Herne. . An diesem Donnerstag starten in Herne die “Tage für Alte Musik“. Sie widmen sich diesmal dem Thema “Die zehn Gebote“. Verschiedene Facetten der klassischen Musik drehen sich um das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ und den „glücklichen Liebeswechsel“.

Auch ein Beleg für den Reichtum, den Hernes „Tage für Alte Musik“ Jahr für Jahr den Schatten der Vergessenheit entreißen: Um ein Jahresmotto sind die Macher nie verlegen. Göttliche Gesetze gebieten 2012 dem Programm. Es beginnt am heutigen Donnerstag und heißt: „Die zehn Gebote.“

Das macht nun wirklich neugierig, wie Klänge aus Barock und Renaissance auf die Gesetzestafeln vom Berge Sinai passen sollen. Das Konzept fügt die jeweilige Musik zum einzelnen Verbot. Dem Begehren gen Weib des Nächsten begegnet man mit Musik von Vivaldi und anderen Meistern seiner Zeit. „Ich kann mir nichts Wollüstigeres und nichts Berührenderes vorstellen als diese Musik“ schwärmte ein Zeitgenosse von Vivaldis „Gardellino“-Bläserkonzerten. Zu hören sind sie Sonntag, 11 Uhr, im Herner Kulturzentrum.

Historische Aufführungspraxis

Am gleichen Tag und Ort antwortet abends (19 Uhr) Johann David Heinichens Oper „Der glückliche Liebeswechsel“ sinnlich aufs strenge „Du sollst nicht ehebrechen“. Mit der „Lautten Compagney“ ist eines der ganz starken deutschen Ensembles historischer Aufführungspraxis im Revier zu Gast.

Es ist spannend, die Kreativität des Programms zu sehen. Vater und Mutter ehren – das praktiziert das renommierte Festival über die Familie des Johann Sebastian Bach (Ensemble Lyriarte, heute, 21.30 Uhr, Kreuzeskirche). Kenner dürften dagegen Freude haben an der recht freien Festivaldeutung zu „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden“: Ein Konzert widmet sich „Fauxbourdon“, falscher Mehrstimmigkeit in der Musik. Zu hören sind kunstvolle Irrwege von Palestrina bis di Lasso. Die Capella de la Torre bringt das Samstag ab 23 Uhr in der Künstlerzeche Unser Fritz nächtlich zu Gehör.

Karten noch an den Tageskassen

Alle Konzerttermine finden sich unter www.tage-alter-musik.de. Es empfehlen sich zum Besuch unter anderem Scarlattis Oratorium vom ersten Sündenfall („Caino“, mit dem starken Ensemble „La Risonanza“, Sa., 20 Uhr, Kulturzentrum), was natürlich der kompositorische Reflex auf „Du sollst nicht töten“ ist. Ein heißes Eisen fasst die Podiumsdiskussion an. Samstag ab 11 Uhr gilt es im Westfälischen Museum für Archäologie der Frage, wie die Barockoper zwischen moderner Regie und historischem Instrument ihr Überleben sichert.

Das Festwochenende ist traditionell hochranging besetzt. Und so sei es nicht gotteslästerlich verstanden, dass wir dem Publikum das elfte Gebot nicht vorenthalten wollen: Du solltest mal hingehen!