Nirgends wird derzeit so viel gemordet wie in Münster, jedenfalls nicht auf so betulich-absurde Weise. Die Stadt pflegt in den TV-Krimis ein beschauliches Kleinstadt-Image, egal ob Kommissar Thiel am ARD-Tatort ermittelt oder der dröge Antiquar Wilsberg für das ZDF. Doch an diesem Samstag (20.15 Uhr) wird es etwas rasanter – denn dann ist „Gefahr im Verzug“.

Overbeck mutiert

Ín Münster ist „Gefahr im Verzug“: Wilsberg bekommt nämlich von einem Ehemann den Auftrag, dessen Frau Elvira wegen einer angeblichen Affäre zu beschatten. Und tatsächlich beobachtet der Antiquar die Dame, wie sie mit einem Mann ein Hotel betritt. Ein gewöhnlicher Auftrag – wäre da nicht ein Killer, der in eben diesem Hotel eincheckt und Elvira kaltblütig ermordet. Doch kurz darauf liegt der Killer schwer verletzt im Krankenhaus – und das vermeintliche Ehedrama entpuppt sich als eine ganz andere, viel rätselhaftere Geschichte. . .

Im neuen Wilsberg-Fall sind die üblichen Verdächtigen wieder alle beisammen. Steuerfahnder Ekki Talkötter (Oliver Korittke) muss bei der Aufklärung mit ran, Kommissarin Springer (Rita Russek) ist wie immer hin und hergerissen zwischen Zuneigung und Widerwillen, und die schöne Alex (Ina Paule Klink) gibt wieder die geschäftstüchtige Jung-Anwältin. Allein Springers Assistenten Overbeck (Roland Jankowsky) lernen wir in diesem Krimi mal von einer ganz neuen Seite kennen: Overbeck mutiert nämlich vom dämlichen Polizei-Rambo erst zum weinerlichen Weichei und dann zum – ja, wirklich – Kollegen mit Sympathieträger-Bonus. Und da sage noch einer, die Figuren hätten nach gut 30 Folgen kein Entwicklungspotenzial mehr.

Das ist aber auch schon das Beste, das es über diesen Samstags-Krimi zu berichten gibt. Die Handlung ist dermaßen hanebüchen konstruiert, dass man schon einen sehr ausgeprägten Sinn fürs Absurde haben muss, um den Film zu mögen.

Platter Klamauk

Nicht dass der Münster-Tatort näher an der Realität wäre: Doch während Boerne und Thiel ganz nebenbei auf hohem Niveau blödeln und dem Unsinn damit einen Sinn geben, hat Wilsberg die Grenze zum platten Klamauk diesmal weit überschritten. Wenn die Kommissarin im Bademantel mit Kosmetik-Pads unter den Augen ermittelt, während ihr Assistent aus Versehen den Killer überfährt und der Steuerfahnder auf Abwegen ganz zufällig den Schuldigen findet – pardon, das ist alles ein bisschen zuviel.

Aber wenn man die Art mag, wie Leonard Lansink auf seine kauzige Art die Fälle löst, dann ist es einmal mehr ein zumindest gemütlicher Samstagabend.