Hamburg. Der kanadische Regisseur Xavier Dolan hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Das Drama “Laurence Anyways“ war sein drittes Werk. Dabei geht es um einen Mann und die Geschichte seiner Geschlechtsumwandlung.

Mit gerade einmal 23 Jahren legte der frankokanadische Regisseur Xavier Dolan vor drei Jahren sein drittes Filmwerk vor: "Laurence Anyways" heißt es und führt zurück in die Welt der achtziger Jahre, in der Glitzer-Stars wie David Bowie ihre größten Erfolge feiern.

Androgyn, wandelbar wie der Popstar sind auch die Helden von Dolans Film, der vor drei Jahren die Szene in Cannes aufmischte, vor zwei Jahren in die Kinos gelangte und nun an diesem Mittwoch bei Arte als TV-Erstausstrahlung zu sehen ist.

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Der Kanadier Laurence (Melvil Poupaud) und seine Frau Freundin (Suzanne Clément) sind ein unkonventionelles Paar, sie lieben das Leben und sich. Sie trinken während einer Fahrt durch die Waschanlage Champagner, rauchen, kreischen, tanzen.

Laurence ist Literaturlehrer, und macht zumindest nach außen den Eindruck eines bürgerlichen Lebens. Fred mit ihren knallroten Haaren, punkig geschnitten, ist Regieassistentin und scheint den etwas schrillen Part in dieser Beziehung zu übernehmen.

Laurence im spießigen Damenkostüm, auffällig geschminkt

An seinem 30. Geburtstag eröffnet Laurence seiner Fred, dass er künftig als Frau leben möchte und taucht schon am nächsten Tag im spießigen Damenkostüm, auffällig geschminkt und mit Ohrringen zum kurzem Haar in der Schule auf.

Seine Verwandlung erschüttert Freds Liebe zu einem unkonventionellen Leben - vielleicht auch heftiger, als sie es von sich erwartet hat. Denn Laurence will weiter mit ihr zusammen sein, als Paar. Auch Fred weiß um die tiefe Liebe, entfernt sich dennoch zunächst von Laurence, bleibt ihm aber stets verbunden.

Laurence stößt indes auf Empörung, Unverständnis, gewalttätigen Hass, taucht in neue Welten ein, stets erfüllt von seiner Liebe zu Fred und der Suche nach sich selbst. "Unsere Generation kann das aushalten", wollen die beiden glauben und werden doch immer wieder bitter enttäuscht, wie sich in den drauffolgenden zwölf Jahren zeigt, über die sich der Film erstreckt.

Musik von Duran Duran, Depeche Mode und Céline Dion

Riesige Roben fliegen in Zeitlupe durch das weiße Wohnzimmer, neonfarbene Lichtstrahlen zerschneiden den dunklen Raum der Disco, intensive Farben, die fast wehtun, bestimmen die Bilder.

Die Musik - von Duran Duran, Depeche Mode, Céline Dion über Brahms bis hin zu Vivaldi ist alles dabei - treibt die Geschichte, die Figuren an, zieht den Zuschauer mit aller Wucht in das Geschehen.

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Die Kritikerseite Filmstarts.de prophezeite nach Erscheinen des Filmes: "Nach seinem zweiten Film "Herzensbrecher" liefert Dolan nun mit seiner dritten Regie-Arbeit "Laurence Anyways" sein erstes Meisterwerk ab.

Nach diesem zweieinhalbstündigen Kraftakt wird man ihn nicht mehr ignorieren können." Und die "Neue Zürcher Zeitung" meinte: "Dolan hat für diese explosive Geschichte eine intensive bildliche Sprache des Zeigens und Verhüllens, von Fremdheit und Nähe gefunden. Trotz gewisser Längen bleibe der Film "ein Grenzen sprengendes, aufwühlendes Erlebnis".

Dolan plant Klassiker "Cocktail für eine Leiche" neu aufzulegen

Mittlerweile hat Dolan, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, nachgelegt. 2013 dreht er ein Musikvideo, sein fünfter Film lief unter dem Titel "Sag nicht, wer du bist!" 2014 in deutschen Kinos.

Es folgte "The Death and Life of John F. Donovan". Und außerdem plant er, Alfred Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" neu aufzulegen. Tatendrang pur - doch Dolan will auch einmal durchatmen und kündigte in einem Interview an, ein Studium aufzunehmen. (dpa)

Mittwoch, 13. Mai, Arte, 20.15 Uhr