Köln. .
Die Maus feiert am Montag ihren 40. Geburtstag. Wie die Kult-Figur auch die Generation Internet begeistern kann, ob die Maus weiß, wo Gott wohnt, und was die Macher den Kindern lieber nicht erklären wollten, erzählt Moderator Christoph Biemann im Interview.
Herzlichen Glückwunsch zum 40. Geburtstag! Wie feiert die Maus ihren Ehrentag?
Christoph Biemann: Wir haben die Möglichkeit bekommen, so zu feiern, wie man das in Köln eigentlich nicht besser haben kann. Armin Maiwald, Ralph Caspers und ich, wir gehen am Rosenmontag auf den Wagen und feiern da. Am Sonntag danach, am 13. März, gibt es dann eine Geburtstagssendung von 11 bis 12 Uhr, also in doppelter Länge.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die Maus uns anschaulich die Welt erklärt. Wie die Streifen in die Zahnpasta kommen, wie man Kaugummi herstellt und wie die Löcher in den Käse kommen. Welcher Betrag ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Biemann: Es gibt einen Film, der eigentlich ganz spontan zustande gekommen ist. Da hatte ich eine Zeitlupenspezialkamera in der Hand - eigentlich für eine ganz andere Geschichte - und habe einfach einmal kurz draufgehalten, wie mein Hund Milch trinkt. Ich war, als ich das dann in Zeitlupe sah, absolut erstaunt zu sehen, wie der es schafft, die Milch in die Schnauze zu bekommen. Das war auch für mich ein schönes Aha-Erlebnis.
Wie lange arbeitet das Team an einem Beitrag? Wie aufwändig ist die Recherche?
Biemann: Zwischen drei Wochen und drei Jahren. Dass eine Sachgeschichte so spontan entsteht wie bei dem Milch trinkenden Hund, das ist sehr ungewöhnlich.
Haben Sie keine Sorge, dass Ihnen die Fragen irgendwann ausgehen?
Biemann: Wir hatten ja vor ein paar Jahren eine Aktion gemacht „Frag doch mal die Maus!“ und dazu aufgerufen, Fragen zu stellen. Und da kamen 76.000 Fragen, wobei über 60 Prozent nur einmal gestellt wurden. Das heißt, eine riesige Vielfalt von Fragen, eine riesige Bandbreite auch. Für uns Mausmacher ist das ein Schatz. Wenn uns einmal die Themen ausgehen würden, müssten wir nur in die Kiste greifen. Uns erreichen jede Woche über 1000 Mails, viele Kinder und auch Erwachsene stellen uns ihre Fragen, auf die sie anderswo keine Antwort finden.
Kommt es manchmal vor, dass die Redaktion eine Frage nicht beantworten kann? Wenn ja, welche zum Beispiel?
Biemann: Ja, das kommt vor. „Wo wohnt Gott?“ ist so eine Frage. Aber es gibt auch andere Geschichten, die wir gern gemacht hätten, von denen wir uns leider verabschieden mussten. Kürzlich zum Beispiel haben wir recherchiert, ob Kälte wirklich etwas mit Erkältung zu tun hat. Und die Antwort lautet: Naja. Kälte hat schon etwas mit Erkältung zu tun. Aber eigentlich sind es meist Viren, die eine Erkältung auslösen und hier eine Rolle spielen. Und wenn man das zu Ende denkt, muss man eigentlich sagen: „Kinder, haltet euch von Menschen fern, gebt keinem die Hand, lasst euch von keinem umarmen und macht nichts, was mit anderen Menschen zu tun hat.“ Zu der Botschaft haben wir dann lieber „Nein“ gesagt.
In den vergangenen 40 Jahren ist viel passiert: Internet, Computerspiele, Handys und CDs bestimmen heute den Alltag vieler Kinder. Haben sich die Fragen und Ansprüche der kleinen Zuschauer geändert?
Biemann: Klar, heute gibt es auch Fragen, die sich rund um elektronische Geräte drehen. Kürzlich haben wir gezeigt, wie ein Touchscreen funktioniert. Letzten Sommer haben wir die Antwort geliefert auf die Frage „Warum leuchten Glühwürmchen?“ Auch das kommt vor. Wir stellen fest, dass sich die Maus-Zuschauer einfach für alles interessieren.
In Zeiten von Google und Wikipedia kann das Internet Fragen viel schneller beantworten. Haben Sie keine Sorge, dass der Fortschritt die Maus irgendwann überholt?
Biemann: Ein Maus-Film ist immer noch etwas Besonderes. Im Lauf der Jahre haben wir uns immer wieder neu erfunden und weiterentwickelt. Solange das so bleibt und wir auch die Maus-Tradition nicht aus den Augen verlieren, bin ich sicher, dass es die Maus weiter geben wird.
Die Sendung mit der Maus hat in Deutschland längst Kult-Status. Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgsrezept?
Biemann: Die Mischung macht’s. Kleine Kinder gucken am liebsten die Maus-Filme und sehen die Sachgeschichten irgendwie durch. Dann kommen die Lieder und Bildergeschichten, die sie mögen. Und wenn sie älter sind, stehen die Sachgeschichten im Vordergrund.
Nicht nur Kinder mögen die Maus: Auch viele Erwachsene sind begeisterte Fans der Lach- und Sachgeschichten. Warum schalten Ihrer Meinung nach so viele Ältere ein?
Biemann: Viele Erwachsene begeistern sich vor allem für die Sachgeschichten. Es gibt einfach viele Erwachsene, die die Maus schon als Kind gesehen haben, und heute ihren Kindern sagen: „Guck die Maus, mir hat’s nicht geschadet.“