Hamburg. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat sich in dem Streit um die neue RTL-Doku-Soap "Erwachsen auf Probe" zu Wort gemeldet: Sie fordert den Stopp der Sendung oder zumindest eine gründliche Überarbeitung des Konzepts.

In den Streit um die Ausstrahlung der neuen RTL-Doku-Soap «Erwachsen auf Probe» hat sich Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) eingeschaltet. Sie fordere den Kölner Sender auf, entweder die Sendung zu stoppen oder gründlich zu überarbeiten, sagte die CDU-Politikerin dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» laut einem Vorabbericht vom Samstag. «Man fragt sich die ganze Zeit: Was ist mit den Kindern? Wo bleiben deren Rechte?», betonte die siebenfache Mutter, die dem Magazin zufolge die Folgen vorab sehen konnte.

Die Serie, in der Teenagerpaaren für einige Tage echte Babys anvertraut werden, hat in den vergangenen Wochen zu heftigen Kontroversen geführt. So stellten etwa der Kinderschutzbund und die evangelische Kirche in dem Format «eklatante Grenzüberschreitungen» fest. Ein Vorwurf war, dass durch die Fernsehaufnahmen die von ihren Eltern getrennten Säuglinge zu Schaden kämen.

Format aus Großbritannien

RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger verteidigte die Sendung mit dem Argument, RTL wolle die steigende Anzahl von Teenagerschwangerschaften in Deutschland problematisieren, deshalb habe man das erfolgreiche Format aus Großbritannien übernommen.

«Teenagerschwangerschaften sind ein ernstzunehmendes Thema und in Großbritannien ein echtes Problem», sagte die Ministerin dem Magazin und fügte hinzu: «In Deutschland ist die Zahl im Gegensatz dazu aber sehr niedrig. Die jahrelange Aufklärungsarbeit in den Schulen zahlt sich aus.« Es sei überzogen, dass sich RTL das pädagogische Feigenblatt umhänge.

Kritik: Negativdarstellung und Effekthascherei

Von der Leyen kritisierte zudem, dass die Sendung auf Negativdarstellung und Effekthascherei setze. «Dem Zuschauer wird suggeriert: Der Alltag mit Kleinkindern ist Stress pur, bedeutet Konfrontation, schürt Konflikte», erläuterte sie.

»Erwachsen auf Probe« soll ab Mittwoch, 3. Juni, um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden und will den Erfolg der Sendungen »Super Nanny« und »Teenager außer Kontrolle" fortschreiben. In den sieben Episoden vertrauen Eltern ihren Nachwuchs vier Teenager-Paaren mit Kinderwunsch an. Rund um die Uhr begleitet von Kamerateams müssen die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder zurechtkommen. (ddp)