Essen.

Um Himmelswillen, was ist denn mit Benno Fürmann los? Mit starrem Blick quält sich der 38-Jährige als 007 von Rostock durch den Sat.1-Zweiteiler „Die Grenze“ (Montag, 20.15 Uhr). Aber bittschön: Wer aus dieser kruden, mit synthetischem Adrenalin aufgeputschten Geschichte wieder herausfinden will, darf schon mal ein wenig angestrengt aus der Wäsche glotzen.

Rostock hat es übel erwischt. Die Fischer haben keinen Diesel für ihre Boote mehr, weil Terroristen die wichtigsten Ölraffinerien gesprengt haben. Die gesamte deutsche Wirtschaft kollabiert unter der Rohstoffkrise – doch während es im übrigen Bundesgebiet ruhig bleibt, gibt es bei den Ossis im Norden gleich Weimarer Verhältnisse.

So einfach ist das: Ein rechter Populist und ein sozialistischer Agitator spalten Mecklenburg-Vorpommern. Die Fischköppe spielen Bürgerkrieg, verkleiden sich als paramilitärische Kampfgruppen, bauen Straßensperren und Barrikaden. Rotfront-Kämpfer gegen Neonazis – und das Kabinett in Berlin taumelt hilflos. Die Bundeskanzlerin (Katja Riemann) verschüttet sogar fast ihren Tee.

James Bond in Meck-Pomm

Die Pointe des Films zeichnet sich schon auf den ersten Metern ab: Das Bundesland spaltet sich ab, Mauer hoch, Grenze dicht. Damit ist nichts verraten - weil es hier nichts zu verraten gibt. Denn der Zweiteiler „Die Grenze“ aus der TV-Event-Fabrik von Produzent Nico Hofmann und Regisseur Roland Suso Richter („Mogadischu“/ „Dresden“) interessiert sich in Wirklichkeit kaum für das politische Planspiel einer neuen deutschen Teilung, sondern einmal mehr für die uralte Story des seelenwunden Einzelkämpfers zwischen den Fronten. James Bond in Meck-Pomm. Küste, Krise, Kloppe, Kuss. Fertig.

Wer die erste halbe Stunde mit dem Sperrfeuer der Vorgeschichte überstanden hat, bekommt eine mäßig spannende Melange aus Agentenstory, Heimatfilm und Politthriller zu sehen. Im Zentrum steht der arbeitslose Fischer Erich Manz (Uwe Kockisch) und seine alleinerziehende Tochter Nadine (Marie Bäumer). Sie erleben die Krise hautnah – und müssen zusehen, wie der rechte Populist Maximilian Schnell (Thomas Kretschmann) wenige Wochen vor der Landtagswahl die Lage für seinen Wahlkampf nutzt.

Schnell ist eine Mischung aus Jörg Haider und Bond-Bösewicht, kleidet sich wie ein Gockel und residiert in einer futuristischen Schaltzentrale – gedreht wurde im neuen Ozeaneum in Stralsund. Schwer zu glauben, dass so ein Lackaffe im wirklichen Nordosten je eine Chance hätte.

Drama, Baby!

Aber so funktioniert der gesamte Film: Klischeetypen treffen auf Abziehbilder, Kinder sterben, Frauen weinen, Männer opfern sich. Sobald das Drehbuch Gefahr läuft, eine Entwicklung zu erzählen und nicht nur zu behaupten, winkt der nächste Zaunpfahl: Leute, das ist hier kein Fernsehspiel, das ist Spektakel, dicke Hose. Drama, Baby!

Bemerkenswert sind allenfalls zwei Dinge: Das eine ist der nette Einfall, die smarte Anja Kling gegen den Strich als kühle BND-Agentin zu besetzen. Der andere ist der Versuch, aus dem Zweiteiler eine Werbekampagne für den Krisen geschüttelten Sat.1- Schwestersender N24 zu machen. Minutenlang ersetzen fiktive N24-Nachrichten die Filmhandlung, und selbst am Kabinettstisch im Kanzleramt läuft ausschließlich der private News-Kanal. Bei N24 werden sie aus Dankbarkeit bestimmt bis zum Ende dran bleiben.

„Die Grenze“, Sat.1, Montag und Dienstag, 15. und 16. März, 20.15 Uhr