mahmood für umgerechnet 575.000 Euro die Vermittlung von Geschäftskontakten zu Andrew an. Angesichts von Videoaufnahmen des Treffens räumt die Herzogin von York dies ein. Sie sei in finanziellen Schwierigkeiten, dies sei aber keine Entschuldigung für ihr schweres Fehlverhalten. Um Prinz Andrew ranken wiederum Gerüchte, er habe eine Liaison mit einer schwerreichen Frau aus der Ukraine.

In Monaco herrscht derweil Vorfreude auf die Fürstenhochzeit am 2. und 3. Juli 2011. Vier Tage vor Bekanntgabe seiner Verlobung nimmt Fürst Albert seine Freundin Charlene Wittstock mit zur Hochzeit von Prinzessin Victoria und verstößt damit gegen das Protokoll. Die ehemalige Schwimmerin lebt seit 2006 im Fürstenpalast und wird als „neue Gracia Patricia“ bezeichnet.Bei offiziellen Anlässen des Fürstenhauses wird der Ehemann von Prinzessin Caroline, Ernst August Prinz von Hannover, nicht mehr gesehen. Zu Trennungsgerüchten äußert sich das Fürstenhaus nicht. Das Paar hatte auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit geheiratet, am 23. Januar 1999, dem 42. Geburtstag Carolines. (dapd)