Berlin. Markus Lanz diskutierte den Ukraine-Russland-Konflikt. Der ukrainische Botschafter zeigte sich von Scholz' Besuch in Moskau enttäuscht.
Auch nach dem Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz und Russlands Präsident Wladimir Putin bleibt die Situation im Ukraine-Konflikt angespannt. US-Geheimdienste haben ihre Einschätzung, es könne noch diese Woche zu einem russischen Einmarsch in die Ukraine kommen, bislang nicht revidiert. Doch wird der Krieg wirklich kommen? Diese Frage diskutierte die Runde bei „Markus Lanz“ am Dienstagabend.
„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:
- Alexander Graf Lambsdorff, FDP-Politiker
- Michael Bröcker, Journalist
- Daniela Schwarzer, Politologin
- Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland
„Ein Geschenk an den neuen Bundeskanzler“, nannte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk den angekündigten Truppenabzug Russlands. „Es ist kein schlechtes Signal der Entspannung“, kommentierte der Diplomat. Für Wladimir Putin sei die Situation ein Katz-und-Maus-Spiel. Besonders von Bundeskanzler Olaf Scholz hätte sich Melnyk in diesem Zuge jedoch mehr gewünscht. „Diese Botschaft ist gar nicht gut angekommen in Kiew“, betonte er. Lesen Sie mehr: Ukraine-Konflikt: Wie teuer Benzin im Kriegsfall werden könnte
„Markus Lanz“: Moderator bedrängt ukrainischen Botschafter
Und während Melnyk erklärte, dass rund 14.000 Menschen innerhalb des achtjährigen Krieges gestorben seien, sprudelte es plötzlich aus Lanz heraus. Und das was heraussprudelte, war ziemlich unsensibel. „Welche Waffen wollen Sie?“, fragte der Moderator plötzlich.
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„Was will die Ukraine bloß mit deutschen Waffen?“, hakte er erneut nach. Ein wenig überrumpelt zählte Melnyk die wichtigsten drei Forderungen auf und betonte die Symbolik, die hinter einer Waffenlieferung stehe. Ganz einsehen konnte der Moderator das nicht und drängte weiter. „Ich war selber beim Militär. Ich weiß, wie das ist, Waffen in der Hand zu haben“, so Lanz. Lesen Sie auch: Scholz erinnert Putin an die „verdammte Pflicht“ zum Frieden
Ukrainischer Botschafter: Putin hat „Wahnvorstellungen“
Kaum zu stoppen in seinem Monolog, legte der Moderator sogar nach: „In Ihrem Land werden Waffen gebaut.“ Andrij Melnyk betonte erneut, es gehe vor allem um Abschreckung und Selbstverteidigung. Die von Lanz so bezeichneten „Mordgeräte“ würden zwar auch in der Ukraine produziert, jedoch reiche das nicht aus. „Es geht darum, dass man auch ein bisschen Solidarität demonstriert, nicht nur schöne Worte“, sagte Melnyk. Auch interessant: Aktien, Gold, Anleihen: Wie sich die Ukraine-Krise auswirkt
Doch auch das Argument konnte Lanz nicht überzeugen. Stattdessen pochte der Moderator auf seinen eigenen Lösungsvorschlag: Die Ukraine solle doch einfach auf ihre Nato-Mitgliedschaft verzichten und ihre Neutralität wahren. „Wir waren neutral“, entgegnete der Botschafter. Dies habe die Ukraine trotzdem nicht verschont, sagte Melnyk mit Blick auf die von Russland annektierte Krim.
„Wir sind die Stimme eines Schreienden in der Wüste, um einfach darauf hinzuweisen: Es ist sehr ernst“, so Melnyk. Der Botschafter stärkte die osteuropäische Perspektive auf die Situation, indem er betonte, die Ukraine sei Putin ein Dorn im Auge – und das vor allem aus „geschichtlichen Gründen“. Melnyk benannte Putins Expansionsbestreben als „Wahnvorstellungen“. Mehr zum Thema: Russen und Ukrainer "ein Volk": Wie Putin wirklich denkt
„Lanz“: Politologin befürwortet Waffenlieferungen
Die Politologin Daniela Schwarzer unterstützte die Argumente des Diplomaten. Für Putin seien souveräne Staaten lediglich Territorien, „die kulturell, geschichtlich und sprachlich zu Russland gehören“. Lesen Sie mehr: Hat Putin recht? Was der Westen Russland versprach
Die Zusammenbringung sei aus westlicher Sicht „völlig inakzeptabel“, mache für den russischen Präsidenten aber Sinn. Auch die Waffenlieferungen verteidigte Schwarzer. „Ich wäre dafür, dass man gewisse Waffen liefert, um die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu erhöhen“, betonte die Politologin.
„Markus Lanz“: Scholz beeindruckt mit Moskau-Auftritt
Wichtig sei allerdings die Dialogbereitschaft. Und die war – da waren sich alle Gäste einig – nach dem Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz und Russlands Präsident Putin zumindest ansatzweise vorhanden. Markus Lanz nannte das Gespräch ein „zartes Hoffnungspflänzchen“.
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Lob gab es allerdings nicht nur für die Souveränität des Kanzlers. „So kennen wir den Kanzler bislang nicht“, kommentierte FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff den Seitenhieb, den sich Olaf Scholz bei dem Pressegespräch mit dem russischen Präsidenten erlaubte. Scholz betonte, dass der Nato-Beitritt der Ukraine wohl über die Amtszeit der beiden hinausgehen werde. Auch interessant: Scholz lehnt russischen PCR-Test ab: Angst um seine DNA?
Auch Journalist Michael Bröcker lobte den Auftritt des Kanzlers in Moskau. Laut Bröcker zeigte sich Scholz „glasklar und ruhig und hart“. Er habe den Dialog bis zum Ende ausgereizt. „Seine beste Szene bislang als Kanzler, finde ich“, resümierte der Journalist eindrücklich. So solle es laut Alexander Graf Lambsdorff auch bleiben: „Solange wir reden, dann wird auch hoffentlich nicht geschossen. Das wäre die Hoffnung.“ Mehr dazu: Langer Tisch in Moskau: Putin lässt die Bilder sprechen
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