Berlin. Sat.1 zieht die Notbremse. Nach nur drei Ausgaben verlegt der Sender "Kerner" von Montag- auf Donnerstagabend. Grund sind offensichtlich die schlechten Quoten. Johannes Kerner selbst findet die Entscheidung richtig.
Sat.1 zieht nach den schlechten Quoten des neuen Magazins «Kerner» die Notbremse: Nach nur drei Ausgaben verlegt der Sender das Format mit Moderator Johannes B. Kerner von Montag- auf Donnerstagabend und hofft dort auf mehr Zuspruch. Ab 26. November läuft die Sendung immer donnerstags um etwa 22.15 Uhr nach dem Spielfilm, wie der Sender am Freitag in München mitteilte.
Kerner: "Sehr gute Entscheidung"
Sat.1-Geschäftsführer Guido Bolten sagte, die Reichweitenentwicklung der ersten drei Sendungen habe gezeigt, dass der Montag als Sendetag «leider nicht den gewünschten Anklang gefunden hat». Deswegen habe man sich dazu entschlossen, die Sendung bereits ab nächster Woche auf dem neuen Sendeplatz zu bringen. Kerner selbst sprach von einer «sehr guten Entscheidung».
An den Donnerstagen, an denen bei Sat.1 Spiele der UEFA Europa League laufen, wird «Kerner» jeweils im Anschluss ausgestrahlt. Bisher lief das Format montags um 21.15 Uhr. Der langjährige ZDF-Moderator moderiert bei Sat.1 auch in «ran» Fußballübertragungen und wird am 4. Dezember den Jahresrückblick des Senders präsentieren.
Deutschland wird später schwanger
Die ebenfalls erst vor wenigen Wochen gestartete achtteilige Doku-Soap «Deutschland wird schwanger», die am Montag vor «Kerner» um 20.15 Uhr gezeigt wurde, wird ebenfalls verlegt. Ab der vierten Folge am Montag (24. November) läuft sie im Anschluss an einen um 20.15 Uhr ausgestrahlten Spielfilm.
Kerners neue Sendung bei seinem neuen alten Sender Sat.1 ist eine Mischung aus Talk, Service, aktuellen Beiträgen und Studio-Aktionen. Der Ex-ZDF-Talker hatte im Vorfeld angekündigt, dass die Sendung «nicht so talklastig» sein werde wie sein früheres Format im Zweiten. Einem Fehlstart hatte der 44-Jährige in Interviews bereits vorgebeugt: Wer einen schnellen Erfolg erwarte, verstehe nicht viel vom Fernsehen.
Hohe Erwartungen
Der Sender selbst hatte das Format mit einem großen Anspruch programmiert. Sat.1-Chefredakteurin Tanja Deuerling hatte gesagt, das Magazin solle das journalistische Flaggschiff des Senders werden. Bolten hatte vor dem Start von «Kerner» angekündigt, der Moderator beleuchte als «kompetenter und erfahrener Journalist» mit seinen Gästen die Themen der Woche. Mit dem neuen Moderator baue der Sender seine «journalistische Kompetenz» weiter aus.
Die Sendung stieß jedoch bei den Fernsehzuschauern seit ihrem Start am 2. November nicht auf Interesse. Bei der Premierensendung schalteten durchschnittlich 1,83 Millionen (Marktanteil 6,5 Prozent) und in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen 910 000 Zuschauer (7,6 Prozent) ein. Dabei ging es um Themen wie das Baustellenchaos auf Deutschlands Straßen oder das «System der Angst», mit dem Angestellte in Discount-Märkten unter Druck gesetzt werden, zudem war ein selbst ernanntes Medium zu Gast.
"Quote ist enttäuschend"
Die zweite Ausgabe hatte 1,61 Millionen Zuschauer (5,7 Prozent). In der Zielgruppe waren es 770 000 Zuschauer (6,4 Prozent). Die dritte Sendung erreichte nur noch durchschnittlich 1,26 Millionen Zuschauer (4,5 Prozent). In der Zielgruppe waren es 540 000 Zuschauer und 4,5 Prozent. Sat.1-Sprecherin Diana Schardt hatte danach gesagt: «Natürlich ist die Quote enttäuschend. Wir arbeiten jetzt gemeinsam daran, die Sendung weiter zu optimieren.»
Kerner hatte es auf seinem bisherigen Sendeplatz allerdings auch mit starker Konkurrenz zu tun. Ab 21.15 Uhr läuft montags bei RTL seit Ende Oktober die fünfte Staffel der Dokusoap «Bauer sucht Frau», die immer mehr Fans erreicht. Die Folge am vergangenen Montag hatte im Schnitt 8,54 Millionen Zuschauer (Marktanteil 26,6 Prozent). Bei der Zielgruppe waren es 28,5 Prozent und 3,88 Millionen. Laut «Süddeutscher Zeitung» sollen Kerner und seine Redaktion von Anfang an dagegen gewesen sein, montags gegen die starke RTL-Programmierung anzutreten.
Selbe Uhrzeit wie "Stern TV"
Nun läuft «Kerner» zur selben Uhrzeit um 22.15 Uhr wie die Mittwochssendung «Stern TV» mit Günther Jauch. Der hatte seinem Kollegen nach der schwachen Premiere noch den Rücken gestärkt. Er halte ein Urteil nach der ersten Sendung für absolut verfrüht, hatte Jauch in einem Interview gesagt. Premieren im Fernsehen würden von der Kritik im Übrigen «fast immer verhauen». Alle forderten, TV-Formaten Zeit zu geben. Das sei auch richtig. Und zu möglichen Ähnlichkeiten von Kerners Sendung mit «Stern TV» sagte er, es gebe keinen Alleinvertretungsanspruch für die Idee eines Magazins mit Filmen und Gesprächen. (ddp)