Essen. . Britt Hagedorn ist übrig geblieben. Seit zehn Jahren modereriert sie nun schon ihr Talkshow am Mittag. Von der anfags übermäßigen Konkurrenz ist niemand mehr da. Dabei buhlten zu Hochzeiten 14 tägliche Talkshows um die Zuschauer. Dafür stimmen bei der blonden Hamburgerin jetzt die Quoten.

Sie ist so etwas, wie die letzte Bastion im einst total überlaufenen Quasselstrippen-Business. Britt Hagedorn hält mit „Britt“ (werktags, 13 Uhr, Sat.1) die Fahne der Nachmittagstalkshows hoch. Am heutigen Mittwoch seit genau zehn Jahren.

Als sie anfing, damals vor zehn Jahren, da wurde im deutschen Fernsehen mittags getalkt bis der Arzt kam. Wer als Zuschauer wollte, konnte am späten Morgen seinen Fernseher einschalten und dann durchgucken bis in frühen Abend. 14 Daily-Talks zählten die Programmzeitschriften zur Jahrtausendwende. Gesprochen wurde über alles, was die Menschen um die Mittagszeit so bewegte. Wahlweise waren die Brüste zu klein oder zu groß, die Mutter peinlich oder der Vater ein Trinker. Alle redeten durcheinander und fanden sich gegenseitig mal „total geil“ oder „voll asig“.

Britt Hagedorn ist die Moderatorin der letzten täglichen Talk-Show im deutschen Fernsehen. Foto: Sat.1/Max Moos
Britt Hagedorn ist die Moderatorin der letzten täglichen Talk-Show im deutschen Fernsehen. Foto: Sat.1/Max Moos © Max Moos

Doch irgendwann ließ das Interesse der Zuschauer nach. Weil jedes denkbare und undenkbare Problem gelöst war und die Gäste, die vor ein paar Wochen noch bei Arabella waren nun bei Dauergrinser Oliver Geissen auf dem Sofa saßen. Nach und nach strichen die Tagesplauderer die Segel und machten Platz für neue Formate, die „geskriptete Realität“ genannt werden, weil sie Fälle konstruieren, die selbst die verstörtesten echten Menschen so nicht bieten können. Da sei, findet Hagedorn, ihre Sendung doch viel „authentischer“.

Jedenfalls geht es Britt gut. Vielleicht, weil es an Konkurrenz fehlt. Vielleicht aber auch, weil bei Britt längst nicht mehr nur geredet wird. Da werden Gäste mit viele Getöse an Lügendetektoren angeschlossen und Schwangerschaftstests wie die Kronjuwelen von Body-Guards bewacht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die 39-jährige ihren Gesprächspartnern zumindest das Gefühl vermittelt, sie nehme sie ernst.

Warum auch immer. Die Sendung erreichte nach Sat.1-Angaben im vergangenen Jahr im Schnitt 1,6 Millionen Zuschauer und einen durchschnittlichen Marktanteil von 17,9 Prozent. Zahlen, von denen Frau Hagedorn vor einem Jahrzehnt nicht mal zu träumen gewagt hätte: „Als ich anfing, war mein großes Ziel, erst einmal 100 Sendungen in den Kasten zu bekommen.“

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Von DerWesten

Nun aber will sie auch weitermachen, am liebsten noch „40 Jahre“. An neuen Themen, heißt es, mangele es nämlich nicht – der virtuellen Welt sei Dank. Sie habe festgestellt, sagt Hagedorn, dass immer mehr Gäste kämen, weil es durch die Nutzung des Internets in der Beziehung zu Konflikten komme. „Soziale Netzwerke bereichern das Leben zwar, beinhalten aber auch eine große Gefahr.“ Zum Jubiläum aber bleibt Britt in der realen Welt.

Heute begrüßt sie ihre früheren Talk-Kollegen Vera Int-Veen und Andreas Türck. Auf dem Programm steht ein „Talk über den Talk“