Herne. . Die Saiten der Seele lässt eines der bedeutenden Festivals für Barock- und Renaissance-Musik in dieser Saison anklingen. „Seelentöne“ sind das Motto der „Tage Alter Musik“ in Herne. Als einer der Höhepunkte des traditionsreichen Festivals gilt eine Opernaufführung mit Countertenor Valer Sabadus.
Man kann schlechtere Kronzeugen in der Kompositionsgeschichte wählen als Carl Philipp Emanuel Bach. „Aus der Seele muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel“, sprach der große, vielfach verkannte Wegbereiter der Klassik. Seine weise Sentenz gibt den Takt an für Hernes Tage Alter Musik 2014. Acht Jahrhunderte „Seelentöne“ will man leitmotivisch erklingen lassen beim renommierten Festival, für das Fans der Barock- und Renaissance-Szene von weither anreisen.
Seit 1976 lädt die Institution zu Zeitreisen in die großen Anfänge abendländischer Musik, hat aber immer auch ein offenes Ohr bewiesen für Zeitgenossenschaft, hat klug Bezüge über Epochen hinaus hergestellt. So wird sich auch heuer die Spurensuche im Zeichen musikalischer Empfindsamkeit nicht von engen historischen Grenzen einschüchtern lassen. Minnesang des Mittelalters steht ebenso auf der klingenden Agenda wie Cellosonaten der Romantik.
Bandbreite vom Mittelalter bis zur Romantik
Aus dem farbigen, an Höhepunkten nicht armen Programm einige Tipps für Fans Alter Musik und solche, die es werden wollen:
Mit Spannung erwartet wird das Gastspiel eines der außergewöhnlichsten Countertenöre unserer Zeit: Valer Sabadus hebt die Wiederentdeckung von Glucks Oper „Le feste d’Apolle“ aus der Taufe. Das Konzert mit der Münchner Hofkapelle sollte man sich nicht entgehen lassen – zu erleben beim Finale des dreitägigen Festivals am 16. November, 19 Uhr, im Kulturzentrum. Für die erste Liga der Interpreten steht auch die gebürtige Wittenerin Ingeborg Danz. Die auf der ganzen Welt gefragte Mezzosopranistin lädt zu „Geistlichen Seelengesprächen“, wenn sie rund um Johann Sebastian Bach die Spiritualität seiner Zeit durchmisst. (14. November, 16 Uhr, Kreuzeskirche). Und Kanadas Starflötistin Annie Laflamme pfeift (neigungsvoll, versteht sich) auf „Originalgenies“ der Empfindsamkeit (13.11, 19.30 Uhr, Kulturzentrum).
Tränentrost und Oratorien
Lautenlieder aus dem alten England bieten „Tränentrost“ (16.11., 16 Uhr, Kreuzeskirche), während „Maria Magdalena“ in Form eines abendfüllenden, selten zu hörenden Oratoriums Antonio Caldaras unser Herz auch 300 Jahre nach der Entstehung zu rühren versteht (15.11., 20 Uhr, Kulturzentrum).
Diskussionen und Werkstätten
Der reinen Musik von „Biblischer Sinnlichkeit“ bis zur „Johannesminne“ stehen andere Klassiker der „Herner Tage“ gegenüber: Wie immer begleiten Diskussionen und Werkstatt-Angebote das Festival. Der Frage, ob Klassik immer noch „Balsam für die Seele“ ist, gilt eine Podiumsdiskussion im Archäologiemuseum (15.11., 11 Uhr). Kinder und Jugendliche bezieht das Werkstattkonzert am 15. 11, 13 Uhr, (Kulturzentrum) ein.