Essen. .
Normalerweise interessiert sich das Fernseh-Publikum kaum für Auslandsthemen. Die Krawalle in Ägypten haben das geändert. Alle in Deutschland empfangbaren Nachrichtensender verbuchen steigende Zuschauerzahlen.
Das Fernsehpublikum interessiert sich stark für die Krawalle in Ägypten. Alle in Deutschland empfangbaren Nachrichtensender verbuchen steigende Zuschauerzahlen und Marktanteile. Das ergab eine Umfrage des Nachrichtenportals DerWesten.
Dem öffentlich-rechtliche Info-Kanal Phoenix beschert der Volksaufstand gegen Ägyptens Diktator Hosni Mubarak ein Zuschauer-Plus von einem Drittel, wie Sendersprecher Wolfgang Maier-Sigrist erklärte. Dieser Zuwachs sei umso stärker zu bewerten, als dass Auslandsthemen normalerweise schwächer wahrgenommen werden als innenpolitische Debatten. Phoenix bietet derzeit das größte Angebot aus Ägypten – mit zehn Stunden Programm täglich.
„Besonders die langen Live-Strecken haben die Zuschauer überzeugt“
Ähnlich Bettina Klauser von RTL-Tochter n-tv: „Wir hatten am Mittwoch einen Gesamt-Tagesmarktanteil von 1,4 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen und von 1,2 Prozent beim Gesamtpublikum.“ Klauser weiter: „Besonders die langen Live-Strecken am Nachmittag ab 14 Uhr haben die Zuschauer überzeugt.“ So erreichten Live-Bilder aus Kairo nachmittags um 17 Uhr bei den Zuschauern unter 50 einen Marktanteil von zwei Prozent und beim Gesamtpublikum immerhin 1,6 Prozent. Der Sender weitete seine Berichterstattung über die Umwälzungen am Nil folgerichtig. Auch in anderen Sendungen sei ein Bild aus Ägypten eingeblendet. Sobald die Ereignisse dramatisch werden, organisiert n-tv nach eigenen Angaben schnellstmöglich eine Live-Übertragung.
Auch N24 erzielt überdurchschnittliche Marktanteile
Die Krise in Ägypten trieb auch N24 mehr Zuschauer zu. Sendersprecher Andreas Thiemann: „In der Tat konnten wir in unseren Marktanteilen ein großes Interesse der Zuschauer an der Situation in Ägypten feststellen.“ Insbesondere die N24-Berichterstattung am Mittwochnachmittag zwischen 17 und 18 Uhr erzielte deutlich überdurchschnittliche Marktanteile. 1,9 Prozent war die Spitze beim werberelevanten Publikum unter 50. Üblicherweise erreicht N24 in dieser Zielgruppe 1,3 Prozent.
Bei internationalen Krisen spielt die Mutter aller Nachrichtensender traditionell eine große Rolle: Der US-Kanal CNN prägte mit „Breaking News“ die Sehgewohnheiten der Deutschen. Dabei spielt die geringe Reichweite der Senders aus Atlanta, US-Staat Georgia, nur eine untergeordntee Rolle. CNN schrieb mit seiner Berichterstattung über die Challenger-Katastrophe, aber auch über die beiden Golf-Kriege Mediengeschichte. Auf die politischen Auseinandersetzungen in Kairo reagierte der Sender, indem er Talkformate wie „Piers Morgan“ für mehr Nachrichten kippte.
Zwar wird CNNs Reichweite in Deutschland nicht von der GfK erfasst, aber die Klickzahlen der CNN-Internetbeiträge wirft ein Schlaglicht auf das riesige Interesse an der Äygpten-Berichterstattung. Laut CNN-Sprecherin Veronika Weiß liegen die Klicks auf die täglichen Video-Weltnachrichten um 57 Prozent höher als der Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Allein am vergangenen Freitag riefen mehr als eine halbe Millionen Internet-Nutzer die Live-Videos von CNN auf – eine direkte Reaktion auf die Ereignisse in Ägypten.