Berlin. Die Booster-Impfungen waren das bestimmende Thema bei “Markus Lanz“. Stiko-Chef Mertens hatte eine überraschende Ankündigung dabei.
Inzidenzen in Rekordhöhe, volle Intensivstationen in Bayern und eine schleppende Impfkampagne – die vierte Corona-Welle hat das Land fest im Griff. Jetzt sollen die Booster-Impfungen Abhilfe verschaffen. Dafür will die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ändern. Das kündigte ihr Vorsitzender, Thomas Mertens, bei "Markus Lanz" an.
"Hilflosigkeit Teil zwei, genauer gesagt Teil vier", kommentierte Moderator Markus Lanz lakonisch das derzeitige Infektionsgeschehen. Auch Mertens wies auf den dramatischen Verlauf der vierten Welle hin. Die Impfquote sei "leider viel schlechter als sie sein müsste"
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Dem ging Markus Lanz direkt auf den Grund. "Wann kommt die neue Ansage zu Boostern?", wollte der Moderator von Mertens wissen. Daraufhin kündigte der Vorsitzende überraschend an, es werde in den kommenden Tagen eine Senkung der Altersempfehlung für die Drittimpfung geben.
So soll künftig jeder ab 18 Jahren "boostern" können. "Und das wird nicht lange dauern, und dann wird die jetzt von Ihnen reklamierte Empfehlung auch kommen", betonte Mertens. So ganz stehen lassen konnte Markus Lanz die Aussage nicht. "Warum sind nur elf Prozent geboostert? Weil es so widersprüchliche Aussagen gibt?", hakte er nach.
"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:
- Alexander Graf Lambsdorff, Politiker (FDP)
- Christina Berndt, Journalistin ("SZ"-Wissenschaftsredakteurin)
- Thomas Mertens, Virologe
- Muriel Kalisch, Journalistin ("Spiegel"-Auslandsressort)
"Lanz": Kommunikationsprobleme mit Jens Spahn
Dabei verwies der Moderator auf das öffentliche Hin und Her zwischen dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die epidemische Lage von nationaler Tragweite auslaufen lassen will, und den abweichenden Empfehlungen der Stiko.
Mertens kratzte sich Argumente zusammen, um sich aus dem Missverständnis zu retten. So seien die Aussagen der Stiko und die sechsmonatige Booster-Empfehlung identisch, da es jetzt vor allem die über 70-Jährigen seien, die erneut geimpft werden. "Aber warum sagen Sie dann nicht dasselbe, wenn Sie doch im Grunde dasselbe meinen?", bohrte Lanz weiter. Der Stiko-Chef ging weiter auf Verteidigungskurs: "Das habe ich Herrn Spahn genauso gesagt". Lesen Sie dazu auch: Stiko empfiehlt für unter 30-Jährige nur Biontech
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"Markus Lanz": Lambsdorff ist "offen" für Impfpflicht
Wie wichtig Kommunikation in der Politik ist, das weiß auch FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff. Besonders klar kommunizierte Lambsdorff plötzlich seine Position zum Thema Impfpflicht. Während seine FDP-Kollegen eine Impfpflicht ausschließen und den "Freedom-Day" im März feiern wollen, scheint Lambsdorff einen neuen Kurs zu nehmen: "Ich finde, man kann eine einrichtungsbezogene Impfpflicht durchaus diskutieren. Ich bin da offen".
Wenn es allerdings um Prognosen des Robert Koch-Instituts (RKI) über die Entwicklung der Pandemie geht, scheint die Kommunikation doch nicht mehr so gut zu funktionieren. Denn Spahns Vorstoß, die epidemische Notlage Ende November auslaufen zu lassen, folgen auch die Ampel-Parteien.
"Warum wird die epidemische Notlage beendet?", fragte Lanz den Politiker. So eine wirkliche Antwort hatte Alexander Graf Lambsdorff nicht parat. Man wolle die parlamentarische Demokratie zurückgewinnen. Und warum die Impfkampagne nicht funktionierte, das sei dem FDP-Politiker auch nicht ganz klar. Man habe schließlich an einem Strang gezogen.
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Polen-Belarus-Grenze: Für 3500 Dollar nach Europa
Erleichtert, den Fragenhagel von Markus Lanz überstanden zu haben, widmete sich Alexander Graf Lambsdorff dem zweiten Thema der Sendung: Die zugespitzte Situation an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Diesmal auch mit mehreren Antworten.
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Die Spiegel-Journalistin Muriel Kalisch berichtete von der Ausnahmesituation im knapp 400 Kilometer langen Grenzgebiet. So seien zahlreiche Menschen über staatliche geförderte Schleusersysteme in die Europäische Union eingereist.
Für knapp 3500 Dollar können Menschen direkt von Istanbul nach Minsk fliegen und anschließend das Grenzgebiet betreten. Dabei sei die Rolle der belarussischen Soldaten entscheidend, die als treibende und teilweise aggressive Kraft gelten. "Jemand hat erzählt, man habe Hunde auf seine Tochter gehetzt", so Kalisch.
Lambsdorff bei "Lanz": Krise von Lukaschenko generiert
Immer wieder schüttelte Alexander Graf Lambsdorff den Kopf. "Polen ist das Opfer einer Aggression", akzentuierte der Außenpolitiker. Die Situation sei eine "von Lukaschenko generierte Krise". Man könne Polen nicht absprechen, die eigene Landesgrenze zu schützen.
Die Situation müsse anders gelöst werden. Besonders entscheidend sei hierbei die Sanktionierung der Flugunternehmen, um die Schleusersysteme zu unterbinden. Dies sei laut Lambsdorff bereits bei Unternehmen wie Turkish Airlines geglückt.
"Warum sind wir da so hilflos?", fragte Lanz in die Runde. Als mögliche Ursache nannte der FDP-Politiker das Fehlen einer gemeinsamen europäischen Asylpolitik. "Wir haben sie nicht, weil Deutschland sie auch massiv behindert hat", so Lambsdorff. Die Journalistin Muriel Kalisch plädierte für die Aufnahme der Menschen aus dem Grenzgebiet, da "Menschen vor den Toren Europas verhungern zu lassen" keine Strategie sei.
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