Der neue FDP-Vorsitzende ist kein politisches Schwergewicht - also muss die neue Parteiführung das mannschaftsspiel erlernen, sonst droht den Liberalen der Sturz ins politische Niemandsland - ein Kommentar

Philipp Rösler soll es nun richten und die Partei als neuer Vorsitzender aus ihrer vielleicht tiefsten Krise führen. Doch ist der Mann aus Niedersachsen der Richtige für den Job? Skepsis ist angebracht.

Rösler ist kein politisches Schwergewicht. Seinen undankbaren Job als Gesundheitsminister im Kabinett Merkel hat er bislang ohne grobe Fehler gemacht, allerdings ist ihm der große Wurf zu mehr Transparenz und Kostenersparnis im Gesundheitswesen auch nicht gelungen. Als liberaler Vordenker ist der 38-Jährige bislang ebenfalls noch nicht hervorgetreten; ebenso wenig als charismatischer Redner, der nach außen hin Menschen begeistern könnte. Rösler würde es schwer haben, die Partei wieder attraktiv zu machen und enttäuschte Wähler zurückzuerobern.

Aber das würde in ähnlicher Weise für jeden anderen gelten, der in dieser Situation die Führung der orientierungslos gewordenen Liberalen übernehmen müsste. Der Generalsekretär Christian Lindner ist zwar taktisch gewiefter und cleverer als Rösler, aber als Vize-Kanzler am Kabinettstisch kann man sich den Youngster aus Nordrhein-Westfalen derzeit noch nicht so recht vorstellen. Das gleiche gilt für Daniel Bahr, auch er ein Vertreter der jungen liberalen Garde, auch er aus NRW. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ist ein Auslaufmodell und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger steht ebenfalls für die „alte FDP“, nicht für einen Aufbruch.

Deshalb wird es für die FDP nun darauf ankommen, Teamgeist zu entwickeln. Die künftige Parteispitze muss das Mannschaftsspiel lernen, das bisher in der FDP allerdings oft nicht eben besonders stark ausgeprägt war. Verliert sich die Partei dagegen in heillose Machtkämpfe, droht ihr der Sturz ins politische Niemandsland.