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Martina Hill („Switch Reloaded“, „heute-show“) balanciert so geschickt wie nur wenige Frauen auf dem schmalen Grat zwischen Comedy und Kabarett. Jetzt ist die 36-Jährige in der RTL-Komödie „Undercover Love“ (Do., 20.15 Uhr) zu sehen. Jürgen Overkott sprach mit ihr.
Wie qualifiziert man sich als Opfer für Ihre Parodien in „Switch Reloaded“ und in der „heute-show“?
Martina Hill: Opfer! Das ist ein etwas unpassendes Wort. Nein, die Frauen, die ich parodiere, gewinne ich lieb. Wenn ich im Fernsehprogramm gezielt nach neuen Vorlagen suche, stelle ich mir eher die Frage: Was haben die Frauen mit mir gemein? Wo finde ich leicht einen Ansatz, wo finde ich eigene Seiten, wo denen ich vielleicht noch nichts weiß? Ich stelle mir weniger die Frage: Wer nervt? Mir geht es darum: Wo hat sie etwas Auffälliges?
Wie reagieren Zeitgenossinnen, wenn sie sich von Ihnen parodiert im Fernsehen wiederfinden?
Hill: Toi, toi, toi, bisher haben alle positiv reagiert, durch die Bank. Alle waren dankbar, dass ich sie parodiert habe, sie lassen mir Grüße bestellen und wollen mich kennenlernen. Sie sagen: bitte weiter so. Und seit neuestem werde ich auch permanent von Prominenten gebeten, sie zu parodieren.
Als Auftragsarbeit?
Hill: Viele empfinden das als Ritterschlag. Ich finde das schön, dass niemand Angst davor hat, von mir parodiert zu werden. Ich will niemanden verletzen, sondern ich will die Leute nur zum Lachen bringen.
Wenn Sie Parodie auch als Selbsterfahrung begreifen – was haben Sie über sich selbst herausbekommen?
Hill: Zum Beispiel wusste ich nicht, dass ich so hoch kieksen kann wie in der Heidi-Klum-Parodie.
Sie sind über sich selbst hinaus gewachsen...
Hill: ...auch bei meinem Sonya-Krauss-Gebrumme. Im Privatleben würde man sich nie auf die Suche begeben. In dem Moment aber, wo es den Auftrag gibt, begibt man sich auf die Suche, und dann wird man auch fündig, ich glaube sogar, jeder würde da fündig werden, wenn einer sich die Zeit nimmt und drei Wochen lang Daniela Katzenberger studiert.
Wann haben Sie Ihr komisches Talent entdeckt?
Hill: Das war 2003 bei einem Casting, wo es hieß: Mach irgend was, Hauptsache, es ist lustig. Da habe ich mich zum ersten Mal an den Rechner gesetzt und was ausprobiert. Dabei habe ich meine kreative Ader entdeckt. Ich hatte keine Vorlage, und das hat mich gereizt.
Sie sind spätberufen.
Hill: Am Anfang fand ich das seltsam: Frau Hill, Comedienne.
Haben Sie Comedienne als Schimpfwort empfunden?
Hill: Überhaupt nicht. Ich war früher schon Fan von vielen Comediennes, zum Beispiel von Anke Engelke.
Sie haben sich einen soliden Ruf als Komödiantin erspielt, deswegen sind Sie ja auch bei „Undercover Love“ dabei. Empfinden Sie Ihren Ruf inzwischen als Fluch?
Hill: Erst mal empfinde ich es als Segen, dass es überhaupt Arbeit für mich gibt. Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich bei einem Eventmovie mitspielen darf. Ich habe überhaupt keine Angst vorm Schubladen-Denken. Wenn der liebe Gott das so will, dass ich mehr Comedy mache, weil die Leute mich in dem Genre gerne sehen, habe ich damit überhaupt kein Problem. Aber wer weiß, was die Zeit noch bringt.
Wie sieht’s mit nachdenklichen Rollen aus?
Hill: Gern! Ich würde auch einen Junkie in einer Tragödie spielen. Da drauf hätte ich zum Beispiel Lust. Es hat sich eine Menge geändert. Die Leute sind offener geworden.