Herne. . Das renommierte Festival (14. bis 17. November) von WDR und Stadt Herne widmet sich der Musik zwischen Mittelalter und frühem 19. Jahrhundert in dieser Region. Zehn Konzerte stehen auf dem Programm, eine Musikinstrumentenmesse und eine Podiumsdikussion.
Die 38. Tage Alter Musik widmen sich vom 14. bis 17. November der Musik in Osteuropa zwischen Mittelalter und frühem 19. Jahrhundert. Bei dieser Entdeckungsreise in eine terra incognita, die durch die politische Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg für westliche Musikliebhaber und Forscher weitgehend unzugänglich geworden war, setzt das vom WDR und der Stadt Herne ausgerichtete Festival regionale und inhaltliche Schwerpunkte.
Zu hören ist Frühbarock aus Siebenbürgen und Riga, Hochbarock aus Adelszentren wie dem Zarenhof in St. Petersburg und den Palästen der Esterhazy und Batthyany aus der Umgebung von Pressburg, bürgerliche Virtuosenmusik aus Lemberg, Warschau und Prag, Folklore aus der pannonischen Tiefebene mit ungarischen, slowakischen und rumänischen Wurzeln. Geistliche Musik der Renaissance, der serbisch-byzantinischen Schule sowie barocke Gesänge der russischorthodoxen Liturgie runden ein breit gefächertes Spektrum ab.
Wechselwirkungen aufzeigen
Die Werkauswahl erfolgt auch unter dem Aspekt, Wechselwirkungen der osteuropäischen Musik mit den unterschiedlichen Strömungen der westeuropäischen Klassik deutlich werden zu lassen, in einer Zeit der Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Konfessionen, aber auch mit den Einflüssen anderer Kulturen wie dem Osmanischen Reich oder der orthodoxen Liturgie. Die Gegensätze zwischen Stadtbürgertum und Landbevölkerung waren in dem von feudalistischen Strukturen bestimmten Osten Europas viel stärker ausgeprägt – ein Umstand, der auch in der Musik Spuren hinterlassen hat. Diese Einflüsse nachzuverfolgen, ist ebenfalls ein Anliegen des Festivals.
Dabei werden Komponisten und Sammler wie der rumänische Franziskanermönch János Kájoni und seine Sammlung deutscher und italienischer Künstler, aber auch ungarischer und rumänischer Gebrauchsmusik entdeckt. Vorgestellt werden auch im Westen unbekannte Meister wie der Tscheche Jan Dismas Zelenka mit seinem Melodram über den Heiligen Wenzel, Schutzpatron Böhmens, ebenso wie historische Instrumente und ihre Klangwelten, die nicht nur die Folklore prägen, sondern auch in der Kunstmusik Osteuropas hörbar werden.
Für den möglichst originalgetreuen Klang sorgen Spezialisten wie das Moskauer Orchester Pratum Integrum, das ungarische Barockensemble Musica Profana oder das slowakische Alte Musik-Ensemble Musica Aeterna; Meisterinterpreten der Kirchenmusik wie der Russische Patriarchatschor Moskau und das Ensemble Pavle Aksentijevic runden das Panorama ab.