Essen. . RTL feiert mit der fünften Staffel des „Dschungelcamps“ immer neue Rekorde. Mehr als ein Drittel der TV-Nation labt sich an den Leiden der Camper. Doch was bleibt den Dschungelkönigen?

Die Programmmacher von RTL, so scheint es, sind die Alchimisten der Gegenwart. Ihnen – und nur ihnen – gelingt es, aus Mist Gold zu machen. Das „Dschungelcamp“ ist der beste Beweis dafür. Die fünfte Staffel des Trash-Formates sorgt dafür, dass beim Gesamtpublikum mehr als jeder Dritte vor der Mattscheibe sitzt. Beim TV-Volk unter 50 ist es sogar jeder Zweite. Mit „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ hat der Kölner Privatsender den ausgestorben geglaubten Straßenfeger aus der Steinzeit des Fernsehens zu neuem Leben erweckt. Doch gelingt den Dschungelkönigen dasselbe Kunststück?

Genau das nämlich treibt die Teilnehmer in Fernseh-Straflager in Australiens grüner Hölle: durch Leidensbereitschaft wieder nach den Sternen greifen zu dürfen. Tatsächlich täuscht der Titel der Schadenfreude-Show. Eigentlich müsste er heißen: Ich bin kein Star – bringt mich hier rein.

So lahmte die Karriere vom ersten Dschungelkönig Costa Cordalis, als sich der 66-Jährige zur TV-Tortur überreden ließ. Im Grunde genommen ist der gebürtige Grieche ein One-Hit-Wonder. Seine Liebeserklärung an „Anita“ brannte sich Mitte der 70er Jahre ins kollektive Gedächtnis der Musikfans ein, dann kam lange nichts.

Einmal „Anita“, immer „Anita“

Doch mit dem Erfolg im Ekel-Fernsehen kam nicht zwangsläufig der Erfolg auf der Show-Bühne. Eine Anfrage von „DerWesten.de“ mochte der Radsport-begeisterte Lockenkopf nicht beantworten. Ein Blick auf seine Homepage verrät allerdings, dass der Schlagersänger heute macht, was er früher auch schon tat: Er tingelt durch Messehallen, Sparkassen-Versammlungen und Discos. Das kann ein durchaus einträgliches Geschäft sein. Von Glamour allerdings sind derlei Schlager-Partys so weit entfernt wie die Milchstraße vom Sahnehäubchen. Einmal „Anita“, immer „Antita“.

Schweigsam blieb auch Ingrid van Bergen gegenüber „DerWesten.de“. Rückblende: Die heute 79-jährige Mimin erlitt einen Karriere-Knick, als 1977 wegen Totschlags zu mehrjähriger Haft verurteilt wurde; sie hatte ihren damaligen Partner erschossen. Das „Dschungelcamp“, immerhin, entriss die Frau mit der markant rauchigen Stimme dem Niemandsland der Vergessenheit. Bei der RTL-Serie „Doctor’s Diary“ stieg sie 2009 ein, aber vor kurzem jedoch wieder aus, in der Kino-Komödie „Dinosaurier“ legte sie einen fulminant komischen Auftritt hin, auch in „C.I.S. – Choaten im Sondereinsatz“ war sie zu sehen.

Nick verspritzt „tägliches Dschungelgift“

Auch Dschungelkönigin Nummer zwei reagierte nicht auf die Anfrage von „DerWesten.de“. Désirée Nicks Omertà allerdings hat Gründe: Sie verspritzt ihr „tägliches Dschungelgift“ als Kolumnistin für „Bild.de“. Ansonsten blieb ihr Leben, wie es war: Mal tingelt die 54-Jährige durch Theater, mal durch Buchläden, aktuell mit ihrem Titel „Gibt es ein Leben nach Fünfzig?“.

Nur Ross Antony erinnert sich gern und öffentlich an seinen Abenteuer-Urlaub bei RTL. Der Brite wusste, was auf ihn zukam. Er hatte bei „Popstars“ schon die Vorhölle einer Casting-Show überlebt. Und zwar mit Erfolg: Er gehörte 2001 zu den Gewinnern der ProSieben-Talentshow und wurde zum Mitglied der Teenie-Gruppe Bro’sis. Doch dann dümpelte Ross’ Karriere dahin.

„Die Natur zu erleben war wunderschön“

Kein Wunder, dass er dankbar die Chance ergriff, vier Wochen via „Dschungelcamp“ maximale Aufmerksamkeit zu erreichen. Ross’ Rechnung sollte aufgehen: „Es war eine sehr aufregende Zeit - und gegen das aktuelle Camp waren wir ja das absolute Kuschelcamp. Ich habe noch guten Kontakt mit den anderen - ich glaube, dass werden nicht viele der neuen Mitstreiter von ihren Kollegen sagen können.“ Mehr noch: Der heute in Siegburg lebende Brite schwärmt von der dritten Staffel des RTL-Formates. „Was oft in Vergessenheit gerät: Wir waren wirklich im Urwald, im Dschungel - die Natur so zu erleben war wirklich wunderschön.“

Dazu kam, dass der Aufenthalt im Camp dem gern als skurrile Figur besetzten Moderator einen - wenn auch bescheidenen - Karriere-Schub gab: „Dafür bin ich sehr dankbar. Ich durfte in den letzten drei Jahren eigene TV-Shows moderieren, Schauspielern, auf Festivals auftreten etc. - dass ich im Prinzip jeden Tag arbeiten kann, sehe ich als absolutes Privileg. Das verdanke ich wirklich den Leuten, die damals für mich angerufen haben.“

Dennoch gibt es bei dem 36-jährigen Bekenntnis-Rheinländer – er gilt als ausgemachte Frohnatur – auch nachdenkliche Töne. „Ich denke, ich habe alles erreicht und erlebt. Alle Höhen und Tiefen. Vielleicht sollte man es so in Erinnerung behalten.“

Bleibt die Frage, ob er noch mal ins Reich der Kakerlaken zurückwill. Ross hält sich vielsagend an James Bond: „Sag niemals nie.“

Alles rund ums Thema im Spezial