Berlin.
Er ist 39 Jahre jung und liebt es unaufgeregt. Bald werden Steffen Hallaschka Millionen kennen. Der gebürtige Kasseler übernimmt das Magazin „Stern TV“ bei RTL von Günther Jauch - und tritt damit in große Fußstapfen.
„Ich kenne Sie gar nicht“, hat jemand an die Pinnwand auf Steffen Hallaschkas Facebook-Seite geschrieben. Das geht vielen so. Hallaschka tritt am 12. Januar die Nachfolge von Günther Jauch bei „Stern TV“ (RTL) an, und die Fernsehgemeinde reibt sich verwirrt die Augen: Der 39-Jährige aus der zweiten Reihe der ARD-Moderatoren ist als Personalie eine echte Überraschung – als Person dagegen lieber unaufgeregt.
„Ein bisschen spießig, dafür sympathisch“, schreibt das Online-Portal des „Stern“, Hallaschka wirke auf nette Weise genauso bieder wie Günther Jauch. Kein Schaumschläger, kein Sensationsjäger, kein Mackeninhaber.
Lieblingsschwiegersohn der Nation
Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Wer in diesen Tagen mit Steffen Hallaschka über Herkunft, Prägungen und Vorbilder spricht, landet immer wieder bei Jauch. Allerdings: Steffen Hallaschka ist noch mal zehn Zentimeter länger als sein Vorgänger, und seine Schuhe sind zwei Nummern größer, also 46/47. „Würde ich tatsächlich in Jauchs Fußstapfen treten, bliebe von seinen nicht viel übrig.“ Zumindest, wenn man die Sache physikalisch betrachtet.
Im Fernsehen dagegen herrscht eine andere Wirklichkeit – und in der hat der 15 Jahre ältere Jauch Maßstäbe gesetzt. Er ist der Lieblingsschwiegersohn der Nation, der Mann, dem selbst diejenigen einen Gebrauchtwagen abkaufen würden, die gar keinen Führerschein haben. Und nun kommt einer wie Hallaschka und soll nach über 20 Jahren „Stern TV“ das Steuer im Studio übernehmen. Es gibt leichtere Aufgaben.
Glamourfaktor wie Kassel
Oliver Geißen und Markus Lanz waren im Gespräch für den Job, auch die RTL-Alleskönnerin Nazan Eckes. Am Ende wurde es dieser schlaksige Typ aus Hessen, mit der großen Nase und den langen Beinen, dessen Glamourfaktor bis jetzt auf dem Niveau seiner Heimatstadt Kassel lag. Aber Günther Jauch lieben die Deutschen ja auch nicht wegen seiner atemberaubenden Schönheit, sondern weil sie ihn besonders glaubhaft finden. So gesehen ist Steffen Hallaschka Jauchs logischer Nachfolger in der Rolle als Guter Mensch von RTL.
Großgeworden in einer Familie mit vielen Lehrern und Pfarrern, geprägt von Weltoffenheit und Sendungsbewusstsein. Seine Mutter, die Pfarrerstochter, hat immer ein offenes Haus gepflegt, und darin einen offenen Geist. „Die Kinder aus solchen Haushalten“, sagt Hallaschka, „bekommen ein besonderes Päckchen mit auf den Weg.“ Er meint: Eine besondere Wahrnehmung für soziale Ungleichheiten, Respekt für unterschiedliche Kulturen. Sein älterer Bruder Andreas ist heute Chefredakteur des Reisemagazins „Merian“.
Nach der Schule geht Hallaschka zum Rundfunk und studiert in Frankfurt am Main Europäische Ethnologie, ein Teilgebiet der Volkskunde. Für ihn klingt das interessant: Die Studenten sollen den Alltag und die Lebensweise der Menschen unter die Lupe nehmen, das kennt er von seinen Radiojobs. Seine Magisterarbeit schreibt Hallaschka schließlich über „Reality-TV“.
Er moderiert Verbrauchermagazine
Seit drei Jahren lebt der Moderator jetzt in Hamburg, zusammen mit seiner Frau, einer Fernsehjournalistin. Er moderiert Verbrauchermagazine wie „Markt“ oder „Ratgeber Technik“, springt aber auch als Ersatzmann bei der NDR-Talkshow ein. Für die Moderation der WDR-Show „Kanzlerbungalow“ gab’s vor Jahren eine Grimmepreis-Nominierung.
Und nun? Bereiten sich die beiden auf ein Leben als neues Promipaar vor, mit hysterischen Boulevardgeschichten und Stress mit Fotografen? Hallaschka winkt ab. „Viele denken jetzt, ich sei der Alleinerbe des Jauchschen beruflichen Vermögens.“ Was sie vergessen: Jauchs Popularität ist über drei Jahrzehnte gewachsen. „Davon liegt ein Tortenstück jetzt bei mir auf dem Teller und das heißt „Stern TV“. Es ist das Angebot seines Lebens, der „Mercedes unter den Fernsehmagazinen“, auch wenn es ein Gebrauchtwagen ist. Aber von Jauch kann man den ja wohl nehmen.