Essen. . Deutschland sucht den Superstar wird immer unberechenbarer. Die Zuschauer rufen nicht mehr, wie in den Staffeln zuvor, für die besten Sänger an. Da ist sogar die Jury sprachlos. In der vierten Mottoshow versuchten viele Kandidaten, sich neu zu definieren – manche mit Erfolg. Nur Norman Langen hielt weiter eisern an seiner Schlagerliebe fest. Am Ende erhielt er die wenigsten Anrufe.

Was braucht es, um Superstar zu werden? Das wissen offenbar noch nicht mal die ach so erfahrenen Jury-Mitglieder von DSDS. In der vierten Mottoshow konnte es ihnen kaum ein Kandidat recht machen. Probierte einer mal etwas Neues aus, wirkte das für sie aufgesetzt. Blieb einer bei seiner alten Masche, sei es langweilig, mäkelten die drei Experten. Verunsichert mühten sich die restlichen sieben Kandidaten am Motto „Partykracher“ ab – mit mal mehr, mal weniger Erfolg.

Irrglaube Nr. 1: Ein Superstar muss auch super singen können. Die drei besten Sängerinnen und Sänger sind bereits rausgeflogen. Zuerst traf es Balladen-Queen Sarah Engels. Bereits in der ersten Mottoshow reichte die Sympathie des Publikums für die 18-Jährige nicht aus. Dann kam sie als Ersatz für die erkrankte Nina Richel wieder. Wie lange sie sich noch gegen ihre hauptsächlich männliche Konkurrenz durchsetzen kann, ist ungewiss. Auch Oberzicke Anna-Carina Woitschack war von der Jury mehrfach in den Himmel gelobt worden. Dieter Bohlen sah sie sogar schon im Finale. In der dritten Mottoshow war auch für sie Schluss. Und schließlich reichte es auch nicht für Stimmwunder Marvin Cybulski. Darüber, dass die Zuschauer nicht mehr wie in den vorherigen Staffeln für die Gesangstalente anrufen, wunderte sich Samstag sogar Dieter Bohlen.

„Das ist vielleicht zu Ballermannmäßig jetzt“

Die hübsche Zazou Mall hingegen trifft nur selten einen Ton, hat aber noch jede Entscheidung gut überstanden. „Sie kann nicht singen, ich brauch das nicht mehr“, meinte Dieter Bohlen nach ihrem jüngsten Auftritt abschätzig. Zazou hatte sich für „Hot and Cold“ von Katy Perry entschieden. Optisch mal wieder ein Volltreffer, denn die Schweizerin weiß, wie man die Bühne zum Beben bringt. Sichtlich den Tränen nahe nahm Zazou dann Bohlens Kritik entgegen. Dennoch: Die 26-Jährige ist weiter.

Irrglaube Nr. 2: Ein Superstar muss einen eigenen, unverkennbaren Stil haben sein. Hier scheiden sich die Geister. Norman Langen gibt schon seit den Castings keinen Ton von sich, der nicht Teil eines Schlagers ist. „Hey Baby“ von DJ Ötzi war in der vierten Mottoshow der Ballermann-Hit seiner Wahl. In der Woche zuvor hatte Juror Patrick Nuo noch eine andere Seite von Norman sehen wollen, Dieter Bohlen erhob Einspruch. Jetzt begann selbst Bohlen, an Normans Stil zu zweifeln: „Das ist vielleicht zu Ballermannmäßig jetzt.“ Er sollte recht behalten. Für Norman war dies der letzte Auftritt bei DSDS.

Kein Junge mit der Gitarre

DSDS-Küken Sebastian Wurth wollte hingegen etwas Neues ausprobieren: weniger Gefühl, mehr Sex. Mit vier hüftschwingenden Tänzerinnen, die ihm ständig die Frisur verwuschelten, sang Sebastian „Monsta“ von Culcha Candela. In der Woche zuvor hatte er noch den braven Praktikanten gegeben. Er war bei dem Bäcker aus Halver zu Besuch, der ihm zu Ehre eine neue Brötchensorte erfunden hat, die „Wurthis“. Am Samstag dann ließ er die buchstäblich die Puppen tanzen. Ein aufregender Auftritt, der aber bei Chefjuror Dieter Bohlen wenig Anklang fand: „Der Song hat nicht so optimal zu dir gepasst“, entschied dieser. „Das war nicht so ganz deine Schiene.“ Lieber wolle Bohlen wieder den Jungen mit der Gitarre sehen. Die Entscheidung musste Sebastian wieder im goldenen Sessel im Zuschauerraum entgegennehmen.

Irrglaube Nr. 3: Ein Superstar muss verschiedene Seiten zeigen können. Madonna hat es vorgemacht: Immer gleich bleiben ist langweilig. Die DSDS-Kandidaten haben allerdings keine 20 Jahre Zeit, ihre Persönlichkeit mehreren Rundumerneuerungen zu unterziehen. Das muss in zehn Wochen passieren. Daher macht die Jury Druck. Von Marco Angelini hatte Jurorin Fernanda Brandao in der dritten Mottoshow verlangt, dass er sich mehr Kanten zulegen solle. Diese trug Marco am Samstag im Gesicht. Er hatte sich eine KISS-Maske schminken lassen und rockte dann mit „Let Me Entertain You“ von Robbie Williams die Bühne. „Das war die beste Performance, die ich bei DSDS je gesehen habe“, lobte Patrick Nuo. Nur Dieter Bohlen hatte wieder etwas auszusetzen: „Das ist doch kein Double-Wettbewerb hier.“ Denn sie wissen nicht, was sie wollen.

Was genau nun einen Superstar ausmacht, kann sogar der selbsternannte Poptitan Dieter Bohlen nicht mit Sicherheit sagen. Die Fans von DSDS wissen es wohl. Denn sie sind es, die jede Woche aussortieren, wer nicht in ihre Wunschvorstellung passt. Aber wie die aussieht, das wird nicht verraten.