Essen. In Stöckelschuhen durch den Großstadt-Dschungel: Heute startet auf ProSieben eine Serie, die in den USA nach 20 Folgen abgesetzt wurde. Nach einer Idee von Candace Bushnell schlagen sich drei mächtige Geschäftsfrauen durch den "Lipstick Jungle".

Die Schlüsselreize gibt’s gleich zu Anfang: Schuhe. Sehr hohe Schuhe. Und Handtaschen, teure Handtaschen. Aber wer „Sex and the City“-verwöhnt ist, lässt sich nicht einfach in den „Lipstick Jungle“ verschleppen. Die Serie, die am 16. September auf ProSieben startet, basiert zwar auch auf einem Buch von Autorin Candace Bushnell, aber dass sie nicht nach Standards des Bezahl-Senders HBO und auch sonst reichlich ideenlos produziert ist, sticht so ins Auge wie ein schlechtes Fendi-Fake.

Seine Telefonnummer auf ihrem Schenkel notiert

Gerade läuft die Fashion Week in New York, und die Pilot-Folge von „Lipstick Jungle“ spielt während der Fashion Week in New York - das passt ja wie die der Bleistiftrock in Größe 34 der erfolgreichen Geschäftsfrau. Da trifft sich Nico (Kim Raver), Chefredakteurin eines Hochglanzmagazins, mit Freundin Wendy (Brooke Shields), einer erfolgreichen Filmproduzentin, bei der Modenschau, bei der die dritte im Bunde ihre neue Kollektion präsentiert. Designerin Victory Ford (Lindsay Price) trägt zwar bei den Modekritikern keinen Sieg davon, dafür macht ihr ein Milliardär Avancen. Der ganz normale Wahnsinn also, zumindest wenn man zu den 50 mächtigsten Frauen der mächtigsten Metropole der Welt gehört.

Schnell wird mal wieder deutlich, dass das Herz von Bilder-Geschichten doch die Wörter im Drehbuch bleiben: Die Frauen wie die Männer – und die großartige Stadt New York – sehen in „Lipstick Jungle“ gut aus, die Dialoge glänzen weniger. Und die Handlung ist weit weniger aufregend als der hohe Schlitz im Rock von Nico, auch wenn den ein junger Mann mit Strubbelkopf nutzt, um auf ihrem Schenkel seine Telefonnummer zu notieren.

Paarungsverhalten der Alpha-Weibchen im Großstadt-Dschungel

Das Paarungsverhalten der Alpha-Weibchen im Großstadt-Dschungel sorgte in "Sex and the City" für großes Aufsehen: Es war 1998, da war das im Fernsehen noch ganz neu, und es war Pay-TV, da dürfen dann auch in Amerika schmutzige Flüche zu hören und nackte Körper zu sehen sein. Im "Network Television" ist das verboten, was "Lipstick Jungle", für den Sender NBC produziert, sehr viel zahmer macht - schon von Rechts wegen.

Vor allem aber ist nichts Besonderes dran, wenn man nach der Pilotfolge urteilen kann; statt schrecklich-schön durchgedrehter Mode, die die Carrie in "Sex and the City" ziemlich lässig trug, sieht Designerin Victory ein bisschen gewollt aufgebrezelt aus. Das Mitgefühl für Nico, die von ihrem Mann nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommt, hält sich erstmal in Grenzen, wie das für Wendy, deren (Haus-)Mann sich zurückgesetzt fühlt und querschießt, wenn es darum geht, den Sohn in einer Eliteschule unterzubekommen.

Den NBC-Verantwortlichen waren die Einschaltquoten jedenfalls nicht gut genug; dort ist "Lipstick Jungle" nach 20 Folgen im Februar abgesetzt worden. Auf ProSieben hilft die Serie bestimmt, nach dem Staffelstart von "Desperate Housewives" den Mädchen-Mittwochabend zu füllen - bis die neuen Staffeln von "Grey's Anatomy" und "Private Practice" starten.

ProSieben, 21.15 Uhr