Potsdam. .
Eröffnet von der Hollywoodschauspielerin Sarah Jessica Parker sind am Donnerstagabend in Potsdam zum 62. Mal die Bambis verliehen worden. Hannah Herzsprung und Florian David Fitz sind als beste Schauspieler geehrt worden.
An das vorige Jahr mag sich das Medienhaus Hubert Burda gar nicht gern erinnern. Im Krisenjahr 2009 geriet auch der Deutschen liebstes Tier ins Straucheln: das Bambi. Das Publikum strafte eine lausige Gala mit einer lausigen Quote ab. Diesmal sollte alles besser werden.
Glanz, Glamour, große Gefühle. Tatsächlich bemühte sich “Sex & The City”-Star Sarah Jessica Parker nach Kräften, die Katastrophen-Moderation von Kati Witt und Tom Bartels aus dem Vorjahr vergessen zu machen, mit Seiden-Robe und respektablem Deutsch. Auf eine echte Moderation indes hatte der Veranstalter verzichtet. Stattdessen lasen Lobredner, zu eigens komponiertem “Traumschiff”-Schmalz von Peter Maffay, allzu oft backpflaumendröge Texte vom Blatt - mit Ausnahme von Lindenberg-Laudatorin Anna Loos.
Hannah Herzsprung: sprachlos
Dass die Show, wie so oft, Längen hatte, verstand sich da beinahe von selbst. Beinahe von selbst verstand sich auch, dass die “Bambi”-Gala ihren Überziehungskredit nutzte; die “Tagesthemen” mussten 15 Minuten warten.
Große Gefühle: Hannah Herzsprung („Weissensee”) blieb beinahe die Sprache weg, als sie das Kitz als beste Schauspielerin erhielt. Ihr männlicher Gegenpart Florian David Fitz indes reagierte mit kontrollierter Begeisterung.
Große Erfolge: Fußball-Bundestrainer Jogi Löw und sein Stab sowie der aufgeregte National-Kicker Mesut Özil („’tschuldigung, ich bin ein bisschen nervös”) nahmen ebenfalls Gold-Rehe im Empfang. Da hatte sich Burda unseligerweise von den Stiftern des Deutschen Fernsehpreises inspirieren lassen, die vor kurzem schon die Kicker mit TV-Stars verwechselt hatten.
Jane Goodall: ökobewusst
Großer Sport: Leichtathletik-Weltmeister Verena Sailer sprintete zum Bambi, die ihren Sponsor in die Dankesrede einschmuggelte. Die blinde Top-Biathletin Verena Bentele hingegen warb schlicht für ihren Sport.
Um etwas Öko-Bewusstsein zu zeigen, wurde Schimpansen-Schützerin Jane Goodall ausgezeichnet. Dafür erfand die Jury kurzerhand eine Kategorie: „Unsere Erde”.
Großes Pathos. Die Aachener Gothic-Schlagerband Unheilig nebst ihrem Frontmann Der Graf bat zum Tanz ums goldene Reh. Anschließend durften sie die Trophäe mit nach Hause nehmen, als beste nationale Pop-Band. Der Graf widmete die Auszeichnung einem verstorbenen Freund.
Lindenberg: aufgeregt
Großes Talent. Jana und Sophia Münster erhielten Nachwuchs-Bambis (“so ein toller und schwerer Preis”) für ihre Rollen in dem Kino-Film “Hanni & Nanni”. In dieselbe Kategorie fiel auch das britische Duo Hurts, das für seinen 80er Retro-Sound als Shooting-Stars geehrt wurde.
Großes Werk. Udo Lindenberg - Bambi fürs Lebenswerk - offenbarte, dass auch ein 64-jähriger Panik-Rocker noch Lampenfieber haben kann.
Großes Herz. Daniela Lesmeister von der Duisburger Hilfsorganisation I.S.A.R. wurde neben anderen Katastrophenhelfer als „stille Heldin“ mit einem Bambi gewürdigt. Die Kleverin hatte, gemeinsam mit ihrem Mann Michael, Hilfe für das erdbebengeschüttelte Haiti organisiert. Daniela Lesmeister bezog Alltagsmenschen in die Auszeichnung ein, die selbst- und namenlos helfen.
Beth Ditto: schräg
Großer Mut. Als beste internationale Band zeichnete die Jury die US-Band Gossip mit ihrer ebenso pfundigen wie schrillen Sängerin Beth Ditto aus - eine schräger Auftritt, der so gar nicht in den Abend passte, der vor allem etablierte Stars prämierte.
Großer Nachruf. Michael Mendl ehrte den verstorbenen Kunst-Provokateur Christoph Schlingensief posthum mit einem Bambi.
Große Überraschung. Präsentatorin Sarah Jessica Parker durfte als Dankeschön das „niedliche Geschöpf“ des Veranstalters mit nach Hause nehmen.
Orlando Bloom: strahlt
Große Show. Hollywood-Star Orlando Bloom wurde mit einer Kitz-Trophäe beglückt, weil er sich für Unicef einsetzt. Spötter meinten hingegen, der Star aus „Fluch der Karibik“ sei vor allem deshalb in die Burda-Gala komplimentiert worden, weil er gerade in Deutschland dreht. Bloom strafte sie mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Arbeit der UN-Organisation.
Eine große Show war auch die Ehrung des früheren Außenministers Hans-Dietrich Genscher. Der Mann, der die deutsche Einheit verwirklichen half, bot einem Mann eine Bühne, der die „Bambi“-Gala zu einer staatstragenden Veranstaltung machte: Genschers Nachfolger Guido Westerwelle. Genscher launig zurück: „Ein guter Nachruf ist nichts gegen ein gutes Wort zu Lebzeiten.“
Fritz Wepper: redegewandt
Große Dankesrede. Als Fritz Wepper, gemeinsam mit Filmpartnerin Janina Hartwich, den Bambi für die beste Serie entgegennahm, demonstrierte der zeitweilig ewige Harry, dass öffentlicher Dank mehr ist als herziges Stottern und als eine nervige Namensliste von Förderern. Er kann unterhaltsam sein, er muss es sogar, um Himmels Willen!