Berlin.
Kühlschränke als Tarnung für Heroin-Handel: In seinem jüngsten Fall hat’s der Wiener Tatort-Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) mit Organisierter Kriminalität zu tun - die ihm plötzlich auch persönlich sehr nahe kommt - Sonntagabend im Ersten.
Inspektor Bernhard Weiler (Heribert Sasse) gehört noch längst nicht zum alten Eisen, auch wenn er nur noch eine Woche bis zur Pensionierung hat. Auf seine letzten Diensttage zeigt der erfahrene Polizist, was in ihm steckt. Im Wiener Tatort-Krimi „Operation Hiob“, den das Erste am Sonntag (4. Juli 2010) um 20.15 Uhr ausstrahlt, gibt er den entscheidenden Hinweis, der den Sonderermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) bei den Ermittlungen gegen die Organisierte Kriminalität voranbringt.
Bei einem Glas Rotwein gesteht Weiler gleich zu Beginn des TV-Krimis seinem Kollegen Eisner, dass ihn 41 Dienstjahre ausgepowert haben: „Ich habe mich der Sache immer gewachsen gefühlt. Dieses Gefühl habe ich jetzt nicht mehr. Darum ist es besser, dass ich geh’.“ Ganz so ausgebrannt ist Weiler, von Heribert Sasse meist mit stoischer Mine gespielt, aber doch nicht. Außerdem möchte er sich noch nicht so rasch auf das Abstellgleis schieben lassen.
Kühlschränke und Waschmaschinen als Tarnung für Heroin-Handel
Doch zunächst hat Hauptkommissar Moritz Eisner im Fall eines Dreifachmordes die Fäden in der Hand. Im Hauptsitz der Firma Intercomp, die Kühlschränke und Waschmaschinen nach Österreich importiert, wurden die Männer erschossen, darunter deren Finanzchef. Die Ermittler finden rasch heraus, dass das Unternehmen als Tarnung für ein Syndikat dient, das den Heroinhandel in Österreich kontrolliert. Nach dem Feuerüberfall teilt Eisners Chef Ernst Rauter (Hubert Kramer) den Kommissar einer verdeckten Operation des Bundeskriminalamtes zu, der „Operation Hiob“.
Mit Eisners Hilfe soll ein verdeckter Ermittler, der seit Jahren im Drogensyndikat arbeitet, an den Kopf der Bande, den Ex-Geheimdienstagenten Dr. Ziu, herangeführt werden, um diesen endlich zu überführen. Der Kommissar deckt auf, dass eine konkurrierende Bande hinter dem Anschlag steckt. Doch Dr. Ziu ist gerissener als gedacht: Auf der Suche nach einem Schwachpunkt in Eisners Leben findet er heraus, dass dessen Tochter Claudia (Sarah Tkotsch) vor zwei Jahre in eine Drogengeschichte verwickelt war. Erst bei einer geplanten Heroinübergabe im Hafen von Bratislava wird dem Kommissar klar, wie weit der Arm der Gangster reicht.
Gradlinige Story, über weite Strecken spannungsreich
In seinem jüngsten Fall tut sich Moritz Eisner ungewöhnlich schwer. Nicht nur undurchsichtige Vorgesetzte, die ihm wichtige Informationen vorenthalten, behindern seine Arbeit. Auch bei den Ermittlungen läuft er in eine Sackgasse. Den Durchbruch soll eine Zigarettenkippe des Todesschützen bringen, die in einem Müllauto vermutet wird. Als er den Inhalt des Lastwagens auskippen lässt, ist sich der Beamte nicht zu schade, mit Plastikhandschuhen selbst im stinkenden Unrat zu wühlen.
Solche kuriosen Episoden und Nebenhandlungen nutzt der Autor Max Gruber, der auch in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist, gerne, um der kriminalistischen Story mehr Lokalkolorit und eine eigene Note zu geben. Der erfahrene österreichische Regisseur Nikolaus Leytner, der zuletzt einen Grimme-Preis für Buch und Regie des TV-Dramas „Ein halbes Leben“ gewonnen hat und hier seinen Tatort-Einstand gibt, inszeniert die Story geradlinig und über weite Strecken spannungsreich.
Im letzten Drittel geraten die komplizierten Ermittlungen mit Hilfe eines aufwendigen Überwachungsapparats allerdings etwas ins Stocken, was sich schon daran zeigt, dass alle Beteiligten übermäßig viel telefonieren müssen. Deutlich mehr Punkte kann Leytner bei den scheinbar beiläufigen Beobachtungen der Polizeiarbeit und des freundschaftlichen, aber gespannten Verhältnisses zwischen Eisner und dem scheidenden Inspektor sammeln. Köstlich anzuschauen ist etwa, wenn Weiler auf einem Stadtplan ein Ermittlungsergebnis erklären will, Eisner und Rauter ihm aber den Rücken kehren und Telefonate annehmen. „Danke für Ihre Aufmerksamkeit!“, giftet da der enttäuschte Alte. (ddp)