Oberhausen. Diese „Endstation Sehnsucht könnte in Oberhausen, im Ruhrgebiet liegen. Am Freitag tut sie es sogar: Intendant Peter Carp setzt den Klassiker von Tennessee Williams am Theater Oberhasuesn in Szene, am 2. Oktober wird im Großen Haus Premiere gefeiert – und es gibt noch Karten.
Drei Gründe gibt es für Peter Carp, „Endstation Sehnsucht” von Tennessee Williams auf den Spielplan des Theaters zu bringen. Erstens habe es seit 20, 30 Jahren, wie er glaube, nicht mehr draufgestanden. Zum zweiten sei es ein tolles Ensemblestück mit großen Rollen für gute Schauspieler. Und schließlich sei es auch noch aktueller Abiturstoff. Und mit Letzterem verbindet der Regie führende Intendant natürlich auch die Hoffnung, dass viele Schulklassen in diese Aufführung gehen und damit überhaupt für das Theater interessiert werden: „Wir wollen das Theater noch mehr in der Stadt vorkommen lassen und zeigen, dass Kultur ein Teil des täglichen Lebens ist. Deshalb reagieren wir auf das, was im Unterricht vorkommt.”
„Endstation Sehnsucht” - Premiere ist am Freitag, 2. Oktober, um 19.30 Uhr im Großen Haus - spielt bei Tennessee Williams eigentlich in New Orleans, aber in seiner Inszenierung könne der Schauplatz ebensogut Oberhausen, das Ruhrgebiet sein. Carps Dramaturg Tilman Raabke sieht keinen Textrealismus des Stückes, die Geschichte um die beiden Schwestern Stella und Blanche sei ein dichtes, komplexes Geflecht des Lebens. Stella, die jüngere, ist aus den zusammenbrechenden feudalistischen Strukturen des Südstaaten-Elternhauses ausgebrochen und hat sich im schlicht strukturierten Viertel ihr einfaches Leben eingerichtet, mit Mann und bald auch mit Kind. In diese Normalität dringt Blanche ein, bringt sie durcheinander und entpuppt sich, genau betrachtet, als gar nicht so lupenrein wie sie scheinen mag. Sie ist verarmt, unehrlich.
Über Menschheit und Zivilisation
Ganz realistische Gestalten habe Williams mit seinen beiden Hauptfiguren und in ihrem Umfeld gezeichnet, sagt Raabke, aber er habe sie entworfen wie mythologische Figuren, der Text sei „ein großes Programm über Menschheit und Zivilisation”. Und verweise unverkennbar auf den Psychoanalytiker Siegmund Freud, auf die zwei Grundtriebe des „Es”, den Liebestrieb und den Todestrieb.
Es wird einmal nicht gesungen auf der Bühne, meint Peter Carp, aber der Klangkünstler Peter Sonntag legt eine Musik über die Aufführung, in der er Originaltöne aus Oberhausen mit eigenen Kompositionen verschmolzen hat. Williams habe die Musik ganz genau geortet: „An die Einsätze, die er vorgegeben hat, haben wir uns auch weitgehend gehalten. Wir haben nur einen anderen Sound.” Für Raabke hat die genaue Positionierung der Musik durch Tennessee Williams einen klar erkennbaren Grund. Der Schriftsteller habe von vornherein ganz deutlich filmisch gedacht.
Bühnenbildern Zwimpfer ist Carp vertraut
In der Tat sind ja die Verfilmungen der Williams-Dramen Klassiker, von den größten Regisseuren dieser Zeit in Szene gesetzt. „Endstation Sehnsucht” wurde 1951 von Elia Kazan verfilmt mit Vivian Leigh als Blanche und dem genialen Marlon Brando als Stanley Kowalski, ihrem zunehmend brutalen Gegenspieler dieser Tragödie.
Das Bühnenbild für „Endstation Sehnsucht” hat der gebürtige Schweizer Kaspar Zwimpfer entworfen. Der 43-Jährige war nach seiner Ausbildung an der Kölner Fachhochschule für Kunst und Design Bühnenbildassistent u.a. am Schillertheater Berlin, am Thalia in Hamburg und bei den Salzburger Festspielen. Seit 1995 ist er freischaffender Bühnenbildner, hat u.a. in Mainz, Luzern, Wien, an der Düsseldorfer Rheinoper und am Deutschen Nationaltheater Weimar gearbeitet.