Essen. Erstaunlich konservativ verlief die letzte Sendung von „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ in diesem Jahr. Dennoch musste sie wegen einer Verletzung unterbrochen werden. Immerhin: Das gefährlichste Tier der Show war eine Seekuh - und Klaas spielte mit Vielleicht-Kannibalen Kniffel.

Ein letztes "Duell um die Welt" in diesem Jahr auf ProSieben: In ihrem Marathon der Ekel- und Mutproben schickten sich Joko und Klaas gegenseitig um die Welt und blieben dabei erstaunlich konservativ. Keine Alkoholexzesse wie auf Jamaika oder mit Schauspieler Matthias Schweighöfer, keine Paintballschüsse nach falsch beantworteten Quizfragen, keine Haifischbisse.

Stattdessen gibt es an diesem Samstagabend: wieder einmal Mutproben, die vor allem auf die gute, alte Höhenangst abzielen. Simples Elfmeterschießen. Schwimmen mit einem angeblich gefährlichen Tier, das aber sogar einen eigenen Song darüber hat, wie ungefährlich es ist. Oder: eklige und staubige Dinge zerkauen. Den größtmöglichen Körperkontakt gibt es bei dem Spiel, bei dem die beiden Schmerzgrenzenlosen über Schaumgummi-Hindernisse krabbeln müssen und sich dabei gegenseitig ins Aus schubsen dürfen – „aber nicht mit Umklammern“, wie Moderatorin Jeannine Michaelsen immer wieder betont. Alles in allem sehr gemäßigt – Joko verletzt sich dabei trotzdem. Und holt dennoch den WM-Titel.

Joko, Klaas und die Höhenangst

Joko Winterscheidt, der schon beim letzten „Duell der Verhaltensauffälligen“ (Michaelsen) gewonnen hatte, lässt sich zur Eröffnung und zur Feier seines Titels von einer Herde Segway-Fahrern zu den Klängen vom Ballett „Schwanensee“ in die Arena geleiten – und stolpert denn beinahe über die erste Treppenstufe, als er nach einer Pirouette herrschaftlich von seinem eigenen Segway herabsteigen will. Er schickt seinen Kompagnon-Feind Klaas Heufer-Umlauf zur ersten Aufgabe nach Venezuela – für eine Aufgabe, die er selbst im vergangenen Jahr schon einmal bewältigen musste: Er soll in einem Portal Edge ein wenig an einem Abgrund herumhängen. 2013 hatte der Höhenphobiker Joko Ähnliches in Österreich absolvieren sollen – und sich voller Panik und mit Tränen in den Augen aus der Aufgabe zurückgezogen.

An der 1000 Meter hohen Steilwand, an der der höchste Wasserfall der Welt, die „Angel Falls“, in die Tiefe stürzt, zeigt Klaas dann auch für ein paar Sekundenbruchteile seine unbezweifelte Fähigkeit zum Reflektieren: Nachdem er unter dem „Bett schauen sollte, ob da Monster sind“ und nach einem Lehrvideo von Heiner Lauterbach zu Höhe und Falltödlichkeit der Lokalität schaut er hinaus in die Landschaft und erklärt ins Nichts gen Kontrahent: „All das, was wir hier erleben, können wir noch unseren Enkeln erzählen. Und die bezahlen das hier von ProSieben!“ Und später etwas ruhiger: „Da kommt man schon ins Denken. Ich bin ein Friseur aus Oldenburg und hänge jetzt hier am höchsten Wasserfall der Welt und gucke mir das hier so an. War nicht mit zu rechnen.“ Und viel später, nachdem er sich kurz ins Sicherheitswort der beiden gerettet hat und wieder über die Klippe zurückgekehrt ist: „Ich kann das jetzt auch verstehen, wieso der Joko das damals abgebrochen hat.“

Klaas muss Joko für seinen Mut loben: "Das war krass" 

