Essen. Deutschland hat Tausende Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen - im Maischberger-Talk gab es auch skeptische Stimmen - folgt bald der Kater?
Deutschland empfängt die Flüchtlinge mit offenen Armen - und feiert sich selbst und sein neues Sommermärchen. Doch folgt auf den Jubel schon bald der Kater? Bei Sandra Maischberger in der ARD traf sich eine überraschend skeptische Runde.
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Roger Köppel, Journalist und Neu-Politiker aus der Schweiz, gilt als jemand, der im Zweifelsfall lieber einen Freund verprellt, als einen knackigen Spruch auszulassen. Das spiegelt sich bisweilen auch in den Schlagzeilen der "Weltwoche" wider, der Köppel als Chefredakteur vorsteht. "Schlepperkönigin Merkel" überschrieb das Blatt kürzlich einen Kommentar, der sich sehr kritisch mit der Flüchtlingspolitik der deutschen Bundeskanzlerin auseinandersetzte. Die Deutschen, so stand da zu lesen, hätten "die Völkerwanderung nach Europa mit verschuldet".
"Frau Merkel setzt falsche Anreize und falsche Botschaften"
Bei Maischberger wehrt sich Köppel vehement gegen den Vorwurf, ein fremdenfeindlicher Rechtsausleger zu sein. Er sagt: "Frau Merkel setzt falsche Anreize und falsche Botschaften." Bei der Entscheidung, die Grenze für Tausende in Ungarn gestrandete Flüchtlinge zu öffnen, habe sich die Bundesregierung über "berechtigte Ängste" in der Bevölkerung hinweggesetzt.
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Köppel: "Die Solidarität mit den Bürgern, die hier leben, wird völlig ausgeblendet. Es gibt da draußen viele ernsthafte Menschen, die sind keine Rassisten, die fragen sich: Was haben wir hier ausgelöst?" Die Antwort schwingt unterschwellig mit - nämlich die womöglich unkontrollierbare "Völkerwanderung", wie sie der Kommentator in Köppels Zeitschrift prognostizierte. Die Regierungen in Ungarn und anderen osteuropäischen EU-Ländern nähmen die Vorbehalten aus der Bevölkerung nur auf, mit Rassismus habe das nichts zu tun.
Bosbach sieht drohende Überforderung der Menschen
Dass dies in der Maischberger-Runde den Widerspruch der Grünen-Politikerin Claudia Roth oder des TV-Moderator Michel Friedman provozieren würde, war erwartbar. Überraschend kommt der dagegen die Unterstützung für Köppel. Etwa von Wolfgang Bosbach, Innenpolitiker der CDU. Die Grenzöffnung am vergangenen Wochenende, so Bosbach, sei "eine Einzelfallentscheidung" gewesen, bei der es darum gegangen sei, "eine humanitäre Katastrophe abzuwenden". Gehe dies aber so weiter, drohe "eine Überforderung", denn es gebe auch Menschen, die sich Sorgen machten, etwa "um die Integrationskraft" des Landes. Und das, betont der Christdemokrat, sei "nicht nur latenter Rassismus", der sich da artikuliere.
Ähnlich sieht es Peter Robejsek, deutsch-tschechischer Politologe, der aus Prag zugeschaltet ist. Er spricht von der "gefühlten Gefahr", die viele Menschen gerade in Osteuropa angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme spürten. Die Regierungen nähmen dieses Gefühl ihrer Bürger auf und versuchten, "die Interessen ihrer Länder zu vertreten".
Und noch einer tritt an diesem Abend angesichts der Jubelbilder der letzten Tage aus München, Dortmund, Berlin und anderen Städten, in denen die Züge mit den Flüchtlingen mit Applaus begrüßt wurden, kräftig auf die Euphoriebremse. Rolf-Dieter Krause, langjähriger Brüssel-Korrespondent der ARD und - anders als etwa sein Journalisten-Kollege Köppel - eigentlich ein Freund des eher bedächtigen Wortes, mahnt die Deutschen, sich "nicht an sich selbst zu besaufen".
Solidarität mit den einheimischen Bürgern
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Die Entscheidung, die Flüchtlinge ins Land zu lassen, sei zwar, so Krause weiter, "menschlich sehr anständig und richtig" gewesen, aber auch "nicht ganz bis zum Ende gedacht". Auch er mahnt, ähnlich wie Köppel, die "Besorgnis" in Teilen der Bevölkerung ernst zu nehmen. Es gehe auch um die Solidarität mit den einheimischen Bürgern, denn: "Es wäre falsch, eine Belastung zu leugnen."
Roger Köppel hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits sichtlich entspannt im Sessel zurückgelehnt. Mit so viel Unterstützung für seine Position hatte er wohl nicht gerechnet. Er blickt in die Runde, zu Bosbach und Krause, ganz so als hätte er das Gefühl, zur Abwechslung mal ein paar neue Freunde gewonnen zu haben.