Podolski-Parodist Jan Böhmermann entschied am Mittwochabend in den Flottmann-Hallen sein Auswärtsspiel gegen den 1. SC Vernichtende Kritik klar für sich. "Lukas´ Tagebuch" überraschte mit sauberen Einzelaktionen
Die Begegnung zwischen dem 1. SC Vernichtende Kritik und Lukas 08/09 in der Flottmann-Arena endete am Mittwochabend als Auswärtssieg für den angereisten Podolski-Parodisten Jan Böhmermann. Der Gast vermochte es, trotz einiger Schwachstellen in der taktischen Aufstellung, mit aggressivem Lachmuskelspiel nach radioerprobter Manier zu punkten und verwandelte den mit 280 Schaulustigen gefüllten Gästeblock in eine wiehernde Wand.
Noch vor dem Anpfiff wurde die Partie von dramatischen Vorfällen im Zuge der Kommerzialisierung des Kultursports überschattet: Unzählige 1Live-Banner und das neuerdings in einer Testphase auf Flottmann ausgeschenkte Bier in Plastikbechern begrüßten die Lukas-Anhänger, die augenscheinlich eher Multiplexkino- als Theater-Dauerkartenbesitzer zu sein schienen. Mit Sporen statt Spikes (Cowboystiefel) lief - nach großer Ankündigung auf der Stadionleinwand - Pointenstürmer Lukas ein, flankiert von dessen Rechtsaußen, dem Keyboardspieler und Kapitän der Bolzshambles Piet Doherty. Anstatt der deutschen Nationalhymne sang Lukas den Bratmaxe-Song ("Bratmaxe von Hoeneß macht das Würstchen") und setzte sogleich zum Sturm auf das humoristische Tor an. Mit gezielten Vorlesern diverser, durchaus kopf(ball)starker Aktionen des Radioformats "Lukas´ Tagebuch" dribbelte sich der Nachwuchskomödiant souverän durch die erste Halbzeit.
Dass sich die vorgelesenen Lukas´schen Gedankenspiele mit Anekdoten von "Pfosten Frings", "Würstchen-Uli", "Lahm, der Mehdschen, ey" und "Schweini, also Basti Schweini, ne" weitgehend auf vergangene Saisonhöhepunkte (EM 2008) bezogen, störte in Flottmanns Turnhalle niemanden. Auch die zwei Videoeinspieler von Lukas bei der EM honorierte der Gästeblock mit Fangesang (Lachen) und "mit kräftigen Schlägen auf die Unterarmvene" (Applaus).
Nach der Halbzeitpause wagte sich der Libero an ein paar inhaltlich frischere Kombinationen heran (Tagebucheinträge zu Finanzkrise, Bahn, verschiedenen Fernsehformaten und zum Leiden des jungen Poldi auf der bayerischen Ersatzbank), überraschte mit sauber ausgeführten Einzelaktionen im gegnerischen Strafraum (eine gute Starlight-Express-Parodie) und konnte fast nahtlos an die Trefferquote der ersten 45 Minuten anknüpfen.
Die Schlussphase bestach erneut durch technisch einwandfreies Taktieren des Gegners mit humoristischem Dribbling und verbalen Fallrückziehern des Comedy-Stars, der sich in der Verlängerung unverhohlen in Hoffenheim bewarb und sich mit der ungewöhnlich nachdenklichen Humba "Lukas was my first love" von der viewenden Public verabschiedete - und den 1. SC Vernichtende Kritik insgesamt ohne große Kontermöglichkeit zurückließ.
Für das Verholzen einer hundertprozentigen Chance(-son-Nummer) durch Textunsicherheit gegen Ende der ersten Halbzeit und kleinere Defizite im Passspiel (Moderation zwischen den Nummern) verdient das Team um Kapitän Lukas wenn auch keinen Platzverweis, so doch zumindest eine offizielle Verwarnung. Hier wird es Aufgabe des Trainers sein, am nötigen Feinschliff zu arbeiten. Zudem gilt es die generelle Taktik zu überdenken und sich nicht mehr allein auf die Treffsicherheit des mittlerweile alternden Zwergfellstürmers Lukas zu verlassen, um den Verbleib der Mannschaft in der ersten Comedy-Liga über die laufende Saison hinaus zu ermöglichen.