Das hindert ihn natürlich nicht daran, Joko eine Aufgabe zu geben, bei der er wieder auf die Höhenangst zurückgeworfen wird: Er soll ein Liedchen spielen im aus der Joko & Klaas-Sendung „Circus Halligalli“ bekannten Hupen-Anzug – auf einem in 300 Metern Höhe schwebenden Heißluftballon stehend. Das wahrscheinlich herzzerbrechendste Bild dieser Sendung: Wie der kleine Eisbär Lars auf der Scholle sitzt Joko auf dem wülstigen grünen Ballonstoff und schaut in die Landschaft, den Rücken gebeugt. Er quakt kurz darauf sein trauriges Lied in den Wind, manchmal panikartig alle Töne gleichzeitig – aber am Ende gibt selbst Klaas zu: „Ich lob dich wirklich ungern, aber diesmal ist es wirklich angebracht. Das war krass.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dazwischen zerbeißen die beiden in einem Parcours im Studio jeweils eine uralte Salami, Straßenkreide, Rettich, Styropor und ein Gummibärchen – Joko ist am schnellsten, die weißen, quietschenden Kügelchen fliegen nur so umher, als er sich zum Punkt nagt. Ähnlich taschenspielerartig angelegt und ebenso an die verbissene Altherrenvorbildversion der Show, an „Schlag den Raab“, erinnernd: das zweite Studiospiel, bei dem aus kleinen Kisten noch unbekannte Gegenstände in die Luft fliegen. Wer sich traut und schnell genug ist, sie zu fangen, bekommt den Punkt. Bei den Kastanien mit grün-pieksiger Schale zucken beide ebenso zurück wie beim Kaktus; auch hier liegt Joko vorn, der sowohl den schwabbeligen Wasserballon als auch ein Ei in die Hände bekommt.

Joko zeichnet pubertär, Klaas hat keine Lust mehr

Beim dritten Match unter dem Studiodach profitiert Joko von Klaas’ Ungeduld: Über rote und blaue Schaumstoffpolster müssen sie klettern und sich ein Rezept merken, das auf der jeweils anderen Seite auf einem Zettel vermerkt ist – um es auf die Tafel auf der eigenen Seite zu schreiben. Joko opfert wichtige Sekunden und zeichnet pubertär auf die Tafel von Klaas, der robbt derweil tapfer über den Kunststoff hin und zurück und verkündet schließlich atemlos: „Fertig! Bin mir nicht sicher, ob eine Zutat fehlt, aber ich hab keine Lust mehr.“ Die Knoblauchzehen fehlen, Joko kriegt den Punkt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wie Klaas mit Vielleicht-Kannibalen im Urwald Kniffel spielte 

Die eine wirklich komplizierte, raffinierte Mission dieser Ausgabe vom "Duell um die Welt" hat Joko sich für Klaas erdacht: Der muss, einen silbernen Koffer an den Arm gekettet, in den Dschungel von Neuguinea reisen und soll dort in einem Ureinwohner-Dorf auf weitere Instruktionen warten. Die Herzen rasen, nicht nur das von Klaas, sondern die des ganzen Teams, als man bei tropischen Temperaturen durch den Urwald latscht, als man nachts von laut schreienden Männern in einem Boot von der Weiterfahrt mit dem eigenen Schiffchen abgehalten wird, als die gesuchten Ureinwohner, die Korowai, schließlich mit Pfeil und Bogen in der Hand auftauchen – schließlich wird auch immer betont, dass es sich dabei um Kannibalen handelt.

Oder zumindest handelte. Früher einmal. Vielleicht. In einem der Dörfer. Genau weiß es niemand, nicht einmal einer der Dorfältesten, mit denen Klaas schließlich am Lagerfeuer sitzt. Macht aber nix, die Reise ist mysteriös, strapaziös – und findet ihre Bestimmung darin, dass der ehemalige Friseur aus Oldenburg im am höchsten gelegenen Baumhaus mit den Männern eine Runde Kniffel spielen soll.

Kniffel?

Jawohl, Kniffel – dieses Würfelspiel, dessen Spielregeln nicht einmal auf Deutsch sinnvoll erklärbar sind und bei denen man an einem normalen Bierabend einfach sagt „Das erschließt sich dann beim Spiel“. Der weiße Mann Klaas versucht es trotzdem mit maximalmöglicher Anti-Eleganz: Er breitet auf dem Hüttenboden ein rotes Samtdeckchen aus und drapiert darauf pastellfarbene Plastikschüsselchen mit Salzgebäck. Und dann wird gewürfelt – bis einer der Pfeil-und-Bogen-Träger einen Kniffel wirft. „...und während wir so feiern, wird mir klar“, erklärt Klaas, „...ich habe gerade den absurdesten Punkt in einer Fernsehshow gemacht.“

Joko posiert in Ägypten mit grasenden Seekühen

Im Vergleich dazu wirkt es fast putzig, was er sich für ein Spielchen für Joko ausgedacht hat: In Ägypten soll der noch mit einem gefährlichen Tier schwimmen und ein Foto schießen – die komplette Bootsbesatzung rät davon ab.

Was Joko wüsste, hätte er im Bio-Unterricht aufgepasst oder bei „South Park“, in der sich eine Folge darum dreht, dass die Autoren von „Family Guy“ in Wahrheit eine Gruppe bräsig herumdümpelnder Seekühe sind, die in ihrem Tank kleine „Ideenbällchen“ auswählen und so die Handlung bestimmen: Die erwähnten gefährlichen Dugongs sind in der Tat Seekühe, die vor allem am Meeresgrund herumschweben und gemütlich grasen. Es gibt sogar einen Song über die Tiere, der sich nur darum dreht, dass sie „die Kühe des Meeres“ sind.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Joko schaut immerhin wunderschön dumm, als ihm ein Kameramann zurück in der Sicherheit der Poollandschaft verrät, dass er nie wirklich in Gefahr gewesen ist.

Tatsächlich riskant: Der Abrissbirne standhalten 

Tatsächlich riskant ist das Studiospiel, das die Planer beim Stand von 5:2 für Joko aufbauen: eine große Sandkiste, eine Miley-Cyrus-Witze provozierende Abrissbirne, die wie ein Boxsack aussieht – und der Plan, dass Joko und Klaas sich von dem Ding rammen lassen und möglichst wenig weit fliegen sollen. Das sieht schon bei den ersten Versuchen hart aus, dann landet Joko auf seiner ohnehin etwas fragilen Schulter. Er steht nicht mehr aus der Kiste auf und verzerrt das Gesicht, Klaas aus Empathie ebenfalls, es wird nach „Ahnung habenden Menschen“ gerufen und ein Werbeblock nach dem anderen versendet.

Schließlich steht Joko wieder, den linken Arm in einer Schlinge, ein Kühl-Pack auf den Rücken geschnallt. Die Zuschauer stehen auch und klatschen ob der magischen Wiederauferstehung, nachdem nun einmal eins der Spiele blöd gelaufen ist – und dann geht’s zurück in die Realität: Klaas erdiskutiert sich den Punkt. „Das isn Spiel, das haste verloren und das kann man auch sehen.“ Joko und Moderatorin Jeannine geben klein bei.

Joko über Klaas: "Ich werde ihn in Grund und Boden stampfen"

Vor dem letzten Spiel des Abends verkündet der Angeschlagene denn aber: „Egal, was jetzt kommt, ich werde selber antreten, ich werde ihn in Grund und Boden stampfen und dafür sorgen, dass er von einem...sagen wir mal: leicht behinderten Menschen um den Weltmeistertitel gebracht wird.“

Beim entscheidenden Elfmeterschießen aus knapp neun Metern Entfernung ist es dann wie im echten Leben und im echten Fußball: Es gewinnt einer und der andere fühlt sich vom Schicksal benachteiligt. Frank Tonmann wehrt für Jokos Team mehrere Bälle ab, den Schuss von Joko dagegen kann der Australier Andrew mit dem Fuß neutralisieren. Und den letzten Schuss für Klaas’ Team, der die Vorentscheidung bedeuten könnte? Setzt Klaas selbst über das Tor.

Er sitzt dann auch etwas motzig auf der Treppe, als Joko einarmig den Pokal in die Höhe reckt. Moralische Sieger gibt es leider nicht in einem Spiel, das der Moral die Zunge herausstrecken will.