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Nahsicht aufs Fernsehen – niemand bietet sie perfekter als „Switch Reloaded“. Und nirgends ist Medienkritik unterhaltsamer. Am Dienstag, 22.15 Uhr, gibt’s bei ProSieben acht neue Folgen mit Deutschlands bestem Comedy-Ensemble.

Ob TV-Serie oder Nachrichten-Magazin, Trash-Show oder Beratungssendung – die Truppe, allen voran Max Giermann, Michael Kessler und Martina Hill, lässt alle Formate auf die Größe von Video-Clips zusammenschnurren. Das Schöne: Sie verlieren als Mini-Sketche nicht an Substanz – sie gewinnen sogar. „Switch Reloaded“ lässt aus den bunten TV-Ballons einfach die heiße Luft entweichen; zurück bleiben wabbelige Gummihüllen.

Am meisten Biss hat Michael Kessler, der Adolf Hitler mit Serien-Star Stromberg kreuzt. Kessler hat bei beiden eine Schnittmenge in Mimik und Gestik gefunden. Der Nazi-Diktator wirkt, mit wirrem Stromberg-Deutsch und schlechten Scherzen auf Kosten Untergegebener, wie ein verstörter Abteilungsleiter – und, im Umkehrschluss, der fieseste Versichungsmann der Republik noch im kleinsten Büro wie ein größenwahnsinniger Despot.

Aber auch die klassischen TV-Parodien haben es in sich. Max Giermann, beispielsweise, entstellt den Fernsehkoch Christian Rach bis zur Kenntlichkeit, wenn er beim Betreten von „Bernd’s Bierschwemme“ in Dortmund-Scharnhorst derart stark mit den Armen rudert, dass er sich verknotet. Große Gesten kann er, der Meisterkoch. Allerdings liefert er nur kleine Erkenntnisse. Lokal-Chef Bernd sitzt deswegen auf dem Trockenen, weil er kein Bier hat.

„Switch Reloaded“ macht klar, dass im Fernsehen nicht die Inhalte zählen, sondern die Gesichter der Sendung. Wäre Descartes ein moderner Philosoph – sein Lehrsatz lautete: Ich moderiere, also bin ich. Die Moderatoren zählen, und nur sie. Die Gäste sind lästiges Beiwerk. Und genau deshalb ist es für die großen Selbstdarsteller des Fernsehens vergebene Liebesmüh, sich auf ein Gespräch einzulassen, das neue Ansichten und Einsichten liefert – - mustergültig zu besichtigen bei Max Giermann als Karteikarten-Fetischist Markus Lanz.

„Switch Reloaded“ führt TV-Leute vor, die üblicherweise andere Menschen vorführen. Dabei nehmen die Macher nicht einmal Rücksicht auf ihren Haussender – und stehen damit in der Tradition von Harald Schmidt, der in seiner Zeit als Privatfunker lustvoll auf Sat.1 eindrosch. So präsentiert Martina Hill ProSiebens Klatschtante Sonya Kraus als Selbstverliebte, die sich ständig selbst anmacht und dabei augenrollend kiekst: „Jawoll.“

Die Parodien sind größer als das Leben. Schlimm ist allerdings, dass die Karikierten gar nicht aufschreien. Nein, sie fühlen sich geehrt. Den Fernsehleuten ist offenbar egal, wie über sie geredet wird. Wichtig ist ihnen wohl nur, dass über sie geredet wird.

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