Essen. . Beim TV-Talk „Hart aber fair“ wurde offensichtlich, was die Grünen von der FDP trennt: Die Grünen nutzen in diesen Tagen ihre Chancen, die Liberalen vergeben sie. Und so wurde nicht klar, wie Schwarz-Gelb aus der Krise steuern kann.

Schade, dass man per Fernbedienung keine Schulnoten geben kann. Die TV-Sendung „Hart aber fair“ hätte gestern eine glatte Fünf verdient. Warum? Thema verfehlt! „Guido über Bord, die Boygroup an Deck – wer steuert Schwarz-Gelb aus der Krise?“ hatte Moderator Frank Plasberg wohl guter Hoffnung gefragt. Aber scheinbar nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet.

Sonst wäre sicher nicht Sky Dumont eingeladen worden. Der Schauspieler mit FDP-Parteibuch trug nichts Produktives zur Diskussion bei. Stellte aber heraus, dass er den designierten Parteichef Philipp Rösler persönlich kennt und Guido Westerwelle privat ganz anders ist. „Auch ihn kenne ich sehr, sehr gut“, klang allerdings eher nach Dumonts Schokoladenwerbung. Und als der Schauspieler kurz vor Schluss noch erklärte, dass „hinter der Steckdose keiner sitzt, der den Strom sortiert“, war die Ernsthaftigkeit endgültig dahin.

Grüne nutzen ihre Chancen

Bärbel Höhn, die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen, nahm die Vorlage sichtbar dankbar auf und erklärte mal eben wie Ökostrom funktioniert. Und ganz kurz war offensichtlich, was ihre Partei von der FDP trennt: Die Grünen nutzen solche Chancen in diesen Tagen, die Liberalen vergeben sie.

So wie Generalsekretär Christian Lindner, der neben dem designierten Parteichef Philipp Rösler die Partei aus dem Umfrage-Tief ziehen soll. Plasbergs nett formulierte Einstiegsfrage „Wie läufts denn so beruflich?“ beantwortete der 32-Jährige erst mit einem lauten Lachen und floskelte dann munter drauf los. „Wir stellen uns neu auf, wir haben uns auf den Weg gemacht, Deutschland braucht eine liberale Partei.“ Warum? Die Antwort steht noch aus.

Nur fair, aber nicht hart

Stern-Redakteur Hans-Ulrich Jörges versuchte zumindest zu erklären, was die FDP falsch gemacht hat: „Sie haben sich zu sehr auf die Steuersenkung konzentriert und sich alle anderen Themen wegnehmen lassen.“ Bildungspaket, Abschaffung der Wehrpflicht oder Eurorettung, all das seien Themen gewesen, für die eine liberale Partei prädestiniert gewesen wäre. Durchgesetzt hätten sich aber CDU und CSU.

„Das stimmt doch gar nicht“, sagte Rösler kopfschüttelnd und versuchte den FDP-Anteil an den Gesetzen zu skizzieren: „Für mich heißt Koalition Zusammenarbeit.“ Soll heißen: Wenn die FDP die Bundeswehrreform jahrelang fordert und die CSU sie plötzlich umsetzt, sind alle zufrieden. Findet zumindest Lindner: „Der eine kann nur gewinnen, wenn der andere verliert – So funktioniert Politik nicht.“ Nur fair, aber nicht hart, so funktionieren Talkshows allerdings auch nicht. Vor allem nicht, wenn eine Partei ein neues Profil sucht.

Dann darf man es eben nicht allen recht machen. Wie bei Plasbergs Abschlussfrage: Welche Person aus der Runde würden Sie auf eine Reise mit dem Außenminister mitnehmen? Der bayerische Grünen-Politiker Alexander Kolb, der früher mal in der jungen Union war, steckte Bärbel Höhn zu Guido Westerwelle, „damit die beiden sich mal richtig streiten können.“ Und Christian Lindner? Der wollte gleich die ganze Runde mitnehmen und sagte lächelnd: „Da hätten wir den meisten Spaß.“ Wie gesagt: Thema verfehlt!