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Wenn Fernsehen Fernsehen parodiert, stehen die Zielscheiben meist fest: unbeholfene Talkshow-Kandidaten, selbst ernannte Models, Casting-Opfer. „Switch Reloaded“ geht einen anderen Weg und sucht sich originellere Kandidaten aus. Meistens.
Irgendwer muss den Medienmüll runterbringen, hat Wiglaf Droste vor Jahren gefordert. Inzwischen tun das einige. Da wären u.a. „Kalkofes Mattscheibe“, „Talk Talk Talk“ oder „TV Total“. Was „Switch Reloaded“ von diesen Sendungen unterscheidet, ist, dass hier nicht nur die üblichen Verdächtigen herausgepickt werden – die Volksmusikanten, Casting-Opfer und Big-Brother-Kandidaten. In den besten Momenten parodiert Switch Sendungen, die von Satire bisher ausgenommen wurden.
In manchen Fällen fragt man sich, warum. Da wäre zum Beispiel die NDR-Talkshow „Inas Nacht“, die in einer Hamburger Hafenkneipe aufgezeichnet wird. Martina Hill bringt die kumpelhafte Ramdösigkeit der Moderatorin Ina Müller derart gut auf den Punkt, dass es weh tut. Die Pointen werden mit jedem Bier flacher, die Stimme lauter und die Gesangseinlagen nervender. Switch entlarvt das ach-so-authentische Kneipenumfeld als bräsige Mitklatsch-Kulisse für eine Moderatorin, die sich mit ziemlicher Sicherheit selbst als „keck“ empfindet.
Hang zur Zwangsalliteration
Schön auch die Parodie auf „Titel Thesen Temperamente.“ Hier nimmt sich Switch vor allem den eitlen Habitus der Sendung zur Brust, die letzte-Bastion-der-Kultur-Attitüde und Dieter Moors Neigung, sich für smarte Formulierungen („Gülcanisierung der Gesellschaft“) selbst auf die Schulter zu klopfen. Dass ein Bourgeoisie-schockender Off-Künstler mit „Penis-Skulptur“ nicht fehlen darf, ist klar.
Schwächer fallen die Sketche aus, bei denen die Steilvorlagen zu offensichtlich sind: Dass Inka Bause einen Hang zur Zwangsalliteration („pfiffiger Pfundskerl“) hat, ist nicht gerade neu; der Sprachfehler von Laufsteg-Trainer Jorge aus „Germany’s Next Topmodel“ auch nicht. Und Daniela Katzenberger als intellektuelle Leerstelle zu präsentieren, wirkt auch ein bisschen zu einfach.
Parodie sollte immer lustiger sein als das Original
Da macht es schon mehr Spaß, Michael Kessler in der Rolle von Günther Jauch zu sehen. Oder vielmehr, zu hören. Der eigentliche Gag besteht nämlich gar nicht in der Imitation von Jauchs Sprachstil, sondern im dauernden „hmm, hmm“ des Moderators – besonders dann, wenn es gar nichts zu bestätigen gibt. An dieser Stelle merkt man, dass die Switch-Crew manche Opfer genauer studiert hat als andere.
Gefährlich wird es dann, wenn Vorlagen persifliert werden, die selbst schon Comedy-Formate sind. Vom gestern imitierten „Two And A Half Men“ hätten Kessler & Co. besser die Finger gelassen. Eine Parodie sollte immer lustiger sein als das Original, und das ist hier eindeutig nicht der Fall. Vom geschmacklosen Vergewaltigungs-Witz in der „Parodie“ mal ganz zu schweigen. An solchen Stellen verkauft sich Switch unter Niveau.
Ansonsten muss man dieser Sendung lassen, dass sie dem deutschen Comedy-Durchschnitt etliche IQ-Punkte voraushat. Und dass es noch viel Müll runterzubringen gibt, daran wird wohl niemand zweifeln.