Berlin. .

Harald Krassnitzer ermittelt als Moritz Eisner im Tatort „Glaube, Liebe, Tod“ den Mord an einer jungen Studentin. Während seinen Recherchen gerät er ins Visier einer gefährlichen Psychosekte.

Es ist wie verhext: Immer wenn der Wiener Sonderermittler Moritz Eisner glaubt, einen Schritt vorangekommen zu sein, muss er erkennen, dass die einflussreiche Organisation Epitarsis ihm eine Nasenlänge voraus ist. Und das liegt nicht nur an ihrem weit verzweigten Netzwerk an Informanten. Wie Eisner trotzdem eine Schneise durch das Dickicht der Desinformation schlägt, zeigt der „Tatort: Glaube, Liebe, Tod“ am Sonntag, 29. August, um 20.15 Uhr im Ersten.

Die Studentin Anna Kaber (Alma Hasun) ist im Rohbau eines Einfamilienhauses erwürgt worden. Indizien deuten darauf hin, dass sie hier einige Zeit eingesperrt war. Ein auffälliger Anhänger der Toten führt den Sonderermittler des Innenministeriums, Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), zu der Organisation Epitarsis, der Anna angehörte. Die Chefin der mächtigen „Glaubensgemeinschaft“, Katharina Leupold (Victoria Trauttmansdorff), gibt sich kooperativ, tut jedoch heimlich alles, um die Ermittlungen zu sabotieren. Ein Vertrauter bei der Staatsanwaltschaft hilft ihr dabei. Doch so leicht lässt sich Eisner nicht aufs Glatteis führen: Er schleust den unauffälligen Kollegen Karl Bindmayer (Johannes Silberschneider) bei Epitarsis ein.

Die Führung der weltweit agierenden Sekte schreckt nicht davor zurück, mit Hilfe von Eisners Tochter Claudia (Sarah Tkotsch) dem Ermittler eine Falle zu stellen. Als er nämlich das Hauptquartier von Epitarsis durchsuchen lässt, bricht der Polizeipräsident die Aktion ab, denn ihm sind Fotos von einem Besuch Claudias bei Epitarsis zugespielt worden. So sieht alles nach einem privaten Rachefeldzug eines Polizisten aus. Doch dann wendet sich das Blatt. Von der Sektenexpertin Maria Levin (Michou Friesz) erfährt Eisner, dass Annas Vater Heinrich (August Zirner) seine Tochter in das Haus gebracht hat, um sie durch Gespräche zur Abkehr von der Sekte zu bewegen.

Praktiken von Epitarsis ähneln stark denen von Scientology

Schon in „Operation Hiob“, dem letzten Wiener „Tatort“, instrumentalisierten Eisners Widersacher dessen Tochter, um dem Sonderermittler das Leben schwer zu machen. Da der Hauptkommissar unbestechlich scheint, greifen auch Drehbuchautor Lukas Sturm (“Schnell ermittelt“) und Regisseur Michi Riebl in der jüngsten „Tatort“-Folge auf Schwachpunkte in dessen Privatleben zurück, um den Stoiker unter den deutschsprachigen TV-Kommissaren unter Druck zu setzen. Doch je skrupelloser die Mittel der Sekte werden, umso mehr wächst der Kampfgeist Eisners, der sich in seinem 23. Fall zunehmend persönlich herausgefordert fühlt.

In dem spannenden Krimi, den die Wiener Produktionsfirma Allegro Film für die Sender ORF und RBB hergestellt hat, fällt zwar nie das Wort Scientology. Anders als in dem Scientology-TV-Drama „Bis nichts mehr bleibt“ von Niki Stein, das im März beträchtlichen Presserummel auslöste. Aber alle Praktiken von Epitarsis ähneln so stark denen von Scientology, dass jeder versteht, wer gemeint ist.

Mit beachtlicher Detailfreudigkeit arbeitet die bedächtige Inszenierung heraus, mit welcher psychologischen Raffinesse Epitarsis Mitglieder anwirbt, schult und indoktriniert, um sie dann finanziell auszunehmen. Die clevere Manipulation führt dazu, dass viele Mitglieder alle familiären Bindungen hinter sich lassen - getreu der Maxime: Wer gegen Epitarsis ist, ist mein Feind. Notfalls auch die eigene Familie.

Trotz der pointierten Analyse verfällt Regisseur Riebl nicht ins Predigen, die fundierte Kritik degeneriert nicht zum plakativen Feldzug. Dafür spielen Krassnitzer und die unterkühlt agierende Victoria Trauttmansdorff als Chef-Ideologin einfach zu gut. Erst gegen Ende, als sich die Schlinge um den Täter enger zieht, der daraufhin ein zweites Mal zuschlägt, trägt der Film etwas zu dick auf. (ddp)