Essen. Von Crosby, Stills, Nash and Young über Lou Reed bis zu den Stones – 3Sat präsentiert musikalische Raritäten.
Es sind unübersehbar ziemlich alte Kämpen des Rock, die da auf der Bühne stehen. Immerhin gibt es Crosby, Stills, Nash und gelegentlich Young in dieser Zusammenstellung schon seit über 40 Jahren. Nun stehen sie wieder auf der Bühne, weil Young seine Kumpels um Hilfe gebeten hat: Mit ihnen zusammen will er die „Freedom of Speach”-Tour absolvieren und dabei vor allem sein letztes Anti-Bush-Album „Living With War” auf die Bühne bringen.
Atemzüge wie schreiende Gitarrenriffs
Young selbst hat aus dieser Tour einen Film gemacht, der weniger das Konzert an sich abbildet, sondern vielmehr die konträren Reaktionen der Besucher registriert, altes Filmmaterial aus der Anti-Vietnam-Zeit der Gruppe beimischt und mit militärischem Dokumentarmaterial abrundet. Crosby, Stills, Nash & Young – De´jà Vu ist dieses Bildermosaik betitelt, das heute Abend bei 3sat die fünfteilige Reihe „Keep on Rocking” eröffnet. Und keine Angst: Musik genug ist noch enthalten, „Let's Impeach the President” klingt live noch viel aggressiver als auf CD.
Die Reihe beschäftigt sich ausschließlich mit Musikern, die bereits in den 60er Jahren das Bild der Zeit prägten und auch heute noch die Hallen füllen. Neil Young ist deshalb heute gleich noch mit einem zweiten Beitrag vertreten: „Year of the Horse” ist diesmal ein fast klassischer Konzertfilm, der Young zusammen mit seiner Leib- und Magen-Band „Crazy Horse” zeigt. Da der Regisseur Jim Jarmusch heißt, muss man sich visuell auf einiges gefasst machen. Gedreht nämlich wurde vorrangig auf Super-8 Material, das aufgeblasen natürlich stark grobkörnig wirkt. Nicht die schlechteste Art, diese Musiker zu präsentieren: Young und Crazy Horse, das ist wie ein großes homogenes Tier, dessen Atemzüge schreiende Gitarrenriffs sind. Ein Titel wälzt sich hier in den nächsten – „it's all one song”.
Traumhaft flüchtige Bilder
Niemand kann derart präzise Live-Lonzerte filmen wie Martin Scorsese. Das zeigte sich schon 1976 bei „The Last Waltz” und erweist sich nun wieder bei „Shine a Light” mit den Rolling Stones. Nichts überlässt Scorsese dem Zufall, er will möglichst große Teile des Konzerts im Voraus kennen, um die Kameras exakt platzieren zu können. Das 2006 gefilmte Konzert besitzt eine außergewöhnliche Setlist, reich an selten oder noch nie live gespielten Stones-Titeln. „Connection”, von Keith Richards gesungen, wähnte man für immer auf „Between the Buttons” beerdigt.
Auch Lou Reeds „Berlin” zeigt eine Rarität: Es ist das erste Mal, dass das ehemalige Velvet-Underground-Mitglied Reed einen Titel seines 1973 erschienenen Albums live spielt. Ein Konzertfilm im Grunde, doch Regisseur Julian Schnabel fügt immer wieder traumhaft-flüchtige Bilder ein.
„Monks – The Transatlantic Feedback” schließlich ist am ehesten noch musikalische Dokumentation: Ein Rückblick auf eine Gruppe, die in den 60er Jahren ihrer Zeit derart weit voraus war, dass sie zwangsläufig scheitern musste. Dafür berufen sich noch heute viele Musiker auf den Einfluss dieser Band, die selbst dem Hip-Hop bereits auf der Spur war.