Essen. Am Donnerstag startet die neue Show von Harald Schmidt. Mit an Bord ist Podolski-Parodist Jan Böhmermann. Im Interview lästert der "TV-Held" über seinen Vorgänger Oliver Pocher, schwärmt von einem warmherzigen Dirty Harry und erklärt, warum er den Deutschen Fernsehpreis nicht annehmen würde.
Man könnte sagen, dass Jan Böhmermann momentan richtig dick im Geschäft ist: Im August startete "Die ganz große Jan Böhmermann Radioschau" auf 1Live und Böhmermann mischte mit "Alles, alles über Deuschland - Halbwissen kompakt" die Buchwelt auf. Nach der Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis mit der RTL-Sendung "TV Helden" ist das feste Engagement in der neuen Harald Schmidt Late-Night-Show nun die Karriere-Krönung. Im Gespäch mit DerWesten spricht der Neu-Kölner über unerträgliches Lampenfieber vor seiner Schmidt-Premiere, unheilbare Computer-Legasthenie und sein unentspanntes Verhältnis zum Fußballer Lukas Podolski.
Herr Böhmermann, können Sie eigentlich Nasenflöte spielen so wie Herbert Feuerstein?
Jan Böhmermann: Nein, das habe ich noch nie ausprobiert.
Was qualifiziert Sie denn dann für das Ensemble der neuen Harald Schmidt-Sendung?
Jan Böhmermann: Ich bin ein wunderbarer Einradfahrer und ich kann gut jonglieren. Außerdem bin ich studierter Journalist.
Steckt überhaupt etwas von Herbert Feuerstein, Manuel Andrack oder Oliver Pocher in Ihnen?
Jan Böhmermann: Es steckte bislang nichts von diesen Personen in mir und ich hoffe, dass dies auch so bleiben wird. Ich würde mir wünschen, dass mal ein wenig von mir in Oliver Pocher stecken würde.
Was denn?
Jan Böhmermann: Etwas langes, spitzes zum Aufspannen.
Welche Bedeutung hat es für Sie, in der Schmidt-Show aufzutreten?
Jan Böhmermann: Es bedeutet mir sehr viel und ich bin sehr aufgeregt. Das ist natürlich ein Riesen-Druck, der da auf einem lastet. Man hat ja schon Leute bei Schmidt kläglich scheitern sehen. Das soll mir nicht passieren. Ich möchte nicht als Moderator der NDR-Talkshow enden oder gar eine Schmuck-Designerin schwängern.
Wie äußert sich Ihr Lampenfieber?
Jan Böhmermann: Ich schlafe schlecht und habe pausenlos Durchfall. Es geht einfach nur raus, raus, raus. Ich habe schon ganze Organe und einen ungeborenen Zwilling, der seit 28 Jahren in meinem Körper wohnte, ausgeschieden. Es ist ein unfassbarer Durchfall. Ich sitze jetzt auch während des Interviews auf dem Klo.
Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie Harald Schmidt das erste Mal bewusst wahrgenommen haben?
Jan Böhmermann: Ja. Da war ich zwölf oder elf Jahre alt. Wir sind länger aufgeblieben, obwohl wir es nicht durften, und haben Schmidteinander geguckt. Bei dem Sketch war Herbert Feuerstein als Papst Johannes Paul II. verkleidet und hat „Fröhliche Weihnachten“ vom Balkon heruntergerufen.
Wie haben Sie Harald Schmidt nun persönlich erlebt?
Jan Böhmermann: Also man sagt ja immer über Harald Schmidt, dass er total zynisch und sarkastisch ist und dass niemand mit ihm privat Kontakt haben will, weil er so kalt ist.
Stimmt das denn?
Jan Böhmermann: Nein. Die Male, die wir ihn getroffen haben, waren ganz toll. Wir waren bei ihm zuhause eingeladen und haben mit seinen Kindern im Garten gespielt. Er hat uns etwas gekocht, was er wirklich sehr gut kann, und war menschlich und warmherzig. Ich ziehe jetzt für die Show von Bremen nach Köln und da hat er mir angeboten, beim Umzug zu helfen. Wir telefonieren mittlerweile auch zwei- bis dreimal täglich. Er ist ein Freund geworden, ein absoluter Freund.
Ihr spezieller Freund Lukas Podolski hat am Wochenende seine Ladehemmungen in der Bundesliga abgelegt. Wie intensiv beobachten Sie ihn?
Jan Böhmermann: Gar nicht mehr. Ich habe ja als sein Parodist quasi drei Jahre an seiner Seite gelebt. Seitdem er jetzt aber fußballerisch in die Regionalliga abgestiegen ist, ist er natürlich auch humormäßig nicht mehr relevant. Es nützt nichts, sich über jemanden lustig zu machen, der schon am Boden liegt.
Apropos Sport. Sie haben den Twitter-Sportdienst von DerWesten abonniert...
Jan Böhmermann: Mein Verlag hat mir so ein Twitter gekauft. Ich selber kann mit Computern nicht umgehen. Es hapert schon beim Anstellen. Ich habe einmal versucht, auf der Tastatur das Wort „An" zu schreiben, aber es ist nichts passiert. Um den Computer an- und auszustellen muss ich schon den Technical Support rufen. Ich bin quasi ein „digital legasthenic“.
Ihr Buch "Alles, alles über Deutschland - Halbwissen kompakt" behandelt 2000 Jahre Deutsche Geschichte im Schnelldurchlauf. Wenn Sie drei wichtige Ereignisse aus der Geschichte herausgreifen müssten, welche wären das?
Jan Bömermann: Der Urknall, das Aussterben der Dinosaurier und die Geburt von Jesus Christus.
Jetzt haben Sie aber die Gründung des „Ersten Türkischen Karnevalsverein Deutschlands" vergessen, an der Sie maßgeblich beteiligt waren.
Jan Böhmermann: Ja, aber das ist historisch gesehen eher weniger wichtig. Das kann man an der Uni lehren, in einem Seminar für Fortgeschrittene. Es war schon interessant, wenngleich es nicht in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Sind Sie denn schon zu einer Büttenrede eingeladen worden?
Jan Böhmermann: Nein, bin ich noch nicht, aber das kann ja noch kommen. Als Bremer in Köln bin ich ja ein Riesen-Karnevalsfan und warte auf eine Einladung.
Garantiert eingeladen sind Sie zur Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Mit der Sendung „TV Helden“ sind Sie in der Sparte „Beste Comedy Show“ nominiert. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Jan Böhmermann: Wenn Hape Kerkeling nicht verdientermaßen gewinnt, dann gewinnen unsere Kollegen von der „Heute Show“. Unsere Sendung ist ja längst abgesetzt. Aufgrund des Erfolges hat uns der große deutsche Satire-Sender RTL nicht weitermachen lassen. Ich würde denn Fernsehpreis aber ohnehin nicht annehmen.
Nein?
Jan Böhmermann: Ich würde ihn mit Schimpf und Schande in die Ecke schmeißen, die Fernsehwelt verfluchen und für einen Eklat beim Fernsehpreis sorgen. Aus Bescheidenheit natürlich.
Letzte Frage. Was wird eher passieren: Sie gehen mit Lukas Podolski gemeinsam ein Kölsch trinken oder Sie bekommen Ihre eigene Late Night Show im Fernsehen?
Jan Böhmermann: Bevor das alles passiert, wird Lukas Podolski seine eigene Late Night-Show im Fernsehen bekommen